Außerirdische Echsen treiben hinterm Mond ihr Unwesen. Foto: Splendid Film - Splendid Film

Mit seiner Science-Fiction-Satire „Iron Sky“ hat der finnische Regisseur Timo Vuorensola einen schrägen Film produziert. Nun setzt er in „Iron Sky: The Coming Race“ noch einen drauf.

EsslingenMondnazi-Filme gehören zu den seltsamsten Erfindungen der vergangenen Zeit. 2012 zeigte der Finne Timo Vuorensola die Science-Fiction-Satire „Iron Sky“ und fand für den technisch herausragend inszenierten Schmarren weltweit viele Fans. Die Grundidee: Nazis haben nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs 1945 auf der dunklen Seite des Mondes eine riesige Basis aufgemacht – mit Wehrmachtssoldaten, Sauerkrautvorräten und allem Drum und Dran. Vuorensola hat den Kampf seiner Helden gegen die NS-Wiedergänger so abgedreht in Szene gesetzt, dass sich die Frage der politischen Korrektheit nie stellte. Jetzt fliegen die „Walküre-Ufos“ wieder.

„Iron Sky: The Coming Race“ beginnt in der Gegenwart – mit der nuklearen Zerstörung der Erde zu beschwingter Musik. Die letzten knapp 2000 Überlebenden flüchten ins All und landen ausgerechnet bei ihren ärgsten Feinden in Wehrmachtsuniform und Braunhemd. Da heißt es zusammenrücken, doch 25 Jahre später pfeift die Kolonie aus dem letzten Loch. Renate Richter (Julia Dietze), die sich im ersten Teil auf die Seite des Guten schlug, sieht in ihrer Tochter, der Wissenschaftlerin Obi Washington (Lara Rossi), die einzige Hoffnung. Obi bricht auf zu einer Expedition zum Blauen Planeten. An ihrer Seite hat sie einen bunten Haufen Taugenichtse: ein russischer Schwätzer, ein dumpfbackiger Wehrmachtssoldat und vier Sektenjünger, die Apple-Gründer Steve Jobs und dessen Geräte zur Religion erhoben. Nicht die Menschen und nicht Gott waren für die großen Fortschritte der Menschheit verantwortlich, behauptet dieser Film. An allen irdischen Schaltstellen sitzen Reptiloiden – eine Elite aus außerirdischen Echsenwesen. Plötzlich gilt es auf der Mondbasis „Schwarze Sonne“ wieder zu kämpfen.

Vuorensola finanziert seine Filme gerne über Crowdfunding im Internet, und er war damit schon 2012 extrem erfolgreich. Dass er im ersten Teil viele Witze auf den Humor von Nerds, Sonderlingen und Verschwörungstheoretikern maßgeschneidert hat, dürfte ein Grund dafür sein, dass seine Sammlung für den zweiten Teil mit mehr als 20 Millionen Euro sogar noch erfolgreicher war als beim ersten Mal – für einen Film, dessen Geschichte an den Haaren herbeigezogen ist, um es vorsichtig zu sagen. Dennoch macht der 90-Minuten-Nonsens Spaß, wenn man abgedrehten Slapstick mag. Das liegt nicht nur an der spielfreudigen Darstellerriege: Udo Kier und Julia Dietze kennt man aus Teil eins. Hinzu kommen Lara Rossi, Vladimir Burlakov und Tom Green. Zudem plündert Vuorensola ohne jede Scheu Klassiker wie „Star Wars“, „Total Recall“, „Indiana Jones“ oder „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Die technischen Effekte sind erneut beeindruckend. Mal sehen, wie oft der Finne noch die Reichsflugscheibe steigen lässt ...

Das Büffet für Verschwörungstheoretiker ist eröffnet: In Timo Vuorensolas zweitem „Iron Sky“-Film kämpfen Helden wieder gegen die Nazi-Schurken auf der dunklen Seite des Mondes. Wer Autorenkino und Handlung sucht, ist hier nicht richtig.