Katja Öttle Quelle: Unbekannt

Auf dem Berg ist die Welt noch in Ordnung. Die Einwohner von Hegensberg und Liebersbronn schätzen ihren Stadtteil mit seiner fast noch ländlich anmutenden, gewachsenen Struktur, seinen freundlichen Menschen und der Nähe zum Naherholungsgebiet am Jägerhaus. Ein Manko hat das Leben auf dem Berg aber: Die Nahversorgung mit Lebensmitteln könnte besser sein. Vor allem die Älteren vermissen einen Supermarkt schmerzlich. Unsere Mitarbeiterin Petra Weber-Obrock (Text und Fotos) hat sich bei den Passanten im Ortszentrum von Hegensberg umgehört.

Birgit Lüneberg, 53 Jahre, Einzelhändlerin: Mir gefällt es hier wunderbar. Ich lebe seit meiner Geburt hier. Ein Vorteil ist sicher die Nähe zur Esslinger Innenstadt und nach Stuttgart. Die Nahversorgung mit Lebensmitteln stellt allerdings ein Manko dar. Es gibt zwar immer donnerstags einen Markt. Unser Bäcker hat auch einige Lebensmittel ins Sortiment aufgenommen. Und auch mein Geschäft „Birgit’s Lädle“ versucht, im Non-Food-Bereich vieles abzudecken. Aber es ist trotzdem noch zu wenig. Viele Familien haben keine zwei Autos und sind auf Fußläufigkeit oder den Bus angewiesen. Dafür ist das Zusammengehörigkeitsgefühl hier riesig. Es gibt viel Tradition. Und zu den Veranstaltungen der lokalen Vereine geht man auch hin.

Antje Harig, 51, Lehrerin, Esslingen: Ich komme eigentlich aus dem Rheinland, lebe aber inzwischen sehr gerne auf dem Berg. Es ist ein sehr angenehmes Wohnen hier. Der Wald liegt vor der Tür, und die Anbindung an die Stadt ist durch die Buslinie ebenfalls sehr gut. Den einzigen Makel stellt die Nahversorgung dar, die besser sein könnte. Es gibt Birgit’s Lädle, wo man vieles kriegt, eine Post, ein Blumengeschäft. Nur die Lebensmittel muss man woanders einkaufen.

Vivien Posul, 19, Schülerin: Eigentlich gefällt es mir hier oben ganz gut. Ein bisschen blöd ist, dass es hier keinen Einkaufsladen mehr gibt. Für die meisten Dinge muss man in die Stadt runterfahren. Für Jüngere ist hier abends natürlich auch nichts los. Da muss man nach Esslingen oder gleich bis nach Stuttgart. Die Vereine machen zwar Angebote, die mich reizen würden. Ich habe es aber bisher noch nicht geschafft, mich da einzuklinken. Aber einen Einkaufsladen, den würde ich mir wirklich wünschen. Er muss auch gar nicht groß sein.

Gudrun Kiefer, 75, Rentnerin: Mir gefällt es sehr gut hier. Es ist ruhig, und die Leute sind sehr nett. Ich lebe hier schon 40 Jahre lang und bin gut im Stadtteil eingebunden. Läden fehlen hier zwar einige, aber noch kann ich alle Besorgungen mit dem Auto erledigen. Wenn das mal nicht mehr der Fall sein sollte, wird es schwierig.

Jürgen Janke, 60: Hier oben lebt es sich an und für sich ganz gut. Nur unser kleiner Tante Emma-Laden hat geschlossen und fehlt jetzt natürlich. Für Ältere ist das schlichtweg „beschissen.“ Es gibt leider einige Ladenleerstände. Auch im Haus vom Kreuzer wird gebaut, allerdings entstehen keine neuen Ladenflächen, sondern Wohnungen.

Lea Kunze, 17, Schülerin: Mir gefällt es hier ganz gut. Es ist sehr ruhig und angenehm zum Wohnen hier, und es gibt alles, außer einem Supermarkt. Der Anschluss in die Stadt ist auch gut. Auch für junge Leute ist es hier okay. Wenn ich etwas brauche, kann ich ja runter fahren.

Katja Oettle, 31, im Mutterschutz: Wir sind neu zugezogen und finden es sehr angenehm hier oben. Es ist eine schöne, ruhige Wohnlage. Jetzt, wo ich im Mutterschutz bin, kann ich hier mit dem Kind auch gut spazieren gehen. Ich bin sehr zufrieden. Nur die Lebensmittelnahversorgung ist mau, seit der kleine Lebensmittelladen zugemacht hat.

Werner Schatz, 65, Rentner: Ich lebe hier, seit ich zwei Jahre alt bin, und es ist soweit okay. Wahrscheinlich ist es der Lauf der Welt, dass immer mehr Läden zumachen. Aber ich beschwere mich nicht. Schließlich gibt es seit ein paar Jahren einmal wöchentlich einen Markt, es gibt Birgit’s Lädle und einen Bäcker. Ansonsten kennt man sich in Hegensberg, die neu Zugezogenen natürlich ausgenommen. Aber auf der Straße treffe ich, jetzt als Rentner, viele Bekannte. Sehr bereichernd sind hier oben auch die Aktivitäten der Vereine.

Walter Oberender, 94, Rentner: Wir wohnen schon seit 70 Jahren hier oben. Es ist eine sehr, sehr bevorzugte Lage in einer ruhigen Sackgasse. Um die Ecke liegen der Bäcker, die Apotheke und der Arzt. Die Post und den Markt haben wir direkt vor der Nase. Es gibt also keinerlei Gründe, mich zu beschweren. Außer einem: Was fehlt, ist ein Lebensmittelladen.

Bettina Dilli, 46, Arzthelferin, lebt heute in Fellbach-Schmiden, aufgewachsen in Hegensberg: Meine Kindheit hier auf dem Berg war sehr schön. Da hat der Hegensberg noch gelebt. Es gab einen Lebensmittelmarkt und einen Schuhladen. Heute hat sich die Nahversorgung leider zum Nachteil verändert, so dass der Stadtteil fast ein bisschen ausgestorben auf mich wirkt. Das liegt sicher auch daran, dass die ältere Generation langsam wegstirbt und viele Familien neu zugezogen sind, die ihre Einkäufe woanders tätigen. Und wir können uns ja nicht einmal beschweren. In Liebersbronn gibt es gar nichts.