SA-Truppen aus dem Umland kommen vor dem Bürgerbräukeller in München während des sogenannten „Hilter-Putsch“ an. Eines der Ereignisse, das sich am 9. November jährt. Foto: dpa/dpa

Der 9. November gilt als „Schicksalstag der Deutschen“. Fünf bedeutende geschichtliche Ereignisse jähren sich an diesem Tag. Wir zeigen, um welche es sich handelt.

Kein anderes Datum in der deutschen Geschichte ist derart überfrachtet mit wichtigen Ereignissen und dementsprechend emotional aufgeladen, wie der 9. November.

Der Tag kann historisch sowohl als Symbol der Hoffnung gesehen werden, ist aber auch geprägt von Vorkommnissen, die den Weg in die Verbrechen des Dritten Reiches ebneten.

Der Fall der Berliner Mauer (1989)

Am 9. November 1989 fiel der Berliner Mauer. Die 155 Kilometer lange Anlage hatte die deutsche Hauptstadt über Jahrzehnte in zwei Teile gespalten. Familien waren beim Bau im Jahr 1961 auseinandergerissen worden, fortan war die Mauer Symbol für die Teilung Deutschlands in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) im Osten. Wahlweise wurde sie als „Antifasistischer Schutzwall“ oder „kommunistische Schandmauer“ bezeichnet – je nachdem, wie man es mit dem DDR-Regime hielt.

Nach wochenlangen, friedlichen Protesten wollte die Staatspartei SED am 9. November ein Reisegesetz erlassen. Die Nachricht, dass DDR-Bürger fortan frei ausreisen dürfen, führte dazu, dass sich Menschenmassen rund um die Grenzübergänge sammelten. Aufgrund des steigenden Drucks wurden die Schlagbäume letztlich hochgeklappt.

Der Mauerfall markiert den Beginn der Wiedervereinigung Deutschlands sowie den Anfang vom Ende der DDR.

Die Reichspogromnacht (1938)

In der Nacht von 9. auf den 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland – auch in Baden-Würrtemberg – Synagogen. Tags zuvor waren Schlägertrupps der Nazis organisiert zu jüdischen Geschäften gezogen, hatten diese mutwillig zerstört – auch vor den Gotteshäusern machten die Marodierer nicht Halt. Die Aktionen in der Reichspogromnacht waren von oben zentral angeordnet worden.

Dem barbarischen Terrorakt, der später verharmlosend als „Reichskristallnacht“ bezeichnet wurde, fielen offiziell 91 Menschen zum Opfer. SA- und NSDAP-Mitglieder zerstörten mehr als 7000 Geschäfte und verwüsteten Wohnungen. Schätzungen zufolge starben aber um die 1300 Personen aufgrund der Ausschreitungen. Die Nationalsozialisten hatten ein Attentat zwei Tage zuvor auf einen Botschaftsmitarbeiter in Paris als Anlass für das Pogrom genommen.

Der Hitlerputsch in Bayern (1923)

Die Reichspogromnacht geht indirekt auf einen gescheiterten Putsch 15 Jahre zuvor zurück: Die wirtschaftlich schwierige Situation in der Weimarer Republik, die im Jahr 1923 von Krisen geschüttelt wurde, wollten Adolf Hitler und die NSDAP für einen gewaltsamen Umsturz nutzen. Er und seine Gefolgsleute stürmten eine Kundgebung des nationalistischen und monarchistischen Generalsstaatskommissars Gustav von Kahr im Münchner Bürgerbräukeller.

Die SA umstellte das Lokal, Hitler ließ den Saal mit einem Maschinengewehr in Schach halten und verschaffte sich mit einem Pistolenschuss in die Decke Gehör. Sie erklärten die Reichsregierung für abgesetzt und verkündeten eine nationale Revolution. Noch in der Nacht trafen Kahr und weitere Entscheider Maßnahmen, um den Putsch zu verhindern.

Dass der Hitlerputsch scheitern würde, erkannte Hitler am 9. November. Um 12 Uhr marschierten er und seine Anhänger vom Bürgerbräukeller zur Münchner Feldherrnhalle. Der Aufstand endete im Kugelhagel. Vier Polizisten und 16 Demonstranten kamen an diesem Tag ums Leben. Hitler entkam leicht verletzt, wurde aber am 11. November 1923 festgenommen und zu fünf Jahren Festungshaft wegen Hochverrats verurteilt. Im Gefängnis in Landsberg schrieb er das Buch „Mein Kampf“. Die Toten vom 9. November 1923 wurden von den Nationalsozialisten später als Märtyrer überhöht.

Die Novemberrevolution (1918/19)

Am 9. November 1918 ruft der SPD-Politiker Philipp Scheidemann aus einem Fenster des Reichstags in Berlin die deutsche Republik aus. Er kommt damit dem linksradikalen Karl Liebknecht zuvor, der eine „freie sozialistische Republik Deutschland“ ausrufen wollte.

Die Novemberrevolution führte das Deutsche Reich, das nach dem ersten Weltkrieg (1914 bis 1918), in dem fast zehn Millionen Soldaten gestorben waren, kriegsmüde war schließlich von einer konstitutionellen Monarchie in eine parlamentarisch-demokratische Republik – die sogenannte Weimarer Republik.

Der Ausrufung der Republik waren unter anderem ein großer Aufstand von Matrosen in Wilhelmshaven vorausgegangen, die gegen den Kaiser rebellierten. Gegen die Obrigkeit hatten sich auch mehr und mehr Soldaten- und Arbeiterräte gebildet. In der aufgeheizten Stimmung musste Kaiser Wilhelm abdanken. Friedrich Ebert, Vorsitzender der stärksten Partei im Reichstag, wurde damit beauftragt, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen.

Scheitern der Märzrevolution (1848)

Am 9. November 1848 wurde Robert Blum, ein gemäßigter Führer der politschen Linken zur Symbolfigur für die Märzrevolution, die in Frankreich begonnen hatte, dann ganz Europa erfasste. In Deutschland hatte sich als erstes Widerstand gegen die Obrigkeit in Baden und Württemberg geregt.

Der Tod des Demokraten Blum, der in Wien von den Truppen der Gegenrevolution erschossen, wird, markiert das Ende der Aufstände: die Märzrevolution ist gescheitert. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stand die Forderung nach einer Verfassung, die dem Volk mehr Souveränität bringen sollte, eine nationale Einheit schaffen sollte und soziale Fragen – insbesondere Bauern betreffend – klären sollte.