Von Tatjana Junker

Nachträglich manipulierte Berichte, verschwundene Abhör-Protokolle - die Details, die nach und nach über das Berliner Landeskriminalamt und seinen Umgang mit dem Fall Amri durchsickern, klingen wie aus einem schlechten Film. Dabei geht es längst nicht nur um Behördenversagen und Schludrigkeit, was nach dem verheerenden Attentat Amris ja schon tragisch genug wäre. Nein, es geht darüber hinaus ganz offensichtlich um eine gehörige Portion kriminelle Energie, mit der einzelne Mitarbeiter im Nachhinein versucht haben, Versäumnisse zu vertuschen.

Solche Vorfälle in einer zentralen Sicherheitsbehörde sind nicht nur ein Fall für eine Handvoll Sonderermittler, sondern auch für die gewählten Abgeordneten im Parlament. Deshalb ist es richtig, dass sich nach Nordrhein-Westfalen nun auch in Berlin ein Untersuchungsausschuss mit der Aufklärung des Skandals befasst. Doch damit ist es nicht genug. Denn nach dem tödlichen Anschlag Amris auf den Berliner Weihnachtsmarkt wurde schnell klar, dass die Zusammenarbeit der verschiedenen Landesbehörden, die den Tunesier seit längerem im Visier hatten, haarsträubende Lücken aufwies. Das konnte Amri nutzen. Obwohl er als islamistischer Gefährder bekannt war, gelang es ihm, unterzutauchen - bis er im Dezember mit einem Lkw in die Menschenmenge raste.

Umso wichtiger ist es, dass bei der jetzigen Aufarbeitung nicht wieder Ermittler und Ausschüsse auf Landesebene isoliert vor sich hinwursteln. Vielmehr ist zu klären: Wie müssen die Sicherheitsstrukturen insgesamt - und damit auf Landes- und auf Bundesebene - verbessert werden, dass sich ein Fall Amri nicht wiederholt? Mit all diesen Problemen wird sich auch der Deutsche Bundestag beschäftigen müssen.