Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Wie berichtet sind die Museen von Porsche und Daimler die Publikumsmagnete in der Landeshauptstadt. Doch wie sieht es in den anderen Einrichtungen aus? Mit Blick auf die prozentuale Zunahme ist das Naturkundemuseum Gewinner des vergangenen Jahres. Die Weißenhofsiedlung konnte indes einen Besucherrekord vermelden. Ein Grund ist die Ernennung zum Weltkulturerbe.

„Durch die Eintragung der beiden Häuser von Le Corbusier in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes hatten wir im vergangenen Jahr deutlich mehr Besucher“, sagt Anja Krämer, Leiterin des vor einem Jahrzehnt eröffneten Weißenhofmuseums. 2016 kamen insgesamt 30 229 Besucher, 4000 mehr als noch im Jahr zuvor. „Da der Anstieg sich nur aus einem halben Jahr generiert, rechnen wir für 2017 mit einer weiteren Zunahme. Vor allem mehr Gruppenreisende und Besucher außerhalb der Region Stuttgart, die einen längeren Planungsvorlauf haben, erwarten wir im Frühjahr.“

Obwohl das Naturkundemuseum Stuttgart nicht zum Weltkulturerbe ernannt wurde, konnte die Besucherzahl 2016 um knapp zehn Prozent auf 239 619 gesteigert werden. „Das Plus gegenüber dem Vorjahr ist auf unsere Große Landesausstellung Baden-Württemberg ‚Naturdetektive‘, die wir im Schloss Rosenstein gezeigt haben, zurückzuführen“, sagt Museumssprecher Tobias Wilhelm. Ob man dieses Niveau auch 2017 halten könne, sei unklar. Noch bis zum 26. März läuft die Sonderausstellung „Patient Fischsaurier - Restaurierung gefährdeter Fossilien“ im Museum am Löwentor. Ab dem 19. Oktober folgt die Sonderschau „Baubionik - Biologie beflügelt Architektur“.

Steigern konnte auch das Landesmuseum Württemberg im Alten Schloss die Besucherzahlen von 190 936 auf 200 695. Publikumsmagnete seien die neue Schausammlung „Wahre Schätze. Antike - Kelten - Kunstkammer“ und „Die Schwaben“ gewesen, so Museumssprecherin Heike Scholz. „2017 zeigen wir bis April weiterhin die Große Landesausstellung ‚Die Schwaben‘; im Oktober folgt dann die große Familienausstellung ‚Die Ritter. Leben auf der Burg‘ auf über 1000 Quadratmetern im Alten Schloss.“ Die Ausstellung richtet sich vor allem an Kinder ab vier Jahren. Daher erhoffe man sich auch im „Jungen Schloss“ nochmals einen Zuwachs. „36 260 Besucher sind dort sehr gut. Wir gehen davon aus, dass die Zahl durch die Schau im jetzigen Jahr nochmals ansteigt.“

Auf eine erfolgreiche Bilanz blickt zudem das Kunstmuseum am Schlossplatz zurück. Im Vergleich zu 2015 konnten die Besucherzahlen um fast fünf Prozent auf 169 200 Gäste gesteigert werden. 2015 waren es 161 250. Vor allem mit der Sonderausstellung „I got Rhythm. Kunst und Jazz seit 1920“ traf man offenbar den Geschmack der Besucher. Sie war die bestbesuchte Schau im Kunstmuseum überhaupt.

Nicht alle Einrichtungen in Stuttgart konnten jedoch ihre Besucherzahlen steigern. In die Staatsgalerie kamen beispielsweise 2016 „nur“ noch 354 430 Besucher, 20 000 weniger als im Vorjahr. Trotz des leichten Rückgangs liege man zehn Prozent über der Planung, sagt Museumssprecherin Beate Wolf. Zu berücksichtigen seien die erheblichen Beeinträchtigungen durch Großbaustellen in unmittelbarer Umgebung und eigene Teilschließungen in der Sammlung wegen Sanierungsarbeiten. „Und dennoch haben wir die Besucherzahl deutlich über der 300 000er-Marke stabilisieren können.“ Sonderausstellungen wie die monografischen Präsentationen zu de Chirico und Francis Bacon hätten die Erwartungen mit 75 274 Besuchern zwar nicht erfüllt. Dafür sei man mit dem Interesse an der Ausstellung „Poesie der Farbe“, die allein 2016 fast 45 000 Kunstfreunde angelockt hat, sehr zufrieden.

