Die Radler freuen sich über die neue, sichere Radwegeführung entlang der Hohenheimer und Breslauer Straße. Aber ihnen fehlt unter anderem das Pendant bergab. Foto: oh

Lange hat der ADFC-Kreisverband auf den neuen Radweg von der Esslinger Pliensauvorstadt in die Parksiedlung Ostfildern gewartet. Jetzt ist er fertig und auch aus Sicht des Radfahrerverbands eine attraktive Verbindung geworden. Allerdings sei auch er nur Stückwerk und entspreche nicht dem Stand der Technik.

Esslingen - Der neue Radweg bergauf entlang der Hohenheimer und Breslauer Straße, der jetzt freigegeben wurde, ruft beim ADFC Kreisverband Esslingen gemischte Gefühle hervor. „Dieser Radweg macht das Radeln von Esslingen nach Ostfildern wesentlich attraktiver, er kommt jedoch viel zu spät, bietet keine durchgehende Verbindung, weil die Anschlüsse auf beiden Seiten fehlen, er entspricht nicht dem Stand der Technik und bietet keinerlei Verbesserung für die Gegenrichtung, also die Talfahrt hinunter nach Esslingen“, schreibt der ADFC-Kreisvorsitzende Thomas Rumpf.

Denn weil es auf der Bergab-Seite keinen Platz für Rad- und Gehweg gibt, können Radler dort nur auf der Fahrbahn zwischen Autos und Bussen fahren. Für deren Sicherheit fordert der ADFC nicht nur die Beseitigung der Schlaglöcher auf der Fahrbahn, sondern auch eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 40 Stundenkilometer, ein Verbot, Radler zu überholen, und eine konsequente Verkehrsüberwachung. Statt auch bergab ein sichere Radverkehrsführung anzustreben, plane man in Ostfildern Parkplätze, kritisiert Rumpf. „Offenbar sind Parkplätze für wenige Nutzer noch immer wichtiger als die Sicherheit hunderter Radler, die tägliche dort fahren (würden).“

„Wichtige Verbindung“

Selbstredend freut sich der ADFC über „diese wichtige Verbindung aus dem Neckartal auf die Filderhöhe“, die mit ihrer sechsprozentigen Steigung auch ohne Motorunterstützung gut überwunden werden könne. „Jetzt ist es endlich möglich, zumindest ab Einmündung Champagnestraße in die Hohenheimer Straße bis zur Panoramaplattform in der Parksiedlung auf einem der wenigen reinen Radwege in Esslingen“ sicher radeln zu können, lobt der ADFC die Umwandlung der ehemaligen Autospur. Vor dem Abzweig zur Mutzenreisstraße gehe es dann jedoch wieder gemeinsam mit Fußgängern auf dem verbreiterten ehemaligen Fußweg weiter. Aus Kostengründen wurden dort – wie schon an der Zollbergstraße und an der Nellinger Linde – die mitten auf dem Weg stehenden Ampel- und Verkehrszeichen-Masten und ein Baum nicht entfernt. „Warum stattdessen die nur selten angefahrene Bushaltestelle Mutzenreisstraße stark verbreitert wurde, ohne gleichzeitig die gesetzlich vorgeschriebene Barrierefreiheit zu realisieren, ist nicht verständlich. Um Kosten und Flächenversiegelung zu sparen, hätte man die Busbucht für den Radverkehr freigeben können.“ Eingespart wurde stattdessen der in den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen ERA 2010 vorgesehene 1,75 Meter breite Sicherheitstrennstreifen. „Da vom Land geförderte Radverkehrsmaßnahmen der ERA entsprechen müssen, dürfte hier sogar die Förderung gefährdet sein“, heißt es in der ADFC-Mitteilung.

Warum nicht durchgehend geplant?

Am Ende des Wegs an der Panoramaplattform in Ostfildern würden Radler wieder auf die Fahrbahn und in den als langjährigen Unfallschwerpunkt bekannten Kreuzungsbereich Breslauer- /Robert-Koch-Straße geleitet, ist es für den ADFC völlig unverständlich, „warum nicht durchgehend bis zur Kreuzung geplant wurde“. Der ADFC kritisiert, dass der Radweg an der Breslauer Straße bereits 1997 in dem Radverkehrskonzept Ostfildern dokumentiert, aber erst 2015 gemeinsam mit Esslingen geplant wurde. Zudem sei der Radfahrerverband erst Ende 2018 über die Details informiert worden – und auch das nur nach eigenem Nachhaken. „Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit und Nutzbarkeit sowie zur Beseitigung offensichtlicher Mängel wurden überwiegend abgelehnt oder auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben“, bedauert der ADFC. Bund und Land böten umfangreiche Fördermittel für den Ausbau der Radinfrastruktur an, die schnelle und effiziente Umsetzung vor Ort müsse aber zusammen mit den Nutzern und ausreichend personellen und finanziellen Ressourcen erfolgen. Und es dürfe nicht „wie bisher bei Stückwerk bleiben“.