Blick in die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg. Rund 1400 prächtige, kuriose und exotische Exponate werden ausgestellt. Fotos (2): Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Das Landesmuseum Württemberg präsentiert ab morgen „Wahre Schätze“ aus drei Jahrtausenden: Im neugestalteten ersten Obergeschoss des Alten Schlosses werden prächtige und weltweit einzigartige Objekte aus den Sammlungsbereichen Antike, Kelten und Kunstkammer gezeigt.

„Es ist vollbracht“, atmet Museumsdirektorin Corinna Ewigleben auf. Nach drei Jahren der Planung und des Umbaus werden nun die Herzstücke des Hauses in neuem Glanz präsentiert. „Definitiv ist die neue Schausammlung ein Highlight im Alten Schloss.“ Auf 1200 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind rund 2200 Objekte zu bestaunen. Manches, sagt Ewigleben voller Stolz, sei noch nie öffentlich gezeigt worden. Und vieles schon viele Jahre nicht mehr - der mit Löwen besetzte Bronzekessel aus dem Hochdorfer Fürstengrab, die antike Skulptