Die Bahnhofsmission ist seit dem Brand geschlossen. Noch ist unklar, ob die blauen Container am Steg zum Schlossgarten gereinigt werden können oder ganz ausgetauscht werden müssen. Foto: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Am späten Abend des 1. Februar war in der Stuttgarter Bahnhofsmission ein Brand ausgebrochen. Seither sind die blauen Container am Querbahnsteig bei Gleis 16 nicht benutzbar. Noch ist offen, wann die Anlaufstelle wieder zur Verfügung steht, räumt Missionsleiterin Renate Beigert ein. In den nächsten Tagen soll aber ein Provisorium bezogen werden - in der ehemaligen Postfiliale im Hauptbahnhof.

Das Feuer war den Ermittlungen zufolge in der kleinen Teeküche der Mission ausgebrochen. Möglicherweise war ein technischer Defekt die Ursache. „Glücklicherweise befand sich zu diesem Zeitpunkt niemand in den Räumen“, sagt Beigert. Die soziale Anlaufstelle sei - anders als früher - nicht mehr rund um die Uhr, sondern nur noch von 6.30 bis 22 Uhr geöffnet.

Der Brand konnte zwar schnell gelöscht werden, dennoch ist der Schaden immens. Erste Schätzungen gingen von 40 000 Euro aus, vermutlich ist diese Summe jedoch zu niedrig angesetzt. „Der giftige Ruß“, berichtet Beigert, „ist durch alle Ritzen gedrungen.“ Er hat Möbel, Wände und Böden überzogen, ist in Schränke gekrochen und riecht stechend. Betroffen sind alle acht Container, in denen über zwei Etagen Büros, Aufenthalts- und Sozialräume untergebracht waren. „Was nicht verbrannt ist, ist durch den Rauch unbrauchbar geworden“, sagt Beigert, die seit 2010 die Bahnhofsmission Stuttgart leitet. Natürlich ließe sich vieles ersetzen. „Wir haben schon zum Teil neues Mobiliar.“ Die Computerdaten seien auch noch vorhanden, da sie sich auf einem externen Speicher befänden. „Aber manches ist unwiederbringlich verloren.“ Vor allem Ordner und Unterlagen. „Da kommt ganz schön viel Arbeit auf uns zu, das wieder alles zusammenzutragen und neu anzulegen“, sagt Beigert, die mit ihren zwölf hauptamtlichen Mitarbeitern derzeit nur eingeschränkt arbeiten kann, weil es an Platz fehlt. Sie selbst hat Unterschlupf beim Bahnhofsmanagement gefunden und nutzt zum Teil auch die DB Lounge als Arbeitsplatz. Den knapp 40 ehrenamtlichen Helfern, die sonst in der Mission Tee ausschenken, Fragen beantworten und ein offenes Ohr für die Besucher haben, musste man bis auf Weiteres absagen. Einzig die „Kids on Tour“-Begleitung am Freitag und Sonntag findet wie immer statt.

Noch ist offen, ob die Bahnhofsmission ihr kleines, 100 Quadratmeter großes Containerdomizil wieder beziehen kann. Derzeit werde geklärt, ob die Container entkernt und gereinigt werden können, oder ob es nicht wirtschaftlicher sei, sie gegen neue auszutauschen, so Beigert. Das freilich wäre Sache der Deutschen Bahn. Der Konzern hatte die Baucontainer mietfrei zur Verfügung gestellt, weil die ursprünglich an Gleis 4 des Kopfbahnsteiges ansässige Bahnhofsmission wegen der Umbauarbeiten für das Projekt Stuttgart 21 weichen musste. Im Sommer 2014 wurden die beim Steg zu m Schlossgarten aufgestellten blauen Container bezogen.

Wenn alles gut läuft, kann die Bahnhofsmission in den nächsten Tagen ein Provisorium in der Großen Bahnhofshalle beziehen - in der ehemaligen Postfiliale. Derzeit wird dort ein großer Raum als Anlaufstelle hergerichtet. Als ideal gilt die Lösung freilich nicht, denn es fehlt die Barrierefreiheit. Der Zugang ist nur über eine große Treppe möglich. Wie lange die Mitarbeiter im Provisorium bleiben werden, ist offen. Laut Beigert könnte es mehrere Monate dauern, bis die Container wieder hergerichtet sind.