Im fruchtbaren Konavle-Tal, gerne auch als „Garten Dubrovniks“ bezeichnet. Hier werden vor allem Wein, Feigen, Oliven, Obst und Gemüse angebaut. Im Restaurant Mlin (Mühle) im Ort Ljuta wurden von Frauen in landestypischer Tracht die einheimischen Spezialitäten serviert. Gerne flankierten die Damen unsere Gäste beim gemeinsamen Gruppenfoto.Fotos: Sigfried Bauman Quelle: Unbekannt

Von Sigfried Baumann
Die Frage am Ende der Reise kam in einem Ton der Überzeugung: Wann fahren wir wieder hierher? Ein schöneres Kompliment kann es eigentlich nicht geben. Und so hat die Riviera von Dubrovnik, das Admiral Grand Hotel in Slano und das exklusiv für unsere Reisegruppe zusammen gestellte Ausflugsprogramm anscheinend voll überzeugt. „Können wir nicht noch ein paar Tage länger bleiben?“ Ging leider nicht, die Rückflüge waren gebucht. Dass diese Leserreise eine Ausnahmestellung unter allen Vorgängern einnimmt, lag ganz einfach auch am Wetter. Nie zuvor gab es im Oktober acht Tage lang strahlenden Sonnenschein und Temperaturen bis zu 25 Grad, die jeden Tag noch ein Bad in den Fluten der Adria erlaubten. Auch das Admiral Grand Hotel am Ende der wunderschönen Bucht von Slano gelegen, nimmt unter den Hotels an der Dubrovniker Riviera eine Ausnahmestellung ein – eben durch seine einzigartige Lage. Von der Hotelhalle sind es nur wenige Schritte und man ist im Meer. Und da unsere Gäste alle Zimmer mit Balkon und zur Meerseite hatten (obwohl Zimmer zur Landseite bezahlt) bedeuteten vor allem die Sonnenuntergänge und der rot gefärbte Abendhimmel, unvergleichlich schöne Stimmungsbilder. Diese galt es mit nach Hause zu nehmen, um sie sich für die jetzt beginnende graue Jahreszeit zu bewahren.
Das trifft auch für die im Rahmen unserer Ausflüge gewonnenen Eindrücke zu. Da wäre zuerst Dubrovnik, die „Perle an der Adria“ von George Bernhard Shaw einst als „Paradies auf Erden“ beschrieben. Shaw kannte freilich nicht die zigtausend Kreuzfahrtgäste, welche die Altstadt von Dubrovnik regelmäßig überschwemmen, sodass die Einheimischen schon dagegen Sturm laufen. Und weil uns auf dieser Reise das Glück von Anfang bis Ende hold war, lag bei unserem Besuch kein einziges Kreuzfahrtschiff im Dubrovniker Hafen. Dubrovniks Charme und seine Einzigartigkeit beruhen auf verschiedenen Aspekten: Die Altstadt ist an drei Seiten vom Meer umspült und von gewaltigen Festungsmauern umgeben. Hinzu kommen Sehenswürdigkeiten und Kunstschätze von Weltrang. Der „Garten der Stadt“ liegt allerdings weiter im Süden, es ist das fruchtbare Konavle Tal. Dieser Garten liefert Wein, Feigen, Oliven, Obst und Gemüse und verfügt über die schönsten Zypressenwälder Europas, die dem Tal auch den Beinamen „Toskana Dalmatiens“ einbrachte. Direkt am Ljuta-Bach befinden sich zwei alte Mühlen. Und an diesem romantischen Plätzchen erwarteten uns Frauen in traditioneller Tracht, die unter freiem Himmel die einheimischen Produkte kredenzten. Idylle pur. Atemberaubend der Blick von einem Aussichtspunkt auf das Konavle Tal, die Bucht von Cavtat und den Dubrovniker Flughafen. Der Blick schweifte sogar bis zu den bosnischen Bergen. Das Nachbarland Bosnien-Herzegowina war am nächsten Tag unser Ziel: Trebinje ist eine sehenswerte Stadt mit 35 000 Einwohnern und das Herzstück der Republik Srpska innerhalb der Grenzen von Bosnien-Herzegowina. Auf einem Hügel steht die erst im Jahre 2000 eingeweihte Kirche der Heiligen Verkündigung. Von hier oben eröffnet sich ein fantastischer Blick auf die Stadt. Durch die schroffe Karstlandschaft des Popovo Polje erreichten wir Bosniens größte und bekannteste Höhle: Vjetrenica, zu deutsch „Höhle des Windes“. Die Winde sind besonders im Eingangsbereich der Höhle zu spüren. Vjetrenica gehört seit 2004 zum Weltnaturerbe der Vereinten Nationen. In der Höhle lebt der vollkommen blinde Grottenolm, der jahrelang ohne Nahrung auskommen kann und mehr als 100 Jahre alt wird. Gestärkt für den Höhlenbesuch haben sich unsere Gäste im Restaurant Zavala, nur wenige Meter vom Höhleneingang entfernt. Zavala ist ein ungewöhnliches Lokal, es handelt sich hierbei um einen umgebauten ehemaligen Bahnhof an der Eisenbahnstrecke von Wien über Sarajevo bis nach Zelenika an der Bucht von Kotor. 1976 hielt hier der letzte Zug.
