Ferenc Rott hatte in den vergangenen Jahren viel Grund zur Freude mit den TuS-Frauen. Foto: Eibner Quelle: Unbekannt

Von Andreas Öhlschläger

Marseille - Der eine hat 30 Bundesligatore für den FC Bayern München geschossen, der andere traf in der spanischen Liga 35 Mal für Real Madrid. Heute (21 Uhr) treffen Robert Lewandowski und Cristiano Ronaldo im EM-Viertelfinale in Marseille aufeinander. Weder der Pole noch der Portugiese haben bislang das Turnier geprägt. Lewandowski wartet nach vier Partien noch auf sein erstes Tor, Ronaldo hat immerhin beim spektakulären 3:3 gegen Ungarn zweifach getroffen. Einige Fakten zu den Topstars:

LEWANDOWSKI

Qualifikations-Rekordschütze: Robert Lewandowski war mit 13 Treffern der überragende Torjäger in der EM-Qualifikation. Kein anderer Spieler in Europa schoss so viele Tore. Der Pole egalisierte damit die Bestmarke des Nordiren David Healy aus der Qualifikation für die EM 2008. Das polnische Team kam insgesamt auf 33 Tore in der Qualifikation, der Bestwert vor England.

Krisenbilanz: Es läuft derzeit nicht mehr wie erhofft bei Lewandowski. Sieben Länderspiele in Folge ohne Tor sind es nun schon. „Das ist kein Problem“, sagte allerdings Nationaltrainer Adam Nawalka. Er verwies mehrfach auf die große Arbeit, die der Mittelstürmer fürs Team verrichte. Die Tore würden irgendwann wieder fallen. Dass Lewandowski seit mehr als acht Monaten im polnischen Trikot nicht mehr getroffen hat (außer im Achtelfinal-Elfmeterschießen gegen die Schweiz), bedeute ja nicht, „dass er nicht mehr gefährlich ist“, sagte der Schweizer Kapitän Stephan Lichtsteiner. Lange vorbei ist die Zeit, in der Lewandowski als Chancentod galt. Das war so, als er sich 2010 in Dortmund noch eingewöhnen musste.

Im besten Alter: Lewandowski ist 27 Jahre alt. Er braucht im Vergleich zu Cristiano Ronaldo (31) den allmählichen Trend nach unten noch nicht zu fürchten. Sein Marktwert wird aktuell mit 75 Millionen Euro angegeben. Der Vertrag beim FC Bayern läuft noch bis 2019. Es gab Spekulationen, dass Real Madrid Interesse habe. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge betonte aber: „Wir haben die Tür zugemacht. Es wird kein Spieler den FC Bayern gegen unseren Willen verlassen.“

EM-Skandälchen: Lewandowski ist ein sehr zurückhaltender Charakter. Er stellt sich nicht mit aller Macht in den sozialen Medien zur Schau. Und doch gab es einen provokanten Vorfall im Achtelfinale: Nach dem dramatischen Sieg gegen die Schweiz benahm sich der Stürmer daneben. Demonstrativ baute sich Lewandowski vor der Schweizer Fan-Ecke im Stadion von Saint-Etienne auf, in breitbeiniger Mackerpose, mit den Händen an den Ohren schlackernd, ganz nach dem Motto: „Lasst hören, was habt ihr zu bieten?“ Zahlreiche Bierbecher flogen. Der Schweizer Nationalspieler Blerim Dzemaili war über die Respektlosigkeit von Lewandowski und einiger polnischer Teamkollegen mächtig erbost und musste von Mitspielern zurückgehalten werden.

Seine Frau hilft: Anna Lewandowska ist in Frankreich nicht nur als liebende Unterstützerin dabei. Sie hat bei der Europameisterschaft auch professionelle Verpflichtungen, denn sie berät ihren Mann sowie dessen polnischen Sturmpartner Arkadiusz Milik in Sachen Ernährung. Die Spieler schwören darauf. In Polen ist Anna ein bekannter Fitness-Star. Einst war sie Karate-Meisterin, gewann die Bronzemedaille bei der WM 2008.

RONALDO

Starke Zahlen: In den wettbewerbsübergreifend 348 Spielen für Real Madrid erzielte Cristiano Ronaldo 364 Tore. Zudem ist er mit 93 Treffern Champions-League-Rekordtorjäger. Seine Ausbeute in der portugiesischen Nationalelf wirkt vergleichsweise bescheiden, ist natürlich aber famos: 60 Tore in 130 Partien. „Tore liegen in meiner DNA“, sagt Cristiano Ronaldo.

Platini-Jäger: Ronaldo startete beim 1:1 gegen Island und beim 0:0 gegen Österreich nicht sonderlich stark ins Turnier, gegen Ungarn zeigte er dann aber seine ganze Klasse und erzielte zwei Treffer. Er liegt in der ewigen Torjäger-Rangliste bei Europameisterschaften nur noch einen Treffer hinter dem bislang besten Torschützen, dem Franzosen Michel Platini (neun Tore). Außerdem avancierte der dreimalige Weltfußballer mit 18 Einsätzen bei nun schon vier Turnieren zum alleinigen EM-Rekordspieler.

Milliardenmann: Die festgeschriebene Ablösesumme für Cristiano Ronaldo ist weltweit mit Abstand die höchste. Für eine Milliarde Euro könnte der Stürmer Real Madrid vorzeitig verlassen. Ronaldos Vertrag läuft allerdings nur noch bis 2018. Sein aktueller Marktwert wird auf 110 Millionen Euro taxiert. Viel Geld für einen nun schon 31-Jährigen.

Die Marke: Unter dem Label CR7, das sich aus seinen Initialen und seiner Rückennummer zusammensetzt, macht Cristiano Ronaldo Geschäfte. Der Stürmer polarisiert wie kein anderer Spieler. Man weiß viel Privates von ihm, zum Beispiel, dass er sich auch am Hintern rasiert. „Ich bin ein Showman“, hat er selbst mal gesagt. Viele halten Ronaldo für einen Schnösel. Geht bei ihm was schief, wird er mit Häme überschüttet, etwa nach seinem Elfmeterfehlschuss im EM-Spiel gegen Österreich. „CR Zero“ (CR Null) titelte die brasilianische Zeitung „Globo“.

EM-Skandälchen: Vor dem Gruppenfinale gegen Ungarn gab es bei den Portugiesen einen Morgenspaziergang. Vor dem Teamhotel in Lyon entriss der genervte Cristiano Ronaldo einem Reporter das Mikrofon und warf es wortlos in einen See. Dabei hatte der Mitarbeiter eines TV-Senders den Starstürmer nur höflich gefragt: „Ronaldo, bereit für das Spiel heute Abend?“ Er war es. Er schoss zwei Tore.