Torjubel gehört mittlerweile zum Standardrepertoire des VfB Stuttgart, wie hier beim 4:2-Sieg in Frankfurt. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Frankfurt - Was ist bloß mit dem VfB Stuttgart los? Der schwäbische Fußball-Bundesligist ist im Vergleich zur Vorrunde nicht wiederzuerkennen. Die Stuttgarter gewannen bei Eintracht Frankfurt mit 4:2 (2:0), feierten den vierten Sieg in Folge und entfernen sich immer weiter von der Abstiegszone. Einen maßgeblichen Anteil am Aufschwung haben Trainer Jürgen Kramny und das wiedererlangte Selbstbewusstsein.

Von Hannes Kern

Der 44-jährige Kramny ist in vielen Bereichen das genaue Gegenteil seines Vorgängers Alexander Zorniger und hat durch seine besonnene, sachliche Art einen schnellen Draht zur Mannschaft gefunden. Im Grunde hat er hauptsächlich an drei Stellschrauben gedreht, um die verunsicherten Profis wieder in die (Erfolgs-)Spur zu bekommen. Er hat die taktische Ordnung wieder hergestellt, den Teamgeist gefördert und eine gewisse Stabilität herbeigeführt.

VfB-Sportvorstand Robin Dutt benannte einen wichtigen Unterschied zu Zorniger: „Er nimmt sich selbst nicht so wichtig. Dementsprechend fühlen sich alle in seiner Umgebung sehr wichtig.“

Kramny blieb auch nach dem vierten Sieg in Folge bescheiden und erläuterte sein Erfolgsrezept, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre: „Wir mussten im alten Jahr auf die Gegentore eingehen. Das waren zu viele. Die Siege gegen Braunschweig und Wolfsburg haben der Mannschaft ein anderes Selbstvertrauen gegeben. Danach haben wir ein bisschen am Teamgeist gefeilt. Wir haben gewisse Abläufe automatisiert und in den Spielen auch gut umgesetzt.“ So einfach kann Fußball sein.

Gleichwohl weiß Kramny um die Zerbrechlichkeit des Gefüges und räumte ein, dass „ein Quäntchen Glück“ dazugehört. Wie auch beim 2:1-Sieg gegen den Hamburger SV stand die Partie in Frankfurt auf des Messers Schneide. Der VfB hatte zum Beispiel Glück, dass ein Handspiel von Christian Gentner im Strafraum nicht geahndet wurde und dass der Kapitän mit einer Rettungsaktion auf der Linie den Ausgleich zum 2:2 verhinderte.

„Fünf, sechs Angriffe verzockt“

„Wir haben zwischendurch ein wenig die Ordnung verloren, zu viele Chancen zugelassen und fünf, sechs Angriffe verzockt“, benannte der Trainer die Dinge, die ihm missfallen haben. Der VfB hatte auch Glück, dass die Unterzahl nach Daniel Didavis Gelb-Roter Karte (67. Minute) ohne Folgen blieb. „Das war unnötig und dumm“, räumte der Regisseur ein.

An Gentners Entwicklung lässt sich der Unterschied festmachen. In der Vorrunde musste der Kapitän nach Misserfolgen in Serie stets Rede und Antwort stehen und erweckte den Eindruck, als ob er jeden Moment in tiefe Depressionen fallen würde. Nach dem Sieg in Frankfurt strotzte der 30-Jährige voller Selbstvertrauen und blickte zuversichtlich auf das DFB-Pokal-Viertelfinale morgen (20.30 Uhr/ARD) in Stuttgart gegen Borussia Dortmund: „Wenn wir gut ins Spiel kommen, ist alles möglich.“ Auch Gentner weiß, dass für den VfB die Nagelprobe noch bevorsteht. „Entscheidend wird sein, wie wir mit Rückschlägen umgehen. Aber ich bin guter Dinge, dass wir mit dem Abstieg wohl nichts mehr zu tun haben werden“, sagte Gentner.

Dutt hielt den Ball flach. „Es ist ein schönes Gefühl, aber wir sind nicht in der Position, um Sprüche rauszuhauen. Wir wissen, wo wir herkommen“, erklärte er und ergänzte: „Wir können aber zum ersten Mal sagen, wir haben ein gewisses Polster. Aber das kann auch schnell wieder weg sein.“

statistik

Eintracht Frankfurt: Hradecky - Regäsel (73. Gacinovic), Zambrano, Ayhan (46. Ben-Hatira), Oczipka - Stendera, Russ - Aigner (78. Medojevic), Fabián, Huszti - Meier.

VfB Stuttgart: Tyton - Großkreutz, Schwaab, Niedermeier, Insúa - Dié - Rupp (81. Klein), Gentner, Didavi, Kostic (85. Maxim) - Werner (64. Kravets).

Schiedsrichter: Sippel (München).

Zuschauer: 42 000.

Tore: 0:1 Gentner (27.), 0:2 Didavi (45.+2), 1:2 Meier (52.), 1:3 Niedermeier (65.), 1:4 Kostic (76./Foulelfmeter), 2:4 Huszti (90.).

Gelbe Karten: Oczipka (4) / Großkreutz (2).

Gelb-Rote Karten: Zambrano (75./wiederholtes Foulspiel) / Didavi (67./wiederholtes Foulspiel).

Beste Spieler: Huszti, Hradecky / Niedermeier, Gentner.