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EsslingenZum 150. Geburtstag der Eßlinger Zeitung haben fast alle Gratulanten im ES-TV-Beitrag die (Lokal-)Zeitung als Pfeiler der Demokratie bezeichnet. Nur es braucht viele Pfeiler, sonst stürzt das demokratische Haus ein. Zumal lediglich in der Pressevielfalt die Pressefreiheit gedeihen kann. Und diese Freiheit schwindet: weil die Anzahl der Zeitungen zurückgeht; weil der Journalistennachwuchs ausbleibt; weil der Druck von Populisten wächst.

Aber nur ein freier Geist (des Journalisten) erschafft einen hochwertigen, glaubwürdigen Text, der dem Leser die Freiheit gibt, sich auf seine Zeitung zu verlassen. Da ist es ein Muss, dass Redakteure mal anecken und übers Ziel hinaus schießen dürfen, ohne dass Leser mit Abbestellung drohen. Da ist es ein Muss, dass der Anzeigenkunde nicht sein Engagement beendet, wenn negativ über ihn oder positiv über die Konkurrenz berichtet wird. Da ist es ein Muss, dass aus sinkenden Auflagen und Anzeigen, also aus wirtschaftlichen Gründen, nicht automatisch Redaktionszusammenlegungen resultieren. Da ist es ein Muss, dass die enge, oft persönliche Zusammenarbeit zwischen (Lokal-)Pressevertreter und Artikelprotagonist nicht zu Parteilichkeit führt. Da ist es ein Muss, dass Medienmacher nicht nur den Klicks hinterherrennen. Da ist es ein Muss, dass Bürger bereit sind, Geld für Print- und Online-Artikel zu bezahlen. Da ist es ein Muss, dass die Menschen auch Informationsquellen heranziehen, die ihnen nicht nur ihr Facebook-Algorithmus aus der Dunstwolke des Freundeskreises auf das Display spült.

Wenn das eintritt, kann die unabhängige (Lokal-)Presse überleben.