Patrick Kuolt. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Bahn fahren und das Auto stehen lassen: Das ist gut für die Umwelt – bisweilen aber auch sehr skurril.

EsslingenZwei wichtige Hinweise vorab: Ich fahre sehr gerne Auto. Bahn fahren liegt mir dagegen weniger. Sie sind mir meist zu voll. Außerdem kann man dort nicht singen – zumindest nicht, ohne bei den anderen Fahrgästen einen wunderlichen Eindruck zu hinterlassen. Und ja, ich singe sehr gerne beim Auto fahren. Den täglichen Weg zur Arbeit lege ich deshalb, wann immer es möglich ist, mit meinem Auto zurück. Ich mag es sehr. Ich mag, wie es auf seine ganz besondere Art brummt, wie es beim Beschleunigen sportlich pfeift, wie es – stop, ich schweife ab. Heute ist hier kein Platz für Schwärmereien. Ich schreibe diese Zeilen aus einem anderen Grund: Ich war meinem geliebten Auto untreu. Ich habe einige Tage lang die Bahn genutzt – mit fatalen Folgen. Doch der Reihe nach.

Weil es um die Parkplatzsituation vor der Redaktion, in der ich derzeit tätig bin, nicht zum Besten bestellt ist, habe ich beschlossen, mit Bus und Bahn ins Büro zu fahren. Die ersten Tage liefen gut, auch wenn ich einmal auf dem Nachhauseweg einen Sturz im Bus nur knapp vermeiden konnte. Der Fahrer hatte eine Kurve etwas zu scharf genommen, um es rechtzeitig über die Kreuzung zu schaffen. Peinlich. Wäre mir im Auto nicht passiert.

Die folgenden eineinhalb Wochen plätscherten ohne größere Zwischenfälle vor sich hin. Ich hatte mich fast an die Bahn gewöhnt. Einzig der Anblick meines Autos beim Passieren mit dem Bus schmerzte. Doch dann kam er. Die Bahn hatte gerade fünf Minuten von etwa 30 Minuten Fahrt absolviert, da stieg er ein. Er, das war ein Mann, ziemlich groß, etwa Ende 60, grimmig dreinblickend und laut schnaufend. In der Bahn war viel Platz, doch er steuerte zielsicher auf den Platz gegenüber zu und ließ sich auf den Sitz fallen. Ich spürte, dass ich intensiv gemustert wurde. Unangenehm. Im Auto wäre mir das nicht passiert. Plötzlich war ein leises Knackgeräusch zu hören. Aus dem Augenwinkel konnte man helle Splitter auf den Boden fallen sehen. Einer davon traf meinen Schuh. Der Blick nach oben bestätigte meine Befürchtungen: Der Mann hatte einen Nagelknipser ausgepackt und widmete sich in der Bahn seiner morgendlichen Maniküre. Ein Alptraum. Etwa 15 Minuten später war er zu Ende. Die folgenden Tage haben mir gezeigt: Parkplatzsuche ist gar nicht so schlimm.