Maria Krell. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Dass ausgerechnet Horst Seehofer ein Heimatministerium für ganz Deutschland leiten soll, hat für Spott und häme in den sozialen Netzwerken gesorgt – zurecht.

Esslingen Was wird nicht gespottet in den sozialen Netzwerken über das geplante Heimatministerium unter der Leitung von Horst Seehofer: Der „Heimathorst“ werde die Bajuwarisierung des Abendlandes einleiten, Dirndl und Lederhosen für alle! Doch bei aller Häme: Dahinter verbirgt sich die berechtigte Frage: Was, bitte sehr, ist denn in einem Heimatministerium beheimatet? Zweifellos ein Tribut an den rechten Wählerrand, bestenfalls der Versuch, den Heimatbegriff der Definitionshoheit von rechts zu entziehen und mit demokratischen Inhalten zu besetzen.

Letzteres ist ein löbliches, aber unmögliches Unterfangen. Unmöglich, da Heimat ein subjektives Geborgenheitsempfinden ausdrückt, das keineswegs an die geographische Herkunft gebunden sein muss. Wie soll ein Ministerium ein individuelles Gefühl in konkrete Politik übersetzen? Es ist zugleich ein gefährlicher Versuch, weil es den vielfach missbrauchten Heimatbegriff erneut politisch auflädt und damit doch wieder ins Feld der Rechtspopulisten spielt.

Die neue Heimat-Konjunktur ist Zeichen einer grassierenden Verunsicherung, der Sehnsucht nach Begrenzung in der Entgrenzung. Ein Ministerium kann aber keine kollektive Identitätskrise therapieren, erst recht nicht durch Heile-Welt-Phantasien. Aufgabe der Politik ist es, ein positives, realistisches Zukunftskonzept anzubieten, das alle Teile der Gesellschaft umschließt. Ein Heimatministerium setzt in Zeiten von Nationalismus und Abschottung ein falsches Signal.