Warteschlange vor dem Testzentrum am Schlossplatz in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Kovalenko

Der lang ersehnte Tag der Öffnung in Stuttgart hat einigen Testzentren in der Stadt einen wahren Ansturm beschert. Denn der negative Schnelltest ist für alle, die nicht zweimal geimpft oder genesen sind, die Eintrittskarte.

Stuttgart - Die Mittagspause wurde kurzerhand gestrichen. Ein Akt des Erbarmens der netten Mitarbeiter in der Station für Corona-Schnelltests auf dem Schlossplatz, weil die Warteschlange sonst wahrscheinlich bis zum Hauptbahnhof angewachsen wäre.

Denn dieser Donnerstag, der als Tag der Verheißung all der lang vermissten Vergnügen herbeigesehnt wurde, brachte schon vom frühen Morgen an einen wahren Ansturm auf die Teststationen. Endlich wieder auf der Terrasse vor dem Kunstmuseum einen Cappucino trinken können. Endlich wieder ohne click & collect und ohne Voranmeldung shoppen können. Und sogar abends vielleicht nett essen gehen.

Denn Läden und Gastronomie sind geöffnet, nachdem die Inzidenzzahlen seit fünf Werktagen auf einen Wert gefallen sind, der die Lockerungen der bisherigen Einschränkungen zulässt. Aber natürlich nur unter bestimmten Bedingungen: Entweder geimpft, und zwar zwei Mal, oder nach einer Corona-Erkrankung genesen oder per aktuellem Test als negativ befunden und ausgewiesen.

In der Innenstadt ballen sich die Testzentren

170 Testzentren gibt es in Stuttgart, allein in der Innenstadt zählt man neben dem Zelt auf dem Schlossplatz fünf beinahe in Sichtnähe. Svenja und Danja Hald warten vor der Station im Dorotheenquartier auf den Freibrief für ihre Pläne: „Wir haben uns hier schon mal testen lassen, damit wir bei Breuninger einkaufen konnten. Jetzt wollen wir nur einen Kaffee trinken gehen“, sagen sie. In ihrem Lieblingscafé, das wieder im Freien servieren darf!

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Hatice und Tuana, Mutter und Tochter, haben sich in die Warteschlange vor der Teststation an der Alten Kanzlei eingereiht und strahlen: „Wir brauchen den Test, weil wir verreisen wollen“, berichtet die Mutter voller Vorfreude auf einen Urlaub in Italien.

Julie und Zoe, auch ein Mutter- und Tochter-Gespann, steigen am Samstag ins Flugzeug nach Griechenland: „Das haben wir uns verdient“, lacht die Mutter, seit drei Jahren hätten sie keinen Urlaub mehr gemacht. Da spielen die zehn Minuten, die sie warten müssen, keine Rolle. Diana, 22 braucht dringend eine Umstandshose, Faiella und ihr Freund Angelo haben gerade Urlaub und nutzen die Freizeit für diese Prozedur, und Tobi (38) und Vanessa (32) wissen zwar noch nicht, ob und wohin sie am Abend ausgehen, wollen aber einfach gerüstet sein: „Bis jetzt waren wir noch nie beim Testen, weil wir gesund sind“, betont Tobi. „Aber jetzt sind wir natürlich dazu gezwungen“, umschreibt er den kleinen Tribut für mehr Freiheiten.

Buchungen im Bosch-Areal in die Höhe geschossen

„Bei uns ist die Zahl der Buchungen geradezu explodiert“, heißt es in der Teststation im Untergeschoß des Robert-Bosch-Areals, wo von 7 Uhr früh bis mittags schon 270 Testwillige gezählt wurden und für den Rest des Tages bis 18.30 Uhr weitere 200 Buchungen eingegangen sind. „Insgesamt sicher 50 Prozent mehr als sonst“, sagt Siegfried, einer der Tester. Man arbeite daher mit voller Besetzung.

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Das gilt auch im Zelt am Schlossplatz, wo die ganze Crew mit 23 Helfern an Bord ist. Phung Pey-Shan, eine von ihnen, bringt immer wieder den QR-Code zu den Wartenden, die ohne vorherige Anmeldung gekommen sind: „Aufs Smartphone laden, die persönlichen Daten ausfüllen, dann geht es schneller.“ Kein Problem für die meisten. Und wenn jemand kein Smartphone hat`? „Dann machen wir es manuell. Dauert halt ein bisschen länger.“

Es ist aber nicht nur der dringende Wunsch, die wieder gewonnene Freiheit nutzen zu können, der die Testzentren füllt. „Ich gehe regelmäßig einmal in der Woche zum Testen“, hört man immer wieder. Aus Vorsicht und zur Sicherheit. Wer weiß, vielleicht gehört diese Gesundheitsvorsorge mal so selbstverständlich zum Alltag wie Zähneputzen.