Schaltjahr: Um die Differenz zwischen Sonnenjahr und Kalenderjahr auszugleichen, wird alle vier Jahre ein zusätzlicher Tag am 29. Februar zwischengeschaltet - der Schalttag. Foto: Imago/Steinach

Wer am 29. Februar Geburtstag hat, darf sich Schalttagkind nennen. Wir erklären, was es damit auf sich hat , woher Schaltjahre kommen und warum es einen Schalttag gibt. Außerdem geben wir einen Überblick über die verschiedenen Kalendersysteme in der Geschichte.

Der kommende Donnerstag trägt ein Datum, das nur alle vier Jahre vorkommt: 2024 gibt es wieder einen 29. Februar.

Notwendig ist die Aufnahme dieses zusätzlichen Tags in den Jahreskalender, weil die Erde für ihren Umlauf um die Sonne nicht exakt 365 Tage braucht, sondern knapp sechs Stunden mehr, wie schon die Ägypter in vorchristlicher Zeit wussten.

Zum Schaltjahr 2024 hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie viele Tag hat 2024?

Das Jahr hat 366 Tage statt 365. Der 29. Februar wird im Schaltjahr 2024 als zusätzlicher Tag eingefügt.

Wie lange braucht die Erde für eine Umrundung der Sonne?

Die Erde dreht sich in 24 Stunden um sich selbst. Für die Umrundung der Sonne benötigt unser Planet 365,24 Tage. Ganz exakt sind es 365 Tage, fünf Stunden, 48 Minuten, 45 Sekunden und ein klitzekleines bisschen mehr.

Woher kommt die Bezeichnung Schaltjahr?

Dies ist nur eine ungefähre Berechnung. Denn 365,24 Tage sind fast ein Vierteltag mehr als ein gewöhnliches Kalenderjahr hat. Um die Differenz zwischen Sonnenjahr und Kalenderjahr auszugleichen, wird alle vier Jahre ein zusätzlicher Tag am 29. Februar zwischengeschaltet. Daher kommt der Name Schaltjahr.

Reicht das Hinzufügen von 24 Stunden im Schaltjahr?

Die möglichst exakte Angleichung unseres Kalenders an das astronomische Sonnenjahr – also die Dauer eines Erdumlaufs um die Sonne – erwies sich in den vergangenen 2000 Jahren als durchaus verzwickte Angelegenheit. Denn mit einem Schalttag alle vier Jahre ist es nicht getan.

Dadurch wird die durchschnittliche Jahresdauer zwar von 365 auf 365,25 Tage verlängert. Das aber ist wiederum ein bisschen zu viel, denn tatsächlich ist das Sonnenjahr nur 365,2422 Tage lang.

Was ist ein Schaltjahr?

Schaltjahre sind jene Jahre, die sich durch Vier teilen lassen, aber nicht durch 100.  Foto: Imago/Sascha Steinach

Würden wir diese Extrazeit nicht alle paar Jahre berücksichtigen, würde sich unser Kalender nach und nach verschieben – und mit ihm die Jahreszeiten. Die vernachlässigte Zeit würde sich ansammeln. Die Stunden würden zu Tagen und die Tage zu Monaten, bis irgendwann der Dezember mitten im Sommer liegen würde.

Da 0,24 Tage mal vier allerdings nicht exakt einem ganzen Tag entsprechen, besteht an Jahrhundertwenden eine Ausnahme von der Vier-Jahres-Regel. Schaltjahre sind damit jene Jahre, die sich durch Vier teilen lassen, aber nicht durch 100. Es sei denn, sie sind auch durch 400 teilbar. Dementsprechend war zwar 1900 kein Schaltjahr, 2000 dagegen eines.

Wie wird das Schaltjahr-Problem gelöst?

Papst Gregor XIII. Foto: Imago/H. Tschanz-Hofmann

Durch eine weitere Korrektur, diesmal in die andere Richtung. Um die Unstimmigkeit auszugleichen, setzte Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 im Zuge der nach ihm benannten Gregorianischen Kalenderreform die heute noch geltenden drei Regeln für das Schaltjahr in Kraft:

  • Alle grundsätzlich durch vier teilbaren Jahre sind Schaltjahre.
  • Der Schalttag fällt bei einem vollen Jahrhundert aus.
  • Es sei denn, dass sich das volle Jahrhundert glatt durch 400 teilen lässt.

Die dritte Regel erklärt, warum die Jahre 1700, 1800 und 1900 keine Schaltjahre waren. Sie lassen sich nicht glatt durch 400 teilen. Das Jahr 2000 dagegen schon, deshalb gab es vor 23 Jahren ebenfalls einen 29. Februar, trotz des vollen Jahrhunderts.

Wie lange dauert durchschnittlich ein Kalenderjahr?

Durch den päpstlichen Kniff beträgt die durchschnittliche Jahresdauer nun 365,2425 Tage, womit der Gregorianische Kalender der tatsächlichen Dauer des Sonnenjahrs sehr nahe kommt.

Welcher Kalender galt vor Gregors XIII. Reform?

