Der Zusammenhalt ist wichtig: Maria Segura Palléres (links) und Britt Bongaerts. Foto: Baumann

Das Stuttgarter Bundesliga-Team muss den Tod seines Meistertrainers Tore Aleksandersen verarbeiten, zugleich stehen wichtige Partien an. Spielerinnen und Verantwortliche stützen sich gegenseitig.

Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart durchleben eine Zeit schwieriger Prüfungen. Sportlich, aber auch emotional. Es stehen wichtige Spiele an, und zugleich ist der Verlust von Meistertrainer Tore Aleksandersen, der vor einer Woche den Kampf gegen den Krebs verloren hat, noch längst nicht verarbeitet. „Es gibt Momente, in denen wir gemeinsam weinen, und Momente, in denen wir zusammen lachen, wenn wir an ihn denken“, sagt Kim Renkema, die Sportdirektorin des Bundesligisten, „es ist wie eine Fahrt in der Gefühlsachterbahn.“ Mit Dresden als nächstem Halt.

An diesem Donnerstag (20 Uhr) geht es beim Dauerkonkurrenten in Sachsen um den Einzug ins Pokalfinale und somit darum, sich die Chancen auf den zweiten Titel der Saison nach dem Supercup zu erhalten. Für Allianz MTV Stuttgart zählt allein der Sieg, und dennoch ist Kim Renkema ausnahmsweise froh darüber, dass ihr Team auswärts antritt. „In unserer Situation“, sagt sie, „wäre ein Heimspiel emotional kaum zu verarbeiten.“

Krystal Rivers: „Wir gehen da gemeinsam durch“

Leicht wird es für die Mannschaft allerdings auch in der Fremde nicht – weil immer wieder Erinnerungen hochkommen. Das Duell am vergangenen Samstag beim SC Potsdam fand zum Beispiel in jener Arena statt, in der Tore Aleksandersen mit seinem Team im Mai die Meisterschale geholt hatte. Es war die letzte gemeinsame Reise. Nun flossen schon beim Betreten der Halle bei einigen Spielerinnen die Tränen, noch kurz vor dem ersten Aufschlag hatten sie mit ihrer Trauer zu kämpfen. Um dann 3:0 zu gewinnen, im Gedenken an ihren Ex-Trainer. „Das war eine beeindruckende Leistung“, sagt Kim Renkema, „die Mannschaft macht es sehr gut. So gut es unter den Umständen eben geht.“

Der Verein hat den Spielerinnen angeboten, ihnen professionelle Hilfe von außen zur Verfügung zu stellen, gemeldet hat sich bisher niemand. Stattdessen wandte sich Krystal Rivers an ihre Sportchefin und meinte: „Wir gehen da gemeinsam durch.“

Das Team stützt sich selbst, am Freitag dürfte das besonders nötig sein. Am späten Vormittag wird Tore Aleksandersen in seiner norwegischen Heimat beerdigt, rund 1000 Trauergäste werden in Molde erwartet. Von seinem letzten Verein wird niemand dabei sein, das ist angesichts der Pokalpartie am späten Donnerstag zeitlich nicht möglich. Noch in der Nacht wird die Mannschaft nach Stuttgart zurückreisen. Die Spielerinnen, die es möchten, werden den Livestream der Beerdigung in einem Besprechungsraum der Scharrena gemeinsam anschauen. Um sich anschließend, das erfordert der eng getaktete Terminplan, auf die weiteren sportlichen Aufgaben in der Bundesliga vorzubereiten.

Abschiedsspiel am Dienstag

Am Samstag geht es zum VC Wiesbaden (19 Uhr), am Dienstag (19 Uhr) steht dann nach sieben Auswärtsspielen in Serie wieder eine Partie in der Scharrena an – gegen Tabellenführer SSC Schwerin, den zweiten Herzensverein von Tore Aleksandersen, mit dem der Norweger einst vier Titel holte (Meister 2006 und 2011, Pokalsieg 2006 und 2007). Beide Clubs werden zusammen an ihre Zeit mit dem Trainer erinnern, es dürfte ein bewegender Abschied werden, zumal auch die Familie von Tore Aleksandersen in der Halle sein wird. „Wir wollen keine riesengroße Aktion machen, schließlich muss danach ja auch noch das Spiel gespielt werden. Das Gedenken wird kurz, aber schön“, sagt Kim Renkema, für die klar ist, dass die Partie gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter sportlich weniger bedeutend ist als in normalen Zeiten: „An dem Tag stehen die Emotionen im Vordergrund.“

Es dürfte die nächste harte Prüfung für die Stuttgarter Volleyballerinnen werden.

Ein Terminplan ohne Auszeiten

Pokal
Im Halbfinale spielen die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart an diesem Donnerstag (20 Uhr) beim Dresdner SC. Das zweite Duell bestreiten die Roten Raben Vilsbiburg und der SC Potsdam. Im Free-TV zeigt Sport 1 eine Konferenzschaltung.

Bundesliga
An diesem Samstag müssen die Stuttgarterinnen in Wiesbaden ran, danach folgen Heimspiele gegen SSC Schwerin (19. 12.) und USC Münster (23. 12.). Nach Weihnachten geht es nach Vilsbiburg (30. 12.), im neuen Jahr gegen den VfB Suhl (4. 1.) und den VC Neuwied (13. 1./alle Spiele um 19 Uhr).

Champions League
Noch zwei Heimspiele stehen an: gegen PGE Rysice Rzeszow (10. 1.) und Asterix Avo Beveren (16. 1./beide um 19 Uhr).