Von Wolfgang Molitor

Es wird eine schwierige Woche für Martin Schulz. Die Entscheidung des SPD-Vorsitzenden, dem ihm von der Basis abgerungenen Bonner Sonderparteitag am 21. Januar die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der Union zu empfehlen, dürfte vielen Genossen zu dünn sein, um Schulz gelassen in die nahe Zukunft blicken zu lassen. Anders gesagt: Die SPD hat eine gute Woche Zeit, das Resultat der Sondierung lustvoll zu zerreden. Schon heute wird Parteichef auf dem SPD-Landesparteitag in Sachsen-Anhalt zu spüren bekommen, ob man mit ihm als Verhandlungsführer und den von ihm präsentierten Sondierungsergebnissen halbwegs zufrieden ist oder nicht. Pikant: Sigmar Gabriel als Befürworter wird im Rededuell gegen Juso-Chef Kevin Kühnert antreten, der danach auf Deutschland-Tournee gehen wird, um gegen die Große Koalition Stimmung zu machen.

Die Stimmung an der Basis sei verheerend, sagt Kühnert. Seine Attacke zielt auch auf Schulz selbst. Die 600 Delegierten des Sonderparteitags sollten sich nicht von „Rücktrittsdrohungen oder -szenarien“ beeindrucken, sondern nur von Inhalten leiten lassen, fordert der Juso-Chef. Und man wird nicht behaupten können, dass er damit alleine steht. Nein, anders als in der Union und bei der Bundeskanzlerin will sich in der SPD keine Erleichterung einstellen, Deutschland endlich wieder eine handlungsfähige Regierung zu bescheren.

Denn abseits aller Kompromisse riecht diese Große Koalition schon vor Beginn ziemlich ranzig, bleibt ohne Aufbruch und Vision. Aber die gelungene Sondierung zeugt von Realitätssinn und verspricht finanzielles Augenmaß. Angela Merkel kann, anders als Schulz, gelassen abwarten, was nun passiert. An ihr jedenfalls wird Schwarz-Rot nicht scheitern.