Die Demontage und Aufbereitung von Elektrogeräten ist ein wichtiges Standbein für die Esslinger Beschäftigungsinitiative. Archiv Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Ein Auto, das erheblich mehr Feinstaub aufnimmt, als es verursacht - davon träumt Albert Kamm aus Aichwald nicht nur, er hält es für machbar. Seit zehn Jahren arbeitet er zusammen mit Partnern an einem Feinstaubfilter, der an Fahrzeugen montiert wird. Neuen Schwung erhält das Projekt durch den Gewinn des „Deutschen Ideen-Preises 2016“ in der Kategorie „Beste Umweltidee“.

Von Klaus Harter

Verliehen hat den Preis das Deutsche Institut für Betriebswirtschaft, ein Geschäftsbereich der Dekra Media GmbH. Das Team Kamm Data mit Sitz in Schanbach hat das Projekt bisher im wesentlichen in Kooperation mit dem Fachbereich Fahrzeugtechnik Service der Hochschule Esslingen vorangetrieben. Die Jury prämiert eine Idee, die eine Umweltbelastung verringern soll. Der Feinstaubfilter sei „ein technisch-wirtschaftlicher Beitrag in Anknüpfung an das Verursacherprinzip“. Die Preisrichter würdigen gleichzeitig auch die Kooperation eines Unternehmens mit einer Hochschule: „Solche Partnerschaften sind in besonderem Maße förderungswürdig und bringen innovative Ideen mit deutlich niedrigerem Zeit- und Erprobungsaufwand in die konkrete Umsetzung“.

Der Feinstaubfilter soll nicht nur den Feinstaub aufnehmen, der direkt über der Fahrbahn aufgewirbelt wird, sondern könne die Schadstoffe bis zu einer Höhe von vier Metern aus der Luft einsammeln, erklärt Albert Kamm. Er könne an verschiedenen Stellen eines Fahrzeugs angebracht werden. Eine Nachrüstung von Autos, so haben die bisherigen Untersuchungen gezeigt, wäre wegen des Platzbedarfs nicht möglich. Die Filter müssten daher gleich bei der Konstruktion von Neuwagen berücksichtigt werden. Ein nachträglicher Einbau an größeren Nutzfahrzeugen sei dagegen erfolgversprechender, stellen die Projektpartner fest.

Nachdem er die Idee eines Feinstaubfilters bei der feierlichen Preisverleihung im Ballsaal eines Hotels in Leipzig vorgestellt hatte, habe er von den Gästen viel Zuspruch erhalten, weiter zu machen, erzählt Kamm. „Ich versuche jetzt, richtig Dampf zu machen.“ Der Preis gebe dem Projekt Auftrieb. „Die Idee ist jetzt anerkannt.“ Wegen der konstruktiven Voraussetzungen ist es Albert Kamm besonders wichtig, rasch einen Automobilhersteller für das Projekt zu gewinnen. „Jetzt muss ein Prototyp erstellt werden.“ Für die Entwicklung des Feinstaubfilters braucht er aber noch weitere Partner. Derzeit ist er dabei, ein Konsortium zusammenzustellen und zusammen mit dem Lichtenwalder Beratungsunternehmen DWHS Förderanträge zu erstellen.

In engem Kontakt ist Kamm mit einer Firma, die das Filterelement entwickelt. Ein weiterer Partner ist nötig für die Konstruktion des Kastens, in den der Filter kommt. Schließlich muss dafür Platz im Fahrzeug geschaffen werden. Weitere Aufgabe sind die elektronische Steuerung und die Sensorik. Beispielsweise muss die Klappe schließen, wenn es regnet. Auch die Luftführung muss berechnet werden, weil der Filter Umgebungsluft aufnehmen soll. Wichtig ist ein Windkanal für die Tests.

Optimistisch ist Kamm, weil seit der Preisverleihung mehrere Experten auf ihn zugekommen sind, die Interesse an dem Projekt haben. Weiterhin dabei haben will der Unternehmer die Hochschule Esslingen, an deren Fachbereich Fahrzeugtechnik Service er Lehrbeauftragter ist und die er als Sponsor finanziell unterstützt.

Bisher haben Fahrzeuge die Funktion, „Menschen mobil zu halten sowie Lasten und Güter zu transportieren“, sagt Albert Kamm. Künftig soll eine dritte Funktion dazukommen: der Beitrag zur Luftreinhaltung. Die Zahl der Autos werde weltweit nicht ab-, sondern zunehmen. Seine Vision: „Ab 2020 Staubsauger in jedem Auto.“