Lese-Tipps Die zehn wichtigsten Bücher des Frühjahrs
Haruki Murakami: Erste Person Singular. DuMont. 224 Seiten, 22 Euro. Die Versuchung ist groß, die Erzählungen, die Haruki Murakami unter dem Titel „Erste Person Singular“ versammelt hat, für Erinnerungen zu halten. Daten, Orte, biografische Details stimmen mit dem überein, was man von dem japanischen Schriftsteller weiß. Sie handeln von Rückblicken auf die Anfänge des eigenen Schreibens, der Liebe zum Jazz, der Musik überhaupt und von den Mädchen und Frauen, die für ihn bedeutsam wurden. Man könnte sich also darauf verständigen, diese Szenen aus dem Leben eines Schriftstellers entlang eines autobiografischen Fadens aufzureihen. Aber was macht man dann mit dem sprechenden Affen, der in einer der Geschichten aus dem Dampf einer Badeanstalt auftaucht und dem Ich-Erzähler anvertraut, wie er Frauen, die er liebt, den Namen stiehlt? Ich-Erzählern ist nicht zu trauen. Reales und Irreales tauschen immer wieder unauffällig ihre Plätze. Die Souveränität, mit der Haruki Murakami das Erinnerungsmaterial dieser Erzählungen inszeniert, schillert an der Oberfläche verführerisch, aber lässt die darunterliegenden Tiefen ahnen. (Foto: Verlag)
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