In der Mariengrotte auf dem Unterboihinger Friedhof haben Gläubige Kerzen angezündet. Quelle: Unbekannt

An diesem Datum, das 40 Tage nach Weihnachten liegt, werden Christbäume weggeworfen und Krippen abgebaut. Daran halten sich heute nur noch wenige. In der Wendlinger Kirche St. Kolumban werden im Familiengottesdienst die Kerzen für das Kirchenjahr geweiht. Auch im bäuerlichen Leben ist das Datum wichtig.

Mit Kindern feiert die Wendlinger Pastoralreferentin Susanne Hepp-Kottmann den Festtag „Mariä Lichtmess“ besonders gerne. „Da spüren sie, wie die leuchtenden Kerzen Licht in die dunkle Jahreszeit bringen.“ Damit schafft die Grundschullehrerin, die im Team der katholischen Gemeinde St. Kolumban arbeitet, eine Atmosphäre, die den Jungen und Mädchen den Sinn des Festtages auf einer sinnlichen Ebene transparent macht.

Morgen um 18.30 Uhr findet in der katholischen Kirche St. Kolumban in Wendlingen ein Familiengottesdienst statt. „In der Kirche werden die Kerzen für das ganze Kirchenjahr geweiht“, erzählt Hepp-Kottmann. Die Kommunionkinder dürfen auch ihre Kerzen von zuhause mitbringen, die Dekan Paul Magino dann segnet. Danach gibt es eine Lichterprozession durch Unterboihingen. So halten die katholischen Christen diese Tradition lebendig.

„Uns ist es aber auch wichtig, mit dem Gottesdienst Kindern und Erwachsenen den biblischen Sinn des Tages zu vermitteln“, sagt die Theologin Ulrike Altherr, die ebenfalls als Pastoralreferentin in der Gemeinde St. Kolumban arbeitet. Bis 1970 wurde der Tag „Mariä Lichtmess“ genannt, inzwischen redet man vom Fest der „Darstellung des Herrn im Tempel“.

Die biblische Geschichte dazu ist im zweiten Kapitel des Lukas-Evangeliums festgehalten: Die Mutter Maria wanderte 40 Tage nach der Geburt ihres Sohnes Jesus zum Tempel in Jerusalem. Frauen galten damals nach der Geburt als „unrein“. Zudem gehörten im Judentum alle erstgeborenen Söhne Gott. Sie mussten von den Eltern mit einem sogenannten Reinigungsopfer ausgelöst werden; das waren bei Maria zwei Turtel- und zwei Felsentauben. So kam Jesus erstmals mit in den Tempel. Dort sahen der Greis Simeon und die Prophetin Hanna, dass Jesus kein gewöhnliches Kind war. Sie erkannten in ihm den Heiland, der später „das Licht der Welt“ werden sollte. „Mariä Lichtmess“ heißt das Fest, weil es an die rituelle Reinigung der Gottesmutter erinnert - und seinen Ursprung in einer heidnischen Sühneprozession der Römer hat, die mit Lichtern begangen wurde.

Mit dem Gottesdienst an Mariä Lichtmess wollen die Pastoralreferentinnen religiöse Inhalte auf die Erfahrungswelt der Kinder übertragen. Deshalb wird es zunächst ganz dunkel in der Kirche. „Manchmal ist es in Menschen dunkel, wenn sie sehr traurig sind und sich einsam fühlen“, sagt Hepp-Kottmann. Jesus mache das Leben der Menschen hell. So lässt sich das Thema kinderleicht erklären.

Wenn die Jungen und Mädchen dann vor der Prozession gegenseitig ihre Kerzen anzünden, erkennen sie nach den Worten von Altherr, dass das Licht mehr wird. „Das Dunkel können wir nicht wegnehmen. Aber wir können Licht ins Dunkel bringen.“

In manchen katholischen Gemeinden gehört zum Gottesdienst an Mariä Lichtmess auch der „Blasiussegen“. Der Tag des Heiligen, der zu den 14 biblischen Helfern in Notlagen zählt, wird am 3. Februar, gefeiert. Blasius von Sebaste war der Überlieferung nach Bischof von Sebaste in Kleinasien. „Die bekannteste Erzählung über Blasius berichtet, wie er während seiner Gefangenschaft in einem römischen Gefängnis einem jungen Mann, der an einer Fischgräte zu ersticken drohte, das Leben rettete“, erzählt Ulrike Altherr. „Blasius soll gegen Halskrankheiten und gegen das Böse helfen.“ Wenn der Blasius-segen gespendet wird, halten der Priester oder der Diakon den Gläubigen zwei brennende Kerzen vors Gesicht, die gekreuzt werden.

Um den Lichtmesstag ranken sich Bräuche, an die sich heute nur noch wenige Katholiken halten. Manche lassen ihren Weihnachtsbaum bis zu dem Datum stehen. Außerdem werden die Weihnachtskrippen abgebaut. Schließlich war es früher auf den Dörfern noch bis zum Lichtmesstag üblich, sich ein gutes neues Jahr zu wünschen.

Gerda Sautter von der Schwäbischen Landpartie bietet morgen um 14 Uhr einen Spaziergang rund um Beuren an. Dabei erzählt sie über Traditionen des Lichtmesstags. Anmeldung: Tel. 0 70 23/90 87 18.

Mariä Lichtmess in der Bäuerlichen Tradition

Tag des Wechsels der Knechte und Mägde: An Mariä Lichtmess wechselten früher die Knechte und Mägde auf Bauernhöfen ihre Arbeitgeber. Außerdem war der 2. Februar Zahltag. Für jene, die auf den Höfen blieben, gab es ein gutes Essen und einige Tage frei. „Bis zum 5. Februar, dem Agatha-Tag, mussten die Dienstboten auf den Höfen dann nicht mehr arbeiten“, sagt die Volkskundlerin Ulrike Zimmermann, die auf dem Schlossgut Köngen das Hofcafé betreibt. Diese Zeitspanne nannte man „Schlenkeltage“ und es gab dazu auch ein Gebäck.

Volksweisheiten: Um den kirchlichen Festtag, der rein formal den Anfang des Bauernjahrs markierte, ranken sich nach Ulrike Zimmermanns Worten viele Bauernweisheiten, die heute noch verbreitet sind. „Lichtmess - bei Tag ess“ deutet darauf hin, dass die Tage wieder länger werden und es auch beim Abendessen draußen wieder hell ist. „Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee“ besagt, dass auf einen warmen Lichtmesstag Kälte folgen soll.

Bedeutung im bäuerlichen Kalender: „In der Landwirtschaft spielt der Lichtmesstag heute keine so wichtige Rolle mehr“, sind sich Zimmermann und ihr Ehemann Markus Eppinger einig. Der Landwirt bewirtschaftet mit seinem Schwiegervater Michael Zimmermann das Schlossgut. Am 2. Februar halten viele Bauernverbände allerdings bis heute ihre traditionellen Lichtmess-Tagungen ab, die ausdrücklich diesen Namen tragen. So verweisen die Bauern zumindest formal auf das Datum, das in ihrem Kalender einst so wichtig war.

Der Beginn des landwirtschaftlichen Jahres: Obwohl der Lichtmesstag für junge Landwirte seine Bedeutung verloren hat, endet für Markus Eppinger und seine Mitarbeiter um diese Zeit die Weihnachtszeit. „Wir haben immer sehr viel zu tun“, sagt er. Neben der Wartung der Maschinen werde die Buchhaltung gemacht. „Und wir haben auch einige Angus-Rinder, die versorgt werden wollen.“