Lese-Tipps Die zehn wichtigsten Bücher des Frühjahrs
Julian Barnes: Der Mann im roten Rock. Aus dem Englischen übersetzt von Gertraude Krueger. Kiepenheuer & Witsch. 304 Seiten, 24 Euro. Das neue Buch des englischen Autors Julian Barnes ist kein Roman, eher eine Bildbeschreibung. Es war Liebe auf den ersten Blick, als der Autor ihm 2015 in der National Portrait Gallery in London unvermittelt gegenüberstand: jenem Samuel Pozzi, Arzt der feinen Pariser Gesellschaft und Genie der Freundschaft, wie ihn der amerikanische Maler John Singer Sargent 1881 ins Bild gebannt hat – „Pozzi at home“. Dieser Mann, den die Prinzessin von Monaco einst als „ekelhaft gutaussehend“ charakterisierte, wird zur Schlüsselfigur. Sie gewährt dem Betrachter, der hier auch ein Leser ist, Zutritt in die Salons, in denen die Vorbilder der großen Romane der Zeit verkehren. Man kann darüber streiten, ob die Belle Époque wirklich schön war. Auf jeden Fall aber hat Julian Barnes ihr eines seiner schönsten Bücher gewidmet: „Der Mann im roten Rock“ zeigt einen vernünftigen Menschen in einer verrückten Zeit. (Foto: Verlag)
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