Von Rasmus Buchsteiner

Zumindest die Inszenierung hat gestimmt. Eine Partei, die sich an Donald Trump abarbeitet und das Weltklima retten will, klare Botschaften formuliert und sich hinter ihren Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir versammelt - auch wenn bei beiden noch jede Menge Luft nach oben ist. Die Grünen haben ein Wochenende lang um ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl gerungen - weitgehend diszipliniert, sehr kämpferisch. Aber das ändert knapp 100 Tage vor dem Tag der Entscheidung kaum etwas an ihrer misslichen Ausgangslage. Sie dringen mit ihren Themen kaum durch, stehen in der öffentlichen Auseinandersetzung vollkommen im Schatten von Union und SPD, verharren bei sieben bis acht Prozent.

Stellen sie weiter Klimaschutz und Kohleausstieg ins Schaufenster, profilieren sie sich vor allem als Verteidigerin der Bienen, Kiebitze und Zitronenfalter, besetzen sie eine Nische, gehen an den Alltagsproblemen von Millionen Deutschen vorbei. Bei der Bundestagswahl laufen sie deshalb Gefahr, von FDP und/oder AfD übertrumpft zu werden. Es könnte dennoch sein, dass die Grünen am Ende für die Regierungsbildung gebraucht werden, in welcher Konstellation auch immer. Auch wenn die Delegierten die Spitze unter Druck gesetzt haben, rote Linien für eine Koalition von der „Ehe für alle“ bis zu 2030 als Zieldatum für den Kohleausstieg beschlossen worden sind: Es bleiben noch genügend Spielräume für Kompromisse am Verhandlungstisch. Sollte sich nach dem 24. September die Chance zum Regieren ergeben, wären die Grünen mit dem Klammerbeutel gepudert, sie nicht zu ergreifen. Nach zwölf Jahren auf den harten Oppositionsbänken ist die Sehnsucht danach, wieder Politik im Bund mitgestalten zu können, größer als alles andere.