Martina Fehrlen sieht sich gewappnet für das Amt. Als Bürgermeisterin will sie eine bürger- und wirtschaftsnahe Verwaltung repräsentieren. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

„So schlecht geht’s Altbach nicht“, sagt Martina Fehrlen. Deswegen sei es so attraktiv, in der Gemeinde Bürgermeister zu werden, findet die einzige weibliche Kandidatin für das Amt. Im Wahlkampf will sie mit ihrer Erfahrung in der Verwaltungsarbeit, Dialogbereitschaft und Bürgerbeteiligung punkten.

Von Greta Gramberg

„Das klassische Bild eines Bürgermeisters ist der Mann“, weiß Martina Fehrlen. Nur 7,5 Prozent aller Rathausspitzen in Baden-Württemberg seien mit Frauen besetzt. Dabei steht für die 39-Jährige fest, dass sie in dieser Position nicht weniger Kompetenz, Durchsetzungsstärke oder zeitliche Flexibilität als die männlichen Mitbewerber beweisen würde. Die Mutter einer zweieinhalb Jahre alten Tochter wird immer wieder auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angesprochen - auch an diesem Abend, als sie sich den Fragen der Mitglieder des Altbacher Bundes der Selbstständigen (BdS) stellt. „Haben Sie das auch meine männlichen Mitbewerber gefragt?“, antwortet Fehrlen freundlich, aber bestimmt.

Schließlich arbeitet die Geschäftsführerin des Instituts für Weiterbildung an der Hochschule Esslingen bereits Vollzeit. Mit ihrem Mann teilt sie sich Haushalt und Erziehung. Und ihre Schwiegermutter kümmert sich viel um die kleine Katharina. Wegen der Nähe zu ihr wird Fehrlen im Falle ihrer Wahl auch nicht von Sulzgries nach Altbach ziehen, macht sie klar. So könne sie sich besser auf die Arbeit konzentrieren und sei flexibler. „Es ist wichtig, wo ich wach bin, und nicht, wo ich schlafe“, sagt Fehrlen.

Verwaltungs- und führungsgeübt

Fachlich sieht sich die Diplom-Verwaltungswissenschaftlerin gut auf das Amt vorbereitet. Nach dem Studium hat sie ein Trainee-Programm der Stadt Dortmund absolviert und hier verschiedene Ämter kennengelernt. Im Anschluss arbeitete Fehrlen bei einem Beratungsunternehmen für den öffentlichen Dienst und schließlich als Geschäftsführerin eines Regionalmanagements, einer Kooperation von Wirtschaft, Kommunen und Landkreis. Wirtschaftsförderung, Gemeindehaushalt, Stadtentwicklungsprogramme, Bürgerbeteiligung- in alldem hat sie Erfahrung, macht Fehrlen deutlich. Und auch als Chefin. „Ein Bürgermeister ist eine Person, bei der man gerne seine Anliegen anspricht, mit der man sich beim Fest gesellig austauscht, die aber auch bereit ist, Konflikte auszustehen“, so definiert die 39-Jährige die Rolle.

Beim Gespräch mit dem BdS auf dem Hof von Familie Seifried zeigt Martina Fehrlen, dass sie auch bei kritischen Fragen nicht um eine Antwort verlegen ist. Sie und ihr Mann Dirk stammen aus politisch aktiven Familien. Schwiegervater Ulrich Fehrlen ist Esslinger FDP-Stadt- und Kreisrat sowie Vorsitzender der Turnerschaft. Die geborene Ludwigsburgerin ist Tochter von Ingo Schwytz, der in der Barockstadt CDU-Stadt- und Kreisrat sowie Vorsitzender des Männerturnvereins war. „Bei uns zuhause wird am Küchentisch über Politik diskutiert“, sagt Martina Fehrlen.

Trotz ihrer CDU-Mitgliedschaft verspricht sie aber, in Altbach nicht parteipolitisch motiviert zu handeln. Fehrlen setzt auf ein dialog- und sachorientiertes Verfahren. „Ich bin vom Typ her jemand, der offen an ein Thema rangeht, nicht in der Diskussion die eigene Meinung durchsetzt, sondern das Beste rausholt für Altbach.“ Auch die Beteiligung der Bürger ist für die frühere Kommunalberaterin wichtig. Es sei besser, die Bevölkerung zu Beginn zu beteiligen, um sich am Ende Ärger, Zeit und Kosten zu sparen.

