Claudia Bitzer. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Denkt man in Esslingen eher groß- oder eher kleinräumig? Claudia Bitzer auf der Suche nach dem Sowohl- als-auch.

EsslingenEigentlich erheben der Esslinger OB und sein Gemeinderat ja schon den Anspruch, groß zu denken. Das steht in einem gewissen Widerspruch zu den 400 Mini-Apartments, die private Bauherren auf der künftigen Mikro-Meile zwischen Bahnhof und Weinbergen aus dem urbanen Boden stampfen dürfen. Dabei ist der Schollen-Bestand in einer dicht besiedelten Region ja ohnehin schon ziemlich mikro. Weshalb der OB auf der Einwohnerversammlung Pliensauvorstadt die Pläne für eine gen Himmel strebende Daimler-Halle auf dem Danfoss-Areal auch in höchsten Tönen gepriesen hat. Die fällt allerdings trotzdem ziemlich makro aus. Als mikro auf der wirklich allerminimalsten Ebene muss man hingegen die Informationspolitik des Rathauses gegenüber den Stadtteilvertretern etikettieren. Aber da sind auch andere Bürgerausschüsse nicht verwöhnt.

Ziemlich makro war und ist die Stadt indessen bei der Ankündigung von Bauvorhaben, die den Esslinger Mikrokosmos aus den Angeln heben sollen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass die Objekte so lange auf sich warten lassen, bis keiner mehr so recht daran glauben kann. Beispiel: Bis die Investoren des angepeilten neuen Einkaufstempels auf dem Karstadt-Parkplatz ihre Pläne wegen der gestiegenen Baukosten abgespeckt haben, sind ihnen die Handwerker kostenmäßig garantiert schon wieder davongelaufen.

Man darf jedenfalls makromäßig gespannt sein, wie sich die Dinge weiterentwickeln. Wie wäre es denn mit folgendem Vorschlag: Daimler mietet für seine 330 künftigen Mitarbeiter auf dem Danfoss-Areal alle 400 Mikro-Apartments in Bahnhofsnähe an. Schichtführer und andere Führungskräfte bekommen zwei Mini-Wohnungen, Familien braucht Esslingen ohnehin nicht. Ihre Autos könnten die Daimler-Mitarbeiter dann auf den Karstadt-Parkplatz stellen und umwelt- und anwohnerfreundlich mit dem 102er oder 103er zur Arbeit fahren. Das wäre mal wirklich groß gedacht.