Das Neretva Delta gilt als der Obstgarten Kroatiens. In normalen Jahren werden hier bis zu 100 000 Tonnen Mandarinen geerntet, in diesem Jahr gab es auf Grund von Frostschäden allerdings nur 25 000 Tonnen. Ca. 130 Kilo wurden von unseren Gästen geerntet, denn der Ausflug zur Mandarinenernte war einer der Höhepunkte der Reise. Auf traditionellen Booten wurden zuerst Kanäle und dann ein Stückchen der großen Neretva befahren, die bei der Hafenstadt Ploce ins Meer mündet. Für Stimmung an Bord der insgesamt drei Boote sorgten einheimische Musiker und der einheimische Traubenschnaps. Doch dann gings in den riesigen Mandarinen-Plantagen an die Arbeit. Drei Kilo durfte jeder Gast mit nach Hause nehmen und die schwere Pflückarbeit wurde mit einem deftigen Bauern-Mittagessen und Wein belohnt.
Die Halbinsel Peljesac ist die zweitgrößte Kroatiens nach Istrien. Eine eindrucksvolle, bergige Insellandschaft. Auf Peljesac wachsen die besten kroatischen Rotweine, einen Spitzenplatz nimmt der Dingac ein. Da darf eine Weinprobe natürlich nicht fehlen und zwar auf dem Weingut Matusko, einem der besten des Landes. Die Chefin persönlich (sie kommt aus Hamburg und blieb der Liebe wegen vor 30 Jahren auf Peljesac hängen) stellte ihre Produkte vor. Die riesigen Weinkeller und die einzigartige Atmosphäre ließen die Weinfreunde aus dem Schwabenland ins Schwärmen geraten. Was Matusko für den Wein ist das Restaurant Villa Koruna in Mali Ston für Muscheln und Austern. Der Ort ist bekannt für seine hervorragende Muschel- und Austernzucht, beides wurde ausgiebig gekostet. In Veliki Ston hingegen dominieren die Salinen. Hier wird noch heute Salz gewonnen. Die Salzvorkommen waren das „weiße Gold“ und verschaffte Veliki Ston einst große wirtschaftliche Bedeutung. Zum Schutz der Salzvorkommen wurde im 14. Jahrhundert die fünf Kilometer lange Mauer von einheimischen Baumeistern aus Dubrovnik errichtet, die der Volksmund gern als „Chinesische Mauer Kroatiens“ bezeichnet. Das eindrucksvolle Befestigungssystem ist heute begehbar, allerdings eine schweißtreibende Angelegenheit. Wer zählt die Stufen und die Schweißtropfen? Doch die konnte man im 22 Grad warmen Wasser der Adria wieder abwaschen. Bleiben werden allerdings all jene Erinnerungen, welche eine Wiederkehr ins Admiral Grand Hotel in Slano geradezu herausfordern. Weil man dort mehr als willkommen ist. Wie hieß es doch von offizieller Seite zur Begrüßung: „Für die Gäste von Herrn Baumann machen wir alles.“