Stuttgarts Carlos Manuel Mane (vorne) spielt gegen Dresdens Philip Heise. Foto: dpa - dpa

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Am Ende hielt Hannes Wolf kurz inne. „Ich war jetzt sehr negativ, oder?“, fragte der Trainer des VfB Stuttgart nach dem 3:3-Unentschieden in der 2. Fußball-Bundesliga gegen Dynamo Dresden und schaute dabei zu Pressesprecher Tobias Herwerth. „Eigentlich war es ein geiles Spiel für alle anderen.“

Für Wolf war es kein schönes Spiel. Der Trainer hätte sich daran freuen können, dass die Mannschaft aus einem 0:3 noch ein 3:3 gemacht hat. Er hätte sich darüber freuen können, dass Simon Terodde in der 5. Minute der Nachspielzeit den Treffer zum Ausgleich erzielt hat. Er hätte sich darüber freuen können, dass die Offensivleistung der Mannschaft in der zweiten Hälfte stark war. Er hätte sich darüber freuen können, dass der VfB wieder Tabellenführer ist. Er freute sich tatsächlich über die starke Unterstützung der Fans auch beim Stand von 0:3. Aber Wolf freute sich nicht. Nicht, weil die Mannschaft nun seit vier Spielen ohne Sieg ist. Der Auftritt in der ersten Hälfte bereitet ihm Sorgen. Und diese Sorgen benannte er ungewöhnlich deutlich. Wolf stellt die Mentalitätsfrage.

VfB Stuttgart - Dynamo Dresden 3:3 (1:3)

„Ich kann mich nicht so richtig freuen über den Punkt. Und ich weiß auch nicht, ob das noch kommt“, erklärte er gleich zu Beginn der Pressekonferenz. Später in kleinerer Runde wurde er konkreter: „Man muss über die Mentalität reden“, sagte er. Und betonte wenige Sätze später nochmal: „Es geht um die Mentalität.“ Zwischendurch wurde er inhaltlich genauer: „Es gibt Fehler, die man machen darf und es gibt Fehler, die man nicht machen darf. Wir haben Fehler gemacht, die man nicht machen darf.“ Der VfB gilt als die Mannschaft mit der größten individuellen Qualität in der Liga. Wolf aber sagt: „Qualität bedeutet auch die Bereitschaft, gegen den Ball zu sprinten. Das haben wir einfach nicht getan. Das geht nicht.“

Am Ende hatte Dynamo-Trainer Uwe Neuhaus Recht, als er fair sagte, dass die Punkteteilung trotz des aus seiner Sicht unglücklichen Zeitpunkts des Treffers zum 3:3 gerecht war. Nach 25 Minuten aber deutete alles darauf hin, dass es eher wieder ein Dresdner 5:0 wie im Hinspiel geben würde. Der VfB offenbarte riesige Lücken zwischen der Vierer-Abwehrkette und der Doppel-Sechs mit Anto Grgic und Debütant Ebenezer Ofori davor – was einfach daran lag, dass die Lücken nicht zugelaufen wurden. Das wiederum hatten auch die Spieler eine weitere Reihe davor mitzuverantworten. An der taktischen Ausrichtung jedenfalls lag es nicht, meinte Wolf. Zudem verloren die Stuttgarter die meisten Zweikämpfe. So kann man nicht gewinnen. Die Mannschaft solle gut und konzentriert ins Spiel starten, hatte der Trainer im Vorfeld gefordert. Nach 25 Minuten stand es 0:3.

Auch ungewöhnlich für Wolf: Er prangerte vor allem eine Gruppe im Team an: „Das gilt vor allem für die jungen Spieler“, schloss er an seine Kritik am Laufverhalten an – und forderte ein schnelles Lernverhalten: „Denn sonst laufen wir immer hinterher und das können wir uns nicht erlauben.“

Am Mittwoch in München

Viel Gutes hatte Wolf auch gesehen. Etliche Offensivaktionen. Und dass sich die Mannschaft zusammengerissen und nach dem Wechsel deutlich gesteigert hat. Doppel-Torschütze Terodde drückte dies so aus: „Entweder man versteckt sich irgendwo, bis das Spiel zu Ende ist, oder du gibst Gas, versteckst dich nicht und versuchst, das Ding zu drehen.“ Aber der Trainer hat offensichtlich Sorge, dass die positiven Aspekte durch die Nachlässigkeiten gefährdet werden. Dass das große Ziel Aufstieg gefährdet wird. Trotz Tabellenführung.

VfB Stuttgart - Dynamo Dresden
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Die Spieler werden einige Videos mit ihren Fehlern vorgeführt bekommen. Schon am Mittwoch (17.30 Uhr) bei 1860 München können sie es besser machen .Ob er personelle Veränderungen vornehmen wird, ließ Wolf gestern offen. „Wir sind mit diesen Spielern Erster“, sagte er noch.

Den Verlauf des Spieles können Sie im Liveticker nachverfolgen.