Durchwachsen fällt auch die Bilanz im Linden-Museum aus. Während 2015 exakt 82 690 Gäste in der Hegelstraße begrüßt werden konnten, kamen im vergangenen Jahr nur noch 67 466. „Der Rückgang hängt vor allem damit zusammen, dass wir 2016 mehr Monate ohne Sonderausstellung als 2015 hatten“, sagt Sprecher Martin Otto-Hörbrand. Das könnte sich in diesem Jahr wieder ändern: „Bis 23. April zeigen wir noch die Sonderausstellung ‚Oishii! Essen in Japan‘, die auf gute Resonanz stößt und auch zu einer Verjüngung unser Publikumsstruktur beiträgt.“ Höhepunkt 2017 werde jedoch „Hawai’i“, eine große Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg, die „wir ab 14. Oktober zeigen. Sie rückt Kunst, Kultur und Geschichte, Gegenwart und Vergangenheit der hawaiischen Inseln in den Fokus“.

Im Haus der Geschichte Baden-Württemberg war der Rückgang sogar noch etwas größer als im Lindenmuseum. Im vergangenen Jahr haben 125 000 Besucher die Angebote wahrgenommen. 20 000 weniger als noch 2015. Gründe sind jedoch nicht die gewählten Themen, viel mehr „konnten mehr als ein halbes Jahr wegen der Sanierung der Brandschutzanlage keine Sonderausstellung gezeigt werden“, sagt Museumssprecher Joachim Rüeck, der sich für 2017 einen Schub erwartet. Die aktuelle Sonderschau über den Hollywood-Erfinder Carl Laemmle sei im Dezember sehr vielversprechend angelaufen. „Mit dieser und der im nächsten Winter folgenden Ausstellung über die 1960er Jahre sind wir sicher, dass wir das hohe Besucherniveau der Vorjahre wieder erreichen.“

34 743 Besucher in 2015, 33 289 Gäste im vergangenen Jahr - einen leichten Rückgang musste auch das Schweinemuseum im Stuttgarter Osten verzeichnen. „Wir haben eben nicht so oft wechselnde Ausstellungen“, sagt Sprecherin Manuela Thiel. „Schwein bleibt eben Schwein.“ Dennoch sei man zufrieden. „Unsere Schau über Pappteller aus den vergangenen Jahrhunderten wurde zum Beispiel gut angenommen. Wir sind seit Jahren auf einem ähnlichen Level. Viele Gäste kommen mit Bus-Unternehmen, verbinden den Rundgang durch die Ausstellung gleich noch mit einem Besuch unserer Gastronomie.“

Konstante Besucherzahlen kann auch das Weinbaumuseum in Uhlbach ausweisen. 2015 kamen 15 920 Gäste, im vergangenen Jahr 80 mehr. „Insgesamt ziehen wir eine erfreuliche Museumsbilanz“, sagt Annegret Bey von Stuttgart-Marketing. Das Interesse sei nach dem Umbau 2012 - Neueröffnung war im August - konstant gestiegen. „Wir begrüßen viele ausländische Gäste, darunter auffallend viele Besucher aus den USA und Asien.“ Gut angenommen werde das Museum auch als Veranstaltungsstätte. Die klassische Weinprobe, „Wandelkonzerte zum Wein“ und Familienaktionen wie beispielsweise das Nikolausevent seien ebenfalls gefragt gewesen. „Unsere Angebote bauen wir kontinuierlich aus und bieten 2017 zum Beispiel erstmals die sogenannte ‚Freitagsweinprobe‘ an.“ Im Moment wird das Museum allerdings saniert, ab Anfang Februar hat es wieder geöffnet.