Seit fast einem Jahr ist der Ratskeller geschlossen. Der Betrieb ist aus Brandschutzgründen nicht mehr zulässig. Jetzt plant die Stadt eine umfassende Sanierung. Foto: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Im März vergangenen Jahres hat die Stadt Stuttgart ihr „Esszimmer“, den Ratskeller, aus Brandschutzgründen schließen müssen. Nun will sie die Räumlichkeiten für 4,2 Millionen Euro sanieren und neu verpachten. Die Ratsfraktionen bezweifeln jedoch, dass ein Gastronom das Restaurant kostendeckend betreiben kann.

Der Aufschrei der Stuttgarter war groß, als die Stadt die Schließung des Ratskellers „auf unbestimmte Zeit“ verkündete. Der Betrieb des Traditionslokals musste im März 2016 mit Auslaufen des Pachtvertrages eingestellt werden, weil Brandschutzauflagen nicht erfüllt wurden. Zudem bedürfen die Räume dringend einer Sanierung - vom Umbau des Rathauses 2004 war der Ratskeller ausgenommen. Die Leitungen und technischen Anlagen stammen daher noch aus dem Jahr 1956.

Die Modernisierung will die Verwaltung nun endlich angehen. Obwohl sie noch nicht so recht weiß, wer das Restaurant samt Weinlaube, Turmzimmer, Festsaal, Stadtbesen und Terrasse künftig nutzen wird. Die Verpachtung wurde zwar bereits vor zwei Jahren öffentlich ausgeschrieben, woraufhin sich vier Interessenten bewarben. Doch damals wusste die Stadt noch nicht genau, welche Investitionssumme auf sie zukommen wird. Die Ausschreibung wurde daraufhin wieder aufgehoben. Einen Betreiber, nach dessen Bedürfnissen man den Ratskeller umbauen könnte, hat man deshalb noch immer nicht. „Aber es macht auch keinen Sinn, die Räume leer stehen zu lassen“, betonte Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer gestern im Technikausschuss. Gleichwohl habe man das geprüft - es fielen dann Kosten zur Substanzsicherung an. Die Schließung ist zumindest für die Liberalen schlicht undenkbar: „Der Ratskeller ist ein Aushängeschild für die Kommune“, sagte FDP-Stadtrat Michael Conz.

„Wenn wir die Flächen nutzen wollen, müssen wir etwas tun“, betonte Mayer. Drei verschiedene Ausbauvarianten hatte die Verwaltung von einem externen Architekturbüro untersuchen lassen; die Übergabe der Räume im Rohbauzustand an einen möglichen Investor (3,4 Millionen Euro) schied ebenso aus wie deren Komplettausbau (6 Millionen Euro) - für beides gibt es laut Mayer keine Nachfrage seitens der Wirte. Mehrheitlich sprach sich das Gremium deshalb für die Herstellung eines „veredelten Rohbaus“ - also mit fertigen Decken und Wänden, aber ohne Küche - aus. Die Planungs- und Umbauphase dafür ist auf 20 Monate veranschlagt. Die Kosten belaufen sich auf 4,2 Millionen Euro. Mindestens. „Da gibt es noch viele Unwägbarkeiten“, stellte Jürgen Zeeb (Freie Wähler) fest.

Um die Investitionssumme innerhalb von 20 Jahren wieder reinzubekommen, müsste der Gastronom tief in die Tasche greifen: Die Stadt kalkuliert mit einer Pacht in Höhe von 200 000 Euro pro Jahr. Viel Geld, dass erst einmal verdient sein will: Die Fraktionen sorgen sich unisono, keinen geeigneten, solventen Betreiber zu finden, der den Ratskeller ab Ende 2018 führen könnte. Zumal die gastronomische Konkurrenz im Umfeld wachse - in Breuningers Dorotheenquartier sind ebenso wie in den Neubauten in der Eich- und Nadlerstraße Lokale vorgesehen.

Enttäuschung machte sich gestern im Gremium breit: Nach gut zwei Jahren stehe man noch immer mit leeren Händen da, kritisierten Alexander Kotz (CDU) und Luigi Pantisano (SÖS-Linke-Plus) das Fehlen eines Betreiberkonzepts. Die SPD spricht sich gar für eine gänzlich andere Nutzung aus. „Der Ratskeller ist nicht wirtschaftlich zu betreiben“, ist SPD-Stadtrat Hans H. Pfeifer überzeugt. „Ohne städtische Subventionen funktioniert das nicht. Aber es ist nicht Aufgabe der Kommune, für viel Geld zusätzliche Gastronomieflächen in der City zu schaffen.“ Pfeifer wirbt dafür, die Räume im Erd- und Untergeschoss des Rathauses als kleine Läden für die alternative Szene zu vermieten.

Der Stadtbesen am Marktplatz bleibt übrigens vorläufig geöffnet. Die Stadt hat den Vertrag mit der bisherigen Pächtergesellschaft bis Ende des Jahres verlängert.