Die Nellinger Linksaußen Jennifer Issifou setzt sich am Kreis durch und erzielt eines ihrer drei Tore. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Andreas Müller

Ostfildern - Nur noch das schlechtere Torverhältnis trennen die Bundesliga-Handballerinnen des TV Nellingen von einem Nichtabstiegsplatz. Mit dem 31:29 (14:17)-Heimsieg gegen die HSG Bad Wildungen hat die Mannschaft von Trainer Pascal Morgant nach Punkten mit der Neckarsulmer Sport-Union gleichgezogen. Der Klassenverbleib rückt in den Bereich des Möglichen, wenn die Mannschaft sich weiter so präsentiert wie gegen Dortmund und Bad Wildungen.

Der zweite Heimsieg in Folge wurde ebenso lautstark bejubelt wie der erste vor zwei Wochen gegen Dortmund. Was die Mannschaft schon die gesamte Saison auszeichnete, wurde erneut mit zwei Heimpunkten belohnt. Unbändiger Kampfgeist und eine grandiose Moral prägte das TVN-Spiel.

Dabei gab es vor allen Dingen in der ersten Hälfte durchaus Situationen, in denen Morgant glaubte, im falschen Film zu sein. Nach 17:12 Minuten und einem 7:9-Rückstand nahm der TVN-Trainer deshalb die erste Auszeit. Lautstark und gestenreich redete er auf die Mannschaft ein. Die pure Fassungslosigkeit wurde durch Mimik und Körpersprache transportiert. „Ich hatte den Eindruck, dass ich die Mannschaft erst einmal wach rütteln musste“ erklärte Morgant den für seine Verhältnisse bemerkenswerten Auftritt. Bis zum Wechsel blieb der TVN im Hintertreffen (14:17). Vor dem Gang in die Kabine hatte Morgant erneut Redebedarf. Er nahm, während der Rest der Mannschaft schon auf dem Weg zur Verschnaufpause war, Louisa Wolf zur Seite und klärte noch in der Halle im Einzelgespräch seiner Meinung nach Dinge, die ihm nicht gefielen. „Louisa Wolf ist unsere Führungsspielerin. Diese Kritik muss sie aushalten und hält sie auch aus. Ich verlange von ihr, dass Vorgaben, die ich mache, auch eingehalten werden“, sagte Morgant.

Bis dahin waren die Nellingerinnen wegen Zeitstrafen fünf Mal in Unterzahl, Annika Blanke saß zwei Mal auf der Strafbank. Es war also kein geringes Risiko, sie auch im zweiten Durchgang in der Abwehr einzusetzen. Bis zur 41. Minute ging das gut, dann bekam die Rückraumspielerin wegen der dritten Zeitstrafe die Rote Karte. Das hätte zum Knackpunkt werden können. Doch auch danach waren die Nellingerinnen nur kurz außer Tritt. Sie schafften es immer wieder, den Rückstand nicht zu groß werden zu lassen. Nach dem Ausgleich zum 20:20 (40.) setzte sich keine Mannschaft entscheidend ab. Bad Wildungen, mit nur drei Auswechselspielerinnen angereist, war zwar körperlich unterlegen, doch die eher schmächtigen Spielerinnen waren schnell auf den Beinen und bereiteten dem TVN im Angriff immer wieder Probleme. „Sie haben 60 Minuten lang unser Spiel zerstört, Kompliment“, lobte Morgant den Gegner und würdigte damit gleichzeitig die Leistung der eigenen Mannschaft. „Ein Glücksgriff“ (Morgant) war die Einwechslung von Desire Kolasinac. Die Rückraumspielerin brachte eine neue Qualität ins Spiel und erzielte innerhalb von 14 Minuten mit großem körperlichen Einsatz vier Tore. Ihr Treffer zum 31:28 vom eigenen Wurfkreis aus, als die HSG die Torhüterin herausgenommen hatte, war die Entscheidung.

statistik

TV Nellingen: Bocka, Grob; Schoeneberg, Wolf (9/6), Blanke (2), Tuc, Ioneac (5), Kolasinac (4), Winger, Namat (2), Stuttfeld, Padutsch (6), Issifou (3), Orban-Smideliusz, Stockhammer.

HSG Bad Wildungen: Duijdam, Brütsch: Bremmer, Busch (4), Nieuwenweg (1), van Rossum (2), Schmidt-Robben (3), Bolze (7), Beugels, Vasilescu (12/8), Haggerty.

Schiedsrichter: Linker/Schmidt (Bochum/Wanne-Eickel).

Zuschauer: 800.

Zeitstrafen: 12:8 - drei Mal zwei Minuten und Rote Karte für Blanke (TV Nellingen), zwei Minuten für Ioneac, Padutsch, Wolf (alle TV Nellingen), van Rassum, Vasilescu, Nieuwenweg, Haggerty (alle HSG Bad Wildungen).

Beste Spieler: Bocka, Wolf/Bolze, Vasilescu.