Quelle: Unbekannt

Von Sigor Paesler

Manchmal kollidiert die Medienwirklichkeit mit den persönlichen Erfahrungen. Mein Besuch dieser Tage bei meiner Hausärztin tat in dieser Hinsicht jedenfalls richtig gut. Diesmal nicht nur, weil sie eine klasse Ärztin ist, sondern weil sie ein Bild in meinem Kopf zurechtgerückt hat. Zum Glück. Vor knapp einem Jahr saß ich ebenfalls in ihrer Praxis und wir hatten einmal ganz andere Rollen: Ich stellte die Fragen. Meine Ärztin war gerade aus Nepal zurückgekehrt, wo sie ein paar Tage zuvor gemeinsam mit ihrer Tochter das schlimme Erdbeben miterlebt hatte. Sie hat spontan als Ärztin zugepackt - und nach ihrer Rückkehr mitgeholfen, Geld für den Wiederaufbau zu sammeln. Sie hat sehr anschaulich, sehr persönlich und sehr engagiert erzählt und ich habe einen langen Text für die EZ darüber geschrieben.

Lange hat man nichts mehr gehört von Nepal. Das ist leider immer so: Die Tragödie ist vorbei und verschwindet aus den Nachrichten. Die Menschen in der Katastrophenregion aber leiden meistens weiter. Nach einem Jahr kommt dann der Zeitpunkt, zu dem die Nachrichten-Redaktionen ihre Korrespondenten wieder in die Region schicken, um über den Stand der Dinge zu berichten. Was dieser Tage im Fall Nepal in den gängigen Nachrichtensendungen rund um 22 Uhr erzählt wurde, hat mich richtig geärgert. Tenor: Sämtliches Geld ist in der Korruption versickert.

Sämtliches Geld? Die vielen, vielen kleinen Initiativen, die ganz konkret und erfolgreich arbeiten, wurden dabei unterschlagen. Aber es gibt sie. Auch ein Jahr danach noch. In der EZ hatten wir gerade die Geschichte über die Köngener, die geholfen haben, eine Schule im Erdbebengebiet wieder aufzubauen. Meine Ärztin erzählte mir mit leuchtenden Augen, dass die von ihr unterstützten Projekte ebenfalls gute Erfolge vorzuweisen haben: „Es wurde viel aufgebaut.“ In dem Kässle, das an der Rezeption ihrer Praxis steht, kommt monatlich immer noch eine schöne Summe zusammen, mit der man im Himalaja einiges bewegen kann.

Ich habe die Praxis mit einem Rezept verlassen und dem guten Gefühl, dass doch nicht alles so schlecht ist, wie es die Medienwirklichkeit vorgibt. Als Anregung hier noch einmal ein paar Links zu Initiativen, die vor Ort und ganz direkt helfen.

www.himalayanproject.de

www.cvjm-kohlberg.de

www.lischa-himalaya.org

www.asha-varadhi.de.vu