Zur Nachmittagsbetreuung gehört auch das Mittagessen. In der Rohräckerschule und an den anderen sonderpädagogischen Einrichtungen des Landkreises wird dieses Angebot ab Februar Standard. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Eltern von behinderten Kindern können sich ab Februar 2017 mehr Entlastung verschaffen. Der Landkreis baut an seinen sonderpädagogischen Bildungszentren die Nachmittags- und Ferienbetreuung aus. Der Kreistag hat dafür 567 000 Euro bewilligt, allerdings in der Hoffnung, dass das Land bald einen Teil der Kosten für diese Ganztagsbetreuung übernimmt.

Von Roland Kurz

„Jetzt ist verlässliches Handeln angesagt. Das Wohl des Kindes darf nicht nur in Wahlprogrammen stehen“, sagte CDU-Kreisrätin Ursula Merkle, die schon länger an diesem Brett bohrt. Es sei nicht verständlich, warum an der Rohräckerschule mittwochs und freitags um 12 Uhr Schluss sei. Gerade Eltern von mehrfach behinderten Kindern hätten die Nachmittagsbetreuung am Nötigsten. Bei einer Umfrage hatten 120 Eltern Bedarf für die Nachmittagsbetreuung und 190 Eltern für die Ferienbetreuung angemeldet. Eine Betreuung in den ersten beiden Ferienwochen soll es erstmals im Sommer 2017 geben.

Mit der Aussicht, dass sich die jahrelange, teure Sanierung der Esslinger Rohräckerschule dem Ende zuneigt, öffnete sich auch Landrat Heinz Eininger diesem Anliegen: „Die vollständige Ganztagsschule ist zeitgemäß, sie gehört gerade im Sonderschulbereich zu einem modernen Bildungsangebot.“ Die zusätzlichen Betreuungsangebote wird es auch an der Bodelschwingh-Schule in Nürtingen und an der Verbundschule in Dettingen geben.

Auch die Freien Wähler, die dem Vernehmen nach zunächst von dieser freiwilligen Kostenübernahme nicht begeistert waren, ließen sich überzeugen. „Es ist nicht einzusehen, dass die sonderpädagogischen Einrichtungen schlechter gestellt sind als die allgemeinbildenden Schulen“, sagte Martin Klein. Dort sei die Ganztagsschule üblich. Der Landtag habe einige Schularten vergessen, als er vor zwei Jahren das Gesetz zur Ganztagsschule verabschiedet habe. Er hofft, dass der von der grün-schwarzen Landesregierung angekündigte Bildungsgipfel im Herbst eine Harmonisierung des Angebots bringe. Die Freien Wähler wollten eigentlich auch das Ergebnis dieses Treffens abwarten, gaben sich dann aber mit einer Ergänzung des Beschlusses zufrieden.

Dabei handelt es sich erstens um einen Förderantrag, der an das Land gestellt werden soll, und zweitens um eine „Unbedenklichkeitserklärung“: Der Beschluss des Esslinger Kreistags dürfe sich nicht negativ auf eine spätere Förderung des Landes auswirken. Landrat Eininger betonte, das Land stehe auch deshalb in der Finanz-Verantwortung, weil es sich nachmittags um ein schulisches Angebot handle, nicht nur um reine Betreuung.

Ein Drittel zahlen die Eltern

Für die SPD erklärte Walter Bauer, seine Fraktion stimme gerne zu. Im Prinzip begrüßten auch die Grünen die zusätzlichen Betreuungsangebote. Ursula Strauß kritisierte jedoch die hohen Elternanteile. Die Nachmittagsbetreuung mittwochs und freitags kostet 100 Euro pro Monat, dazu kommen 23,50 Euro für die Verpflegung plus 31,50 Euro für die Beförderung. Für eine Woche Ferienbetreuung müssen die Eltern 128 Euro (ohne Pflegestufe) und 345 Euro (mit Pflegestufe) beisteuern. Die Finanztöpfe seien da bei einem mehrfachbehinderten Kind schnell ausgeschöpft, so Strauß. Insgesamt rechnet der Landkreis mit 183 000 Euro Einnahmen durch Elternbeiträge, das macht ein Drittel der Gesamtsumme aus. Zur Nachmittagsbetreuung zählen neben dem verbindlichen Mittagessen und Ruhephasen musische und mediale Angebote, kreatives Gestalten, Bewegung und Freizeitangebote in der Nähe der Schule.

Lehrerressourcen gebe es dafür nicht, ließ das Staatliche Schulamt mitteilen. Der Landkreis hat deshalb drei der familienentlastenden Dienste ins Boot geholt: Die Lebenshilfe Esslingen versorgt die Rohräckerschule, die Behinderten-Förderung Linsenhofen deckt die Bodelschwingh-Schule ab, und die Lebenshilfe Kirchheim betreut in der Verbundschule Dettingen.