Schulschließungen in Baden-Württemberg Wie geht’s den Schülern ohne richtige Schule?
Leila Marx, 15 Jahre, 10. Klasse, Wagenburg-Gymnasium in Stuttgart: „Für mich geht es ab nächstem Schuljahr um meine Abinote. Rational gesehen, bin ich relativ fit für die Oberstufe. Ich mache mir wenig Sorgen, dass ich durch den Fernunterricht viel Stoff verpasst haben könnte. Da habe ich mich ziemlich durchgebissen. Aber ich mache mir Gedanken, ob es mir schnell genug gelingt, mich wieder an alle Strukturen und an den Schulstress zu gewöhnen. Wir haben so lange keine Klassenarbeiten mehr geschrieben, man verlernt total, wie man sich vorbereitet. Und ab der Elften zählt ja jede Note bereits fürs Abi. Außerdem fragen wir uns gerade alle, wie jetzt unsere Zeugnisnoten zustande kommen sollen, wenn wir keine Arbeiten mehr schreiben. Mündliche Mitarbeit kann man ja im Homeschooling nicht gerecht bewerten, weil man oft nur die Hälfte versteht, wenn jemand ins Mikro spricht. Ich wollte eigentlich mal in Genf studieren, aber das habe ich jetzt verworfen, weil ich nun doch kein französisches Abi wähle. Durch den Fernunterricht konnte ich mich nicht so richtig, in Erdkunde auf Französisch einarbeiten. Ich kann gerade gar nicht einschätzen, wo ich da von meiner Leistung her überhaupt stehe. Mein Leben ist gerade sehr langweilig und monoton. Zum Glück darf ich dreimal in der Woche Synchronschwimmen trainieren, weil ich im Landeskader bin. Das ist das Einzige, was mich gerade noch motiviert. Und manchmal fühle ich mich fast schuldig, weil andere, die ihren Sport auch lieben, seit November nicht trainieren dürfen. In meinem Verein haben jetzt viele aufgehört. Ich möchte wirklich unbedingt vor der elften Klasse noch mal zurück in die Schule, weil ich komplett vergessen habe, wie es ist, zur Schule zu gehen. Mit Training halte ich es ohne Schule noch bis Pfingsten aus, danach drehe ich wirklich langsam durch.“ (Foto: Lichtgut/Max Kovalenko)
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