Die Geister der Toten verfolgen Sarah Winchester (Helen Mirren) in ihrem Gruselhaus auf Schritt und Tritt. Foto: Splendid Film - Splendid Film

Nach dem Tod ihres Mannes ließ Sarah Winchester, die Witwe des legendären Waffenerfinders William Winchester, in San José ein Haus bauen, um das sich bis heute viele Mythen ranken. Dort sollen die Geister all jener spuken, die durch Winchester-Gewehre zu Tode gekommen sind. Diese Geschichte hat die Horror-Experten Michael und Peter Spierig zu einem Film inspiriert, der virtuos mit klassischen Grusel-Elementen spielt. Heute startet „Winchester – Das Haus der Verdammten“ in deutschen Kinos.

EsslingenDie Geschichte klingt so unheim-lich, als sei sie dem Horrorkabinett entsprungen, und dennoch hat sie einen allzu wahren Kern: Nach dem Tod ihres Mannes ließ Sarah Winchester, die Witwe des legendären Waffenerfinders William Winchester, in San José ein Haus bauen, um das sich bis heute viele Mythen ranken. Dort sollen die Geister all jener spuken, die durch Winchester-Gewehre zu Tode gekommen sind. Das Gebäude ist so verrückt wie die Geschichte seiner Entstehung. Und es hat die Horror-Experten Michael und Peter Spierig zu einem Film inspiriert, der virtuos mit klassischen Grusel-Elementen spielt. Heute startet „Winchester – Das Haus der Verdammten“ in deutschen Kinos.

Von ihrem Ehemann hat Sarah Winchester (Helen Mirren) nicht nur ein Millionenvermögen, sondern auch ein übermächtiges Gefühl der Schuld geerbt. Die Witwe wird den Gedanken an die Opfer, die mit Winchester-Waffen erschossen wurden, nicht mehr los. Immer und immer wieder erscheinen ihr die Toten. Sarah sieht sie vor sich und stellt sich all die Zimmer vor, in denen sie ihr Leben ließen. Und diese Räume lässt sie in dem riesigen Haus nachbauen, das mit der Zeit immer größer, unübersichtlicher und verworrener wird: Treppen enden im Nirgendwo, Türen führen ins Nichts, ein Labyrinth verwirrender Gänge lässt den Unkundigen verzweifeln. Mit der Zeit zählt das verwunschene Anwesen 500 Zimmer. Es wird nie fertig, es kommt nie zur Ruhe, und es verschlingt solche Unsummen, dass die Geschäftsleitung der Winchester-Werke am Geisteszustand der Erbin zweifelt und um das Unternehmen fürchtet. So wird der Psychologe Eric Price (Jason Clarke) engagiert, der Argumente für Sarahs Entmündigung liefern soll. Doch Price ist selbst mental angeschlagen: Seine Frau hat sich das Leben genommen, und er erträgt den Schmerz nur im Rausch. Deshalb ist dem Seelenklempner zunächst unklar, ob die sonderbaren Erscheinungen, die ihm im Winchester-Haus begegnen, wahr oder nur eingebildet sind. Doch mit der Zeit erkennt er, dass es in der Villa nicht mit rechten Dingen zugeht und dass er gemeinsam mit Sarah einen Weg finden muss, wie er die Verdammten erlösen kann.

Zwischen Mythos und Wahrheit

„Man kann verstehen, warum sich ein Mythos um Sarah Winchester rankte, als ihr Haus immer auffälliger, komplizierter, größer und größer wurde“, sagt Hauptdarstellerin Helen Mirren. „Diese Legende hat all die Jahre überlebt. Es ist schwierig, Wahrheit und Mythos über sie auseinander zu halten. In unserem Film gibt es eine Spanne zwischen Wahrheit und Mythos. Ich glaube, sie war eine Frau mit großer Empathie, tiefem Mitgefühl für andere. Unser Film erforscht das. Ob es Sarahs Wahrheit ist oder nicht, wird niemand jemals wissen.“

Peter und Michael Spierig verstehen es, gruselige Momente geschickt in Szene zu setzen. Anfangs weiß der Zuschauer wie die Protagonisten im Film noch gar nicht so genau, wie ihm geschieht. Und dass der Psychologe das Geschehen selbst nur benebelt wahrnimmt, nährt gelinde Zweifel, ob die mysteriösen Erscheinungen nur eingebildet sind. Doch die Filmemacher ziehen die Daumenschrauben immer weiter an und treiben das gruselige Geschehen Schritt für Schritt auf die Spitze. Allein der grandiose Nachbau dieses unvorstellbaren Gebäudes ist ein Erlebnis. Und dank der ungeheuren Präsenz und intensiven Schauspielkunst von Helen Mirren kann man sich der Wirkung dieser schwarzen Witwe und ihres verwunschenen Hauses immer weniger entziehen.

Helen Mirren gibt in diesem mitreißenden Gruselstreifen die Witwe des Waffenerfinders William Winchester, die sich von den Opfern der Gewehre, die ihr Mann schuf, verfolgt fühlt. Und die den Toten ein Haus baute, in dem sie spuken durften.