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Die Stadt Bozen im lieblichen Südtirol will mit einer Speichelprobe für Hunde unliebsame Hinterlassenschaften im öffentlichen Raum bekämpfen. Finger weg davon! Das meint indessen Claudia Bitzer.

EsslingenHundebesitzer aller Länder, vereinigt Euch! Erst ein paar Monate ist es her, dass die Stadt Esslingen potenziellen Hundehaltern mit überraschenden Hausbesuchen nachschnüffeln wollte, ob sie auch Steuern für ihre Lieblinge bezahlen. Und am Ende dann doch die Finger davon gelassen hat. Die Stadt Bozen ist indessen einen bedeutenden Schritt weitergegangen: Im Kampf gegen unliebsame Hinterlassenschaften im öffentlichen Raum möchte sie mithilfe einer DNA-Datenbank die Häufchen eindeutig den jeweiligen Hundchen und die wiederum eindeutig ihren Herrchen zuordnen können. Dazu braucht es aus Sicht der Stadtoberen lediglich einen einfachen Abstrich aus der Backe des Vierbeiners für 25 Euro, der ihrer Auffassung nach jedem Zweibeiner praktisch und finanziell zuzumuten ist. Und natürlich ein entsprechendes Register, in dem diese höchst individuellen Eigenschaften aller Bozener Wuffis gesammelt werden und dann im Bedarfsfall mit der Beschaffenheit der Trümmerln (deutsch: Hundehaufen) auf der Straße oder in der Blumenrabatte abgeglichen werden können. Hundebesitzer, denen man mit diesem genetischen Kotabdruck ihre Säumigkeit nachweisen könnte, bekämen eins auf die Pfoten (man denkt an 50 Euro), unschuldige Herrchen oder Frauchen könnten sich entlasten.

Was vor allem die Südtiroler Volkspartei anstrebt, ist so ganz neu nicht: Unter der Überschrift „Scheiße, erwischt!“ berichtete die taz schon vor gut drei Jahren über ein entsprechendes Ansinnen in einem Londoner Stadtteil. Und erst vor wenigen Monaten haben es die deutschen Gemeinden Lohra im Hessischen und Rödelsee in Unterfranken mit solchen Gedankenspielen in Springers Welt und in die Süddeutsche Zeitung geschafft. Beide Kommunen haben mittlerweile wieder Abstand davon genommen. Zum einen aus Kostengründen: Wer sammelt Daten und Häufchen ein? Zum anderen aus rechtlichen Bedenken: Was sagen die Datenschützer?

Nicht so jenseits des Brenners: Dort hat der Landtag – der demnächst wiedergewählt werden will – gerade beschlossen, die rechtlichen Grundlagen für den DNA-Test für Hunde zu schaffen. Und zwar für ganz Südtirol. Die Neue Südtiroler Tageszeitung hat allerdings Zweifel an der Praktikabilität des Vorhabens. Bis die DNA aller 40 000 Hunde zwischen Reschenpass und Trentino erfasst sei, würden bis zu 15 Jahre vergehen. „Sollte man angesichts der spärlichen Daten eine DNA-Analyse durchführen, wäre es schwer, den Schuldigen zu finden. Dann würde die Verwaltung auf den Kosten sitzenbleiben“, zitiert sie den zuständigen Landesrat Arnold Schuler. „Im konkreten Fall wäre das die Gemeinde Bozen“, folgert die Zeitung.

Das sollte selbst den bissigsten Esslinger Stadtpolitikern Warnung genug sein. Also bitte, bitte kein aufgeregtes Schwanzwedeln und Hinterherhecheln vor der anstehenden Kommunalwahl!