Evelin Lewner schaut als Ehrenamtliche nach der Bibliothek und sorgt immer wieder für neuen Lesestoff. Quelle: Unbekannt

Von Peter Dietrich

Wo geht es hier zum Aufzug C? Wer als Neuling in das Geriatrisches Zentrum Esslingen-Kennenburg kommt, dem wäre ein spezieller Stadtplan zu empfehlen. Beim ersten Eindruck drängt sich der Beton vor. Doch, das zeigt der zweite Blick, zwischen grauen Mauern quirlt das Leben, und idyllische Ecken gibt es auch noch.

Alles zusammen wohnen im Zentrum fast 400 Menschen: Zu 195 Pflegeplätzen kommen 139 Leute im Quartier am Hainbach, also dem „Wohnen mit Service“, und 62 im Appartementhaus, dem ehemaligen Schwesternwohnheim. 250 Mitarbeiter sind um das Wohl dieser Menschen besorgt, 100 Ehrenamtliche kümmern sich um das Aquarium, die Bibliothek und vieles mehr.

In diesen Zahlen sind die Bauarbeiter noch nicht drin, die das Zentrum wohl erst 2019 wieder los wird. Künftig gibt es nur noch Einzelzimmer. Die Zahl der Pflegeplätze bleibt dabei gleich, weil die Räume der früheren Aerpah-Klinik neu genutzt werden. Bis Ende des Jahres soll der Eingang völlig neu gestaltet werden, mit einer großen Glasfront. Der Friseur, das Bistro und die Filiale der Kreissparkasse sind dann direkt am Eingang zu finden - nur ein Geldautomat lohnt sich nicht.

„Wir wollen uns für den Stadtteil öffnen“, sagt die Heimleiterin Sabine Kutschus. Hält dann der Bus direkt vor der Tür? Das gehe leider nicht, weil der Wendekreis zu klein sei. Der barrierefreie Umbau des bisherigen Halts im engen Kreisel sei leider schwierig und teuer. „Der Bürgerausschuss hat sich dafür sehr engagiert“, lobt Kutschus.

Bewohner Adolf Nowottny kommt mit seinem extrem wendigen Elektrorolli schon jetzt gut klar, fährt öfter mit dem Bus in die Stadt. „Das ist kein Problem.“ Er profitiert auch vom neuen barrierefreien Weg hinüber zum Quartier am Hainbach. Draußen an ihrem Lieblingsplatz in der Sonne sitzt Ingrid Greipl, sie besucht fast täglich einen Angehörigen. Sie lobt die Angebote des Hauses: „Gestern gab es einen Theaterbesuch.“ Einen Wunsch hat sie auch: „Dass der Umbau mal fertig ist, aber da müssen wir durch.“

Ein eigenes Pfarramt

In der Bibliothek ist Evelin Lewner am ehrenamtlichen Werk. Sie verwaltet nicht nur das, was da ist, sondern sorgt auch für Wechsel und Nachschub. „Ich gehe in den Diakonieladen und tausche.“ Nebenan muss Friseurmeisterin Gabriele Jörger besorgten Bewohnern erklären, dass sie demnächst nur innerhalb des Hauses umzieht. Der frisch umgebaute, unterteilbare Festsaal ist Saal, Konferenzraum und Kapelle zugleich. Das Zentrum hat sogar sein eigenes Pfarramt, mit Pfarrerin Cornelia Reusch. Der Träger des Zentrums, „Dienste für Menschen“, gehört zur Diakonie.

In der Muckibude in der Stadt würde sich ein Senior wohl komisch vorkommen, doch das Zentrum hat seine eigene „Mobility Clinic“. Diese nutzen auch jüngere Menschen zum Gerätetraining. Natürlich gibt es auch Stationen, an denen sich die vor Ort von Martin Runge erfundenen „Fünf Esslinger“ trainieren lassen.

Gekocht wird im Zentrum nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für Esslinger Schulen und Kindergärten, möglichst aus regionalen Zutaten. Für die Bewohner gibt es eine Paketannahme und einen Service für externe Wäschereinigung. Draußen hat sich ein Teil der Idylle der ehemaligen Wasserheilanstalt erhalten, mit schattigem Teich und kleinem Pavillon. Für Demenzerkrankte gibt es geschützte Sonnenterrassen. Weiter nach draußen geht es einmal jährlich mit den Rotariern oder mit Ehrenamtlichen auf den Weihnachtsmarkt. Froh ist Kutschus über den Förderverein „Pro Quarto“. „Der könnte noch Sponsoren brauchen.“

Alle vier Wochen gibt es das „Kennenburger Forum“, bei dem es mal um Tiere im heimischen Wald, mal um Fotos von Nepal und mal ums Kochen mit frischen Kräutern geht - manchmal mit wenigen Besuchern, manchmal mit 50. Insgesamt etwa 30 Angebote umfasst der Wochenplan, manche sind allerdings nur alle zwei Wochen oder monatlich. Sie reichen von der Frühstücksgruppe für demente Menschen bis zur Abendandacht. Es gibt eine Strick- und Häkelgruppe, für Männer Handfesteres mit Holz. Es wird viel gesungen, dazu kommen Lesungen heiterer Literatur und die Arbeit am Bürger-PC. Kutschus bewundert so manchen, der dort im hohen Alter das Neuland Internet betritt.