Von Tom Bloch

Stuttgart - Stuttgarts Volleyball-Frauen sind irgendwie doch auch Steh-auf-Männchen. Wenn eigentlich gar nichts mehr geht, geht immer noch ein unsichtbarer Ruck durch das Team von Trainer Guillermo Naranjo Hernández. Mit einer unbändigen Block-, Abwehr- und vor allem Kampf- und Energieleistung hat Allianz MTV Stuttgart beim Dresdner SC das zweite Halbfinal-Spiel im Duell um den Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft mit 3:2 (25:21, 22:25, 23:25, 25:23, 15:9) gewonnen.

Dabei standen die Schwäbinnen in Sachsen gehörig unter Druck, da sie das Hinspiel in der ausverkauften Scharrena vor einer Woche trotz zweier Matchbälle am Ende dennoch knapp verloren. Als dann im zweiten Spiel in der mit über 3000 Zuschauern ebenfalls ausverkauften Margon-Arena in Dresden das Team um Spielführerin Deborah van Daelen im vierten Satz mit 16:19 hinten lag, bereitete sich Stuttgarts Geschäftsführer Aurel Irion gedanklich auf die Siegerehrung vor. Hätte das Team verloren, wären die vorbereiteten Bronzemedaillen zum Einsatz gekommen. „Ich habe mich geärgert, weil wir das Spiel zwischenzeitlich erneut aus der Hand gegeben haben, und als dann Karmen Kocar gleich nach ihrer Einwechslung einen Doppelfehler machte, habe ich gedacht, das war’s.“ Doch wie schon mehrfach gezeigt, kann das Team mit dem Rücken zur Wand weitere verborgene Energien frei setzen. Wie zum Beispiel bei den vergangenen beiden Pokalsiegen. 2015 gegen die Ladies in Aachen mit 0:2 hinten, dann drei Sätze in Folge gewonnen. Beim Pokalfinale vor zwei Monaten gegen den SSC Palmberg Schwerin haben dem Tabellenführer aus dem hohen Norden nur noch drei Ballpunkte zum Titel gefehlt, doch angeführt von Zuspielerin Kocar gelang Stuttgart die Wende und sie schnappten sich erneut den Pokal.

Und jetzt das: Noch nie haben die Stuttgarterinnen im Playoff um die Meisterschaft auswärts beim DSC gewonnen. Diese Serie endete nun, nach zweieinhalb Stunden Schlagabtausch eindrucksvoll vor mitgereisten 50 Stuttgarter Zuschauern. „Unglaublich, wie uns unsere Fans pushen und uns unterstützen“, sagte Michaela Mlejnková, die mit 21 Punkten Stuttgarts beste Angreiferin war. Nun kommt es zum Showdown um den Einzug ins Halbfinale am Samstag, 15. April, um 19.30 Uhr in der Scharrena.