Finale, oh-oh - die Stuttgarterinnen tanzen ihren Jubeltanz. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Tom Bloch

Stuttgart - Ausgerechnet Elizabeth McMahon sorgte mit ihrem Angriffsschlag für die Entscheidung. Die 1,99 Meter große Diagonalangreiferin im Trikot des Dresdner SC, die sich sowohl die Saison über als auch in den Playoffs als nahezu unbezwingbare Topscorerin präsentiert hatte, schmetterte den blau-gelben Volleyball ins Grüne, knapp zwei Zentimeter neben das orangene Spielfeld. Matchball: Der Ball war aus, das Spiel war aus. Allianz MTV Stuttgart steht durch den 3:0 (25:17, 25:19, 25:16)-Sieg gegen den Dauerrivalen im dritten und entscheidenden Spiel der Halbfinalserie zum dritten Mal in Folge im Finale um die deutsche Meisterschaft. Dort treffen sie ab morgen auf den Liga-Primus SSC Palmberg Schwerin.

Der Doublesieger der vergangenen Saison aus Dresden beendet die Saison ohne Titel und ohne Champions-League-Qualifikation. Die Stuttgarter Spielerinnen tanzten ihren Jubeltanz und 2251 Zuschauer in der ausverkauften Scharrena sorgten für den einstimmigen Chor: „Finale, oh-oh.“

Zwei Spiele in dieser Halbfinal-Serie sorgten bei den Zuschauern für graue Haare und Adrenalinschübe. Mit jeweils 3:2 gewannen völlig unerwartet die Gästeteams, nach dem sich die Gastgeberinnen längst einen komfortablen Vorsprung erspielt hatten. Insofern rechnete die Fachwelt für das entscheidende Spiel mit einem ähnlich spannenden Verlauf.

Nur 72 Minuten Spielzeit

Doch es kam anders: In nur 72 Minuten zerfetzte das Stuttgarter Team des spanischen Trainers Guillermo Naranjo Hernández die Träume des Meisters des vergangenen Jahres. „Der Schlüssel zum Erfolg war, dass wir viel weniger Fehler gemacht haben. Wir waren dabei mutiger und haben uns am Ende dafür belohnt“, sagte Hernández mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Seine persönliche Bilanz als hauptverantwortlicher Trainer des MTV glänzt mit dem siebten Finaleinzug (Pokal, Meisterschaft, Supercup) in Folge noch heller.

Dass der Erfolg im Entscheidungsspiel so deutlich war, hat mehrere Gründe. Zum einen veränderte Hernández die Startaufstellung. Auf der Diagonalposition begann Deborah van Daelen statt Aiyana Whitney, zweite Mittelblockerin neben Micheli Tomazela Pissinato war Jennifer Pettke (statt Nia Grant). „Meiner Meinung nach waren die beiden nach den zuletzt gezeigten Leistungen einfach alternativlos“, sagte Hernández nach der Partie.

Sein Schachzug ging auf. Gerade im ersten Satz fegte das Team über Dresden hinweg. Wann gab es das schon, dass der Trainer nicht alle ihm zur Verfügung stehenden Auszeiten nutzte? Die Formation funktionierte so gut, dass er nicht ein einziges Mal wechselte und insgesamt auf drei Auszeiten verzichtete. Auch die gefährlichen Angreiferinnen der vorangegangenen Semifinale, also gerade Liz McMahon, aber auch Kadie Rolfzen, wurden geblockt oder sehr gut verteidigt.

Die erfolgsgewöhnten Sächsinnen gingen in Stuttgart völlig unter. Nach dem Pokaltitel Ende Januar und dem Gewinn des Supercups zu Saisonbeginn ist für die MTV-Frauen dagegen nun sogar noch das Triple möglich. Doch Hernández warnt: „Es ist sicherlich verlockend, daran zu denken, dass man am Ende auf dem Podest stehen könnte, bei der Siegerehrung, mit der Goldmedaille um den Hals. Aber es ist langer Weg bis dorthin, auf dem noch viel passieren kann. Wir wissen das.“

Der zehnfache Meister und fünffache Pokalsieger SSC Schwerin hat zehn Tage Vorbereitung bis zur Finalserie, die Stuttgarterinnen haben nur zwei und verbringen den heutigen Dienstag nicht in der Sporthalle beim Training, sondern im Bus in den Norden. Das Duell um die Meisterschaft (Modus: best of five) beginnt morgen (19 Uhr) in Schwerin. Die Stuttgarter Heimspiele sind für Samstag, den 22. und 29. April (jeweils 19.30 Uhr) geplant.