Gelsenkirchen - Die Siegesserie des VfB Stuttgart nach zuvor fünf Siegen in der Fußball-Bundesliga ist zwar gerissen. Nach dem 1:1 (0:1) beim FC Schalke 04 bleibt der VfB aber seit sechs Spielen ungeschlagen und das Unentschieden gegen einen starken und ambitionierten Gegner ist als weiterer Schritt in die richtige Richtung zu werten.

Von Sigor Paesler

Der Punktgewinn stand auf Messers Schneide. Ein VfB-Sieg wäre am Ende ebenso drin gewesen wie eine Niederlage, weil der eine oder andere Stuttgarter etwas weniger Akzente setzen konnte als in den vergangenen Spielen. Konnte, denn die VfB-Akteure wurden von einem Gegner gefordert, der spielerische Akzente setzte und damit auch das Stuttgarter Mittelfeld vor gehörige Defensivaufgaben stellte. Es war ein anderes Kaliber als zuletzt - aber die Schwaben hielten mit. Auch der Champions-League-Anwärter Schalke musste sich den einen Zähler hart erarbeiten.

„Das ist ein Punkt, mit dem wir wirklich leben können“, sagte Stürmer Timo Werner - und fand das Ende der Siegesserie „überhaupt nicht schlimm. Wenn uns vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, dass wir in den vergangenen sechs Spielen 16 Punkte holen würden, hätten wir ihm den Vogel gezeigt.“ Trainer Jürgen Kramny war mit der ersten Hälfte nicht besonders zufrieden. „Aber in der zweiten haben wir das gezeigt, was in den vergangenen Wochen zu Siegen geführt hat.“

Kramny vertraute seiner Erfolgself der vergangenen Wochen. Lediglich Spielmacher Daniel Didavi kehrte an seinem 26. Geburtstag wie erwartet nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre in die Startformation zurück. Einen besonderen Empfang bereiteten die Schalke-Fans VfB-Winterzugang Kevin Großkreutz: Es gab ein lautes Pfeifkonzert. Eine weitaus feinere Geste: Beim Einlaufen trugen alle Stuttgarter ein Trikot mit der Nummer 33 ihres verletzten Kameraden Daniel Ginczek. Dem Spiel merkte man an, dass hier ein Team aus den vorderen Tabellenregionen auf eines mit gestiegenem Selbstvertrauen traf. Es ging hin und her, beide Teams nahmen die Zweikämpfe an, versuchten aber auch, klug nach vorne zu spielen.

Die erste Chance hatten die Stuttgarter: Christian Gentner schoss nach Vorarbeit von Werner nur knapp am Tor vorbei (6.). Das erste Tor aber erzielten die Schalker: Nach einem flott vorgetragenen Angriff wehrte VfB-Keeper Przemyslaw Tyton einen Schuss von Alessandro Schöpf ganz stark ab, doch Younes Belhanda staubte per Kopf aus 14 Metern ab (14.). Kramny wollte unbedingt einen frühen Gegentreffer verhindern, um die starke Schalker Offensive nicht ins Rollen kommen zu lassen - doch genau das war geschehen.

Die Stuttgarter hatten in den vergangenen Wochen jedoch bewiesen, dass sie mit Rückschlägen umgehen können und entsprechend traten sie weiter forsch auf. Kurz darauf sah Didavi eine (unberechtigte) Gelbe Karte - am Samstag gegen Hannover 96 fehlt er erneut.

Angesichts des Spielstandes machte der VfB immer mehr nach vorne, Schalke lauerte auf Balleroberungen und Konter und war damit gefährlich. Verkehrte Welt auf Schalke. Sekunden vor dem Pausenpfiff landete ein abgefälschter Schuss von Werner auf dem Tornetz.

In der 54. Minute musste Tyton bei einem Schuss von Klaas-Jan Huntelaar erneut Kopf und Kragen riskieren, doch auch im Schalker Strafraum häuften sich die brenzligen Situationen. In der 74. Minute galt das vor allem für die mitgereisten VfB-Fans: Nach dem zehnten Stuttgarter Eckstoß schob Martin Harnik zum 1:1 ein. Der lange verletzte Österreicher war erst drei Minuten zuvor eingewechselt worden. Der VfB war dem Sieg nun sogar näher als die Schalker, auch weil es nach einem Foul an Filip Kostic Elfmeter hätte geben können. Aber auch der Punkt fühlte sich am Ende gut an.

Statistik

FC Schalke 04: Fährmann - Júnior Caiçara, Matip, Neustädter, Kolasinac - Goretzka, Geis - Schöpf, Belhanda (85. Aogo), Choupo-Moting (22. Sané) - Huntelaar (71. Di Santo).

VfB Stuttgart: Tyton - Großkreutz, Schwaab, Niedermeier, Insua - Dié (71. Harnik) - Rupp, Didavi (62. Maxim), Gentner, Kostic - Werner (67. Kravets).

Schiedsrichter: Dankert (Rostock) .

Zuschauer: 61 262.

Tore: 1:0 Belhanda (14.), 1:1 Harnik (74.).

Gelbe Karten: Belhanda (1), Sané (2), Schöpf (1) / Didavi (5).

Beste Spieler: Belhanda, Fährmann /Werner, Tyton.