Untätigkeit werfen Zahnarzt Arenas (links) und Hausverwalter Markoc der Stadt vor. Im Hintergrund der Müll- und Abstellplatz des früheren Hotels „Fritz“, auf dem sich die Ratten tummeln.Gar nicht niedlich, wenn sie wie hier in Plochingen zur Plage werden Foto: oh

Seit Jahren beschwert sich Zahnarzt Agustin Arenas über eine Schmuddelecke vor seiner Praxis in Plochingen, die mehr und mehr Ratten anzieht. Die Behörden ignorieren das Problem.

Plochingen - Jeder kennt das Problem: Wo sich über längere Zeit Müll auftürmt, der dann auch noch vermischt ist mit Speiseresten, macht sich schnell Ungeziefer breit. Und irgendwann kommen die Ratten. In der freien Natur drückt man da vielleicht ein Auge zu, aber in der Stadt ist das nicht akzeptabel, schon gar nicht an einer öffentlich stark frequentierten Stelle. Zahnarzt Agustin Arenas Balbuena ist verärgert darüber, dass sich so eine Schmuddelecke direkt vor seiner Praxis in der Eisenbahnstraße in Plochingen befindet. Seit Jahren kämpft er um Abhilfe, wie ein ganzer Stapel von Schriftstücken belegt. Doch wirklich helfen will ihm keiner: die Stadt als zuständige lokale Ordnungsbehörde nicht und auch das Landratsamt als übergeordnete Stelle nicht. Tatsache ist, dass sich unmittelbar neben dem Parkplatz, den die Patienten des Zahnarztes nutzen, unzählige Ratten tummeln. Kürzlich habe einer sogar ein Tier mit dem Auto überfahren, berichtet Arenas. „Die Ratten laufen hier manchmal herum wie auf einer Autobahn“, berichtet er. Über den Anblick will er nicht groß klagen, aber vor allem aus hygienischen Gründen dürfe er diesen Zustand nicht akzeptieren.

Kein schöner Anblick

Der Ort des Ärgernisses befindet sich neben dem früheren Hotel „Fritz“. Das Gebäude, in dessen Erdgeschoss sich der „Club Lion“, eine Musik-Bar Lounge, befindet, wird heute vom Landkreis als Übergangswohnheim betrieben. Dutzende Bewohner unterschiedlicher Nationalitäten haben hier eine vorübergehende Bleibe gefunden. Unmittelbar neben dem Haus befindet sich, mit Eisengittern umzäunt, ein Abstellschuppen, in und vor dem allerlei Gerümpel gelagert ist. Vor der Hütte liegt eine entsorgte Matratze, ein Einkaufswagen steht herum. Und es gibt drei mehr oder minder gefüllte Müllcontainer. Als Beobachter braucht man nicht lange zu warten, um die ersten Ratten vorbeihuschen zu sehen. Keine Frage: Das hier ist kein schöner Anblick. Wer würde sich als Anwohner da nicht aufregen über eine Rattenplage, die mit mehr Ordnung und Sauberkeit leicht zu vermeiden wäre?

„Das hat schon viel wilder ausgesehen“, berichtet Karel Markoc. Zum Beweis zeigt er dem EZ-Reporter Handy-Bilder mit Bergen von Müll. Als Verwalter zweier benachbarter Gebäude – in einem davon ist die Zahnarztpraxis samt Labor untergebracht – muss Markoc hier nach dem Rechten schauen und natürlich auch für geordnete Verhältnisse sorgen. Die Zustände hält Markoc für nicht akzeptabel. Mit Recht beschwerten sich dauernd die Mieter. „Wann geschieht endlich etwas? Für alle, die hier wohnen oder arbeiten, ist das eine Zumutung.“ Sauer ist Markoc vor allem auf die Stadt, weil die sich nicht um den Schandfleck kümmere.

Unbefriedigende Antwort

Das Problem gibt es seit Jahren. 2014 hat Arenas seine Zahnarztpraxis eröffnet, die erste Beschwerdemail stammt vom Juli 2016. Passiert ist seither, außer, dass mal etwas aufgeräumt wurde, so gut wie nichts.

Verärgert ist Arenas über die „Ignoranz“, auf die er mit seinem Anliegen bei den zuständigen Behörden stößt. Er verweist dabei auf eine Antwortmail von Bürgermeister Frank Buß an seinen Vermieter. Das Problem habe in der Stadtverwaltung „nicht die oberste Priorität“, reagiert der Rathauschef auf eine Beschwerde. Die Sache sei wohl eher als nachbarschaftliche Auseinandersetzung zu sehen, deswegen empfiehlt Buß zur Lösung des Konflikts den privat-rechtlichen Weg. Für einen öffentlich-rechtlichen Bescheid fehle hier die Grundlage. Eingreifen müsse man nur, wenn übertragbare Krankheiten aufträten oder Gefahren für die Gesundheit abzuwenden seien, so der Bürgermeister in seiner Mail.

Ebenso ratlos lässt Zahnarzt Arenas und Hausverwalter Markoc eine Mail des Landratsamtes Esslingen zurück, auch die stammt von Februar 2020. Christian Baron, der Dezernent für die Bereiche Gesundheit, Ordnung und Verkehr, lässt darin wissen, dass das Gesundheits- und das Veterinäramt der Kreisbehörde, informiert seien. Die Landkreisverwaltung stehe mit der Stadt Plochingen in Kontakt, so Baron. „Diese nimmt bereits die vor Ort erforderlichen Maßnahmen in Angriff.“ Gesehen haben Arenas und Markoc davon noch nichts.