Quelle: Unbekannt

Von Harald Flößer

Überschäumende Freude nach einem glanzvollen Sieg, Niedergeschlagenheit nach einer bitteren Niederlage - der Sport ist voller Emotionen. Genau das macht diese Welt für uns Zuschauer so interessant. Wenn ein Sportler bei aller Versessenheit auf den Erfolg auch an den Gegner denkt und Fairness zeigt, nötigt einem das Respekt ab. Nationalstürmer Miroslav Klose spielte sich nicht nur mit Traumtoren in die Herzen vieler Fußballfans. Unvergesslich ist die Szene aus dem Bundesligaspiel von Werder Bremen gegen Arminia Bielefeld aus dem Jahr 2005. Klose ging im Zweikampf mit Bielefelds Schlussmann Mathias Hain im Strafraum zu Boden, der Torhüter bekam die Gelbe Karte und der Angreifer einen Elfmeter. Doch Klose überzeugte den Schiedsrichter, dass Hain zuerst den Ball gespielt habe und dass der Elfer daher unberechtigt wäre. Der Schiri zog daraufhin seine Entscheidung zurück: kein Strafstoß und keine Gelbe Karte. Klose erhielt dafür eine Fairplay-Auszeichnung und meinte bei der Verleihung: „Es ist eine große Ehre für mich, dass ich diesen Preis erhalte. Aber es wundert mich schon ein bisschen. Für mich war das selbstverständlich. Ich würde es jederzeit wieder tun.“

Als Sportsmann ersten Ranges hat sich Radrennfahrer Jens Voigt beim Giro d’Italia im Jahr 2006 erwiesen, als er seinem Gegner, dem spanischen Meister Juan Manuel Garate, den Sieg schenkte. 400 Meter vor dem Ziel auf dem Pellegrino-Pass klopfte ihm Voigt auf die Schulter und signalisierte damit: Der Erfolg gehört dir. Mit dieser ungewöhnlichen Geste bedankte sich der Deutsche dafür, dass er als Helfer des Gesamtersten Ivan Basso in der Flucht des Tages als Aufpasser praktisch keine Führungsarbeit verrichtet hatte.

Noch schöner ist es, wenn einem so etwas selber widerfährt. Finale bei einem unbedeutenden Lauf-Wettbewerb in der Region. Rainer und ich haben uns während des Laufs zusammengetan und eine große Aufholjagd gestartet, doch im Schlussspurt ist er eindeutig der Stärkere. Doch was macht er? 200 Meter vor dem Ziel wartet Rainer, obwohl er mir überhaupt nichts schuldig ist, um mit mir gemeinsam die Ziellinie zu überqueren. Mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Was für ein Sportsgeist!