Obwohl sie die öffentliche Diskussion zuletzt stark prägte, sieht Fehrlen die Finanzlage der Gemeinde nicht dramatisch: „Ein Kaputtsparen der Infrastruktur und des Gemeindelebens darf es nicht geben.“ Sie sei zuversichtlich, dass die EnBW, früher Hauptgewerbesteuergeber der Gemeinde, den Turnaround wieder schaffe. Fehrlen hält es für besser, vor allem an der Einnahmenseite zu schrauben: mehr Steuermittel durch Zuzug und Wirtschaftsförderung zu generieren.

Im Umzug ins neue Rathaus sieht Fehrlen die Chance, die Verwaltung transparenter und bürgerfreundlicher zu gestalten - ein Thema, auf das sie häufig angesprochen werde. „Wichtig ist die Ausweitung der Öffnungszeiten der Gemeinde“, findet die Verwaltungswissenschaftlerin. Dass das Rathaus nur an einem Nachmittag in der Woche geöffnet sei, sei nicht zeitgemäß. Nicht vorgreifen, sondern einen Bürgerdialog starten, will die 39-Jährige in der Frage, was mit den beiden alten Rathäusern geschieht. Eine Idee für den historischen Bau hat sie aber schon auf Facebook zur Diskussion gestellt: einen Coworking-Space (also Arbeitsräume zum Anmieten) oder ein Gründerzentrum zu schaffen.

Ebenfalls wichtig ist Martina Fehrlen, dass das Vereinsleben gefördert wird. Sie und ihr Mann, der lange im Handball aktiv war, haben durch den Sport auch in Altbach viele Freunde. „Wir kommen aus den Vereinen, wir leben das, es ist etwas identitätsstiftendes.“ Wichtig sei etwa, beim Gerätehaus der Feuerwehr etwas zu ändern, um dieses wichtige Ehrenamt attraktiv zu halten. Zurückhaltender ist sie beim Thema Einzelhandel in der Ortsmitte: vielleicht komme mit dem neuen Rathaus und Gesundheitszentrum wieder mehr Laufkundschaft, sodass sich auch innerorts ein Laden halten könne. Allgemein lobt die Kandidatin die Einkaufsmöglichkeiten in Altbach: Wegen der guten Parksituation komme sie selbst gerne mittwochs auf den Markt und fahre zu Aldi und Lidl. Sie finde die Gemeinde sehr sympathisch, begründet Fehrlen ihre Kandidatur. „Altbach hat eine Größe, bei der man viel gestalten kann.“ Außerdem zeige das Zusammenspiel mit den Vereinen einen großen Zusammenhalt in der Gemeinde. In den kommenden Wochen ist sie mittwochs auf dem Wochenmarkt und bei Haustürgesprächen anzutreffen.

www.martina-fehrlen.de

Zur Person

Andrea Martina Fehrlen (39) - Rufname Martina - ist in Ludwigsburg geboren und lebt mit Ehemann und Tochter in Esslingen. Nach dem Abitur studierte sie Verwaltungswissenschaft in Konstanz und Politikwissenschaft an der Universidad di Granada, Spanien. Seit 2012 ist sie Geschäftsführerin am Institut für Weiterbildung der Hochschule Esslingen. Fehrlen ist Schöffin am Amtsgericht Esslingen, Vorsitzende der Kreis-Frauen Union, Beisitzerin im Vorstand der Kreis-CDU und Trägerin der goldenen Ehrennadel der Wirtschaftsjunioren. Zu ihren Hobbys zählt sie Wandern und Yoga.

Am 12. November ist Bürgermeisterwahl in Altbach. Es gibt drei Kandidaten, die die EZ in einer Reihe porträtiert. Heute stellen wir Martina Fehrlen vor, gestern war André Trippe an der Reihe. Morgen stellen wir Martin Funk vor.