Gaius Julius Cäsar Foto: Imago/GB Photo

Zuvor galt der Julianische Kalender, der auf Julius Cäsar zurückging und aus dem Jahr 46 v. Chr. stammte. Cäsar reformierte damals den bis dahin geltenden römischen Mondkalender und übernahm dabei auch die Schalttage der Ägypter.

In der Folge war die durchschnittliche Jahresdauer zwar nicht mehr knapp sechs Stunden zu kurz, dafür aber gut elf Minuten zu lang, bis Gregor XIII. das Kalenderregelwerk verfeinerte.

Wie viele Schalttagkinder gibt es in Deutschland?

In Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt (Destatis) circa 55 000 Schalttagkinder. Bei einer Einwohnerzahl von 83,24 Millionen Menschen entspricht dies rund 0,07 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Weltweit sind rund 4,8 Millionen Menschen an einem 29. Februar geboren worden.

An einem 29. Februar kommen in Deutschland – orientiert man sich an der durchschnittlichen Anzahl an Geburten für einen Februartag – durchschnittlich 2040 Babys zur Welt.

Wie viele Schalttagkinder leben in Bden-Württemberg? 

Rund 7000 Menschen in Baden-Württemberg können ihren Geburtstag am Donnerstag nach vier Jahren wieder an dem Datum feiern, an dem sie wirklich Geburtstag haben. Für manche ist es sogar der erste richtige Geburtstag. Denn am 29. Februar 2020 - dem bislang letzten Schalttag - kamen im Südwesten laut Statistischem Landesamt 223 Kinder zur Welt.

Gemessen an der Zahl der Geburten an anderen Tagen dieses Jahres seien das relativ wenige, teilte die Behörde in Stuttgart jetzt mit. Denn damals seien im Schnitt immerhin 295 Kinder pro Tag geboren worden. 

Haben Schalttagkinder nur alle vier Jahre Geburtstag?

In Deutschland gilt ein Lebensjahr rechtlich nach Ablauf des Tages vor dem Jahrestag vollendet. Foto: Imago/Shotshop

Schalttagkinder haben streng genommen nur alle vier Jahre Geburtstag. In den Jahren, in denen es keinen 29. Februar gibt, können sie zwar auf den 28. Februar oder den 1. März ausweichen. Offiziell werden sie aber erst am 1. März ein Jahr.

Das ist auch rechtlich geregelt. In Deutschland gilt laut den Paragrafen 187 Abs. 2 Satz 2 und 188 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) ein Lebensjahr nach Ablauf des Tages vor dem Jahrestag vollendet.

Für Schalttagkinder bedeutet dies, dass der offizielle Geburtstag in den drei Nicht-Schalttag-Monaten des Februars auf den 1. März fällt. Das jeweilige Lebensjahr ist – ebenso wie in Schaltjahren – mit Ablauf des 28. Februar beendet.

Anders ist das etwa in Neuseeland. Hier gilt laut Gesetz der 28. Februar als offizieller Geburtstag der Leaplings” (Schalttagkinder).

Was sagt das Sozialrecht über Geburtstage am Schalttag?

Wann der rechtliche Geburtstag ist, ist in vielen Fällen von Bedeutung. So etwa bei der Strafmündigkeit, der Geschäftsfähigkeit und dem Eintritt der Volljährigkeit, bei der Rente und Arbeitslosenversicherung.

Im Bereich des Sozialrechts sind oft Anspruchsdauer oder Freibeträge an ein bestimmtes Alter geknüpft. Ein Beispiel: Fällt der 18. Geburtstag eines am 29. Februar geborenen Bürgers nicht in ein Schaltjahr, zählt bei der Rente die Schulzeit ab dem 1. März. Fällt der 18. Geburtstag in ein Schaltjahr, zählt bei der Rente die Schulzeit ab dem 29. Februar.

Info: Kalendersysteme – die Zeit auf einen Blick

Julianischer Kalender und Schaltjahre
Dieser Solarkalender wurde 45 v. Chr. von dem Staatsmann und Feldherrn Gaius Julius Caesar im gesamten Römischen Reich eingeführt. Er bestand aus zwölf Monaten mit je 30 oder 31 Tagen sowie einem Monat mit 28 Tagen – durchschnittlich 365,25 Tagen. Zum ersten Mal wurde eine periodische Schaltjahresregel eingeführt. Jedes vierte Schaltjahr war damit ein Schaltjahr. Seit dem 16. Jahrhundert ist er schrittweise durch den gregorianischen Kalender abgelöst worden.

Schaltjahr im Gregorianischen Kalender
Dieser nach Papst Gregor XIII. benannte gregorianischen Kalender wurde 1582 mit der päpstlichen Bulle „Inter gravissimas“ in der gesamten katholischen Kirche verordnet. Ihm liegt eine durchschnittliche Jahreslänge von 365,2425 Tagen zugrunde. Da der julianische Kalender aufgrund des Schaltjahres auf lange Sicht nicht exakt dem Sonnenjahr entsprach, entfernte sich die Zeitrechnung immer weiter von der Realität. Ende des 16. Jahrhunderts hinkte der julianische Kalender im Verhältnis zum 4. Jahrhundert bereits dem Jahreslauf der Sonne hinterher. Um dieses Dilemma zu lösen wurden einfach zehn Kalendertage ersatzlos gestrichen. In den folgenden Jahrhunderten löste gregorianische Kalender sowohl den julianischen wie auch viele andere Systeme ab. Als letztes Land der Welt führte ihn China 1949 ein.

Jüdischer Kalender
Auch wenn sich die Juden im Alltag nach dem gregorianischen Kalender richten, ist vor allem für Gläubige der jüdische Kalender maßgeblich. Er ist ein Lunisolarkalender, der im Jahr 3761 v. Chr. mit der Zählung beginnt – dem nach der hebräischen Bibel berechneten Zeitpunkt der Schöpfung der Welt – und sich in Jahre, Monate und Tage gliedert. Wie bei jedem Mondkalender orientiert er sich an den zwölf Mond-Monaten (354 Tage). Neben dem Normaljahr gibt es Schaltjahre mit 13 Mondmonaten (384 Tage lang), um die Zeitberechnungen an das Sonnenjahr anzugleichen. Er beruht auf den wichtigsten Heilsereignissen in der Geschichte des jüdischen Volkes und wird heute vornehmlich für religiöse zwecke genutzt. Das jüdische Neujahr beginnt im Herbst mit ersten Tag des siebten Monats (Tischri), in dem nach jüdischem Glauben Gott die Menschheit erschaffen hat. wurde.

Islamischer Kalender
Auch in den islamischen Ländern wird das Jahr nach dem gregorianischen, dem weltweit meistgenutzten Kalender berechnet. Der islamische Kalender, der ein reiner Mondkalender ist, wird nur noch für religiöse Zwecke benutzt. Mit seiner Hilfe bestimmen Muslime die Daten religiöser Festzeiten wie Ramadan. Die Kalenderjahre bestehen aus zwölf Mondmonaten zu 29 oder 30 Tagen. Sie sind durchschnittlich 354,3 Tage lang – also circa elf Tage kürzer als die etwa 365,25 Tage umfassenden Sonnenjahre der christlichen Zeitrechnung.

Chinesischer Kalender
Der chinesische Kalender war der offizielle Kalender des Kaiserreichs China, das nach 2132 Jahren am 1. Januar 1912 mit der Ausrufung der Republik endete. Er vereint Lunisolarkalender und Sonnenkalender miteinander und wird von Chinesen in aller Welt aber nur noch für die Berechnung traditioneller chinesischer Feiertage, wie des Neujahrsfestes Chunjie (2017 am 28. Januar gefeiert), des Frühlings-, Drachenboot- oder Mondfestes verwendet. Anhängern der chinesischen Astrologie dient er als Berechnungsgrundlage für die Festlegung günstiger und ungünstiger Tage. Jedem Jahr wird eines von zwölf Tierzeichen sowie ein Element aus der Fünf-Elemente-Lehre (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser) zugeordnet, so dass sich ein Zeitkreis insgesamt 60 Jahre dauert. 2017 ist demnach das Jahr des Feuerhahns.

Maya Kalender
Andere, historische Kalender beruhen auf astronomischen Berechnungen. So orientierte sich der Kalender der alten Ägypter am Stern Sirius, dem südlichsten sichtbaren Himmelsobjekt am Winterhimmel. Auch das Kalendersystem der mesoamerikanischen Maya, basiert auf der Beobachtung der Sterne. Die Maya hatten gleich drei verschiedene Kalender, die sie für rituelle, alltägliche und historiografische Zwecke parallel nutzten und die auf einem Zwanzigerstem basierten. Der Tzolkin-Kalender wurde für religiöse Zeremonien und Wahrsagerei genutzt und umfasste 260 Tage. Der zivile Haab-Kalender teilte das Sonnenjahr in 18 Monate mit je 20 Tagen. Hinzu kamen fünf namenlose Tage, sodass Haab 365 Tage umfasste. Der dritte Kalender bestand aus einer sogenannten Langen Zählung. Er diente für astronomische Berechnungen und die Aufzeichnung geschichtlicher Epochen. Die Lange Zählung begann mit einem Tag, der nach dem gregorianischen Kalender dem 13. August 3114 v. Chr. entspricht.

Andere Kalender
Neben diesen Kalendern gibt es hunderte weitere an Sonne, Mond oder beiden orientierten Systeme zur Berechnung der Zeit wie dem sowjetischen Revolutionskalender (von 1929 bis 1940 in der Sowjetunion in Gebrauch), dem Französischen Revolutionskalender (der offiziell von 1792 bis 1805 galt und mit dem 15. Juli 1789, der Erstürmung der Bastille, begann), dem zoroastrischen Kalender (ein Sonnenkalender, der von den Parsen, einer aus Persien stammende ethnisch-religiöse Gruppe, verwendet wird) oder dem koptischen Kalender (der bis heute von der koptisch-orthodoxen Kirche verwendet wird und auf dem altägyptischen Sternenkalender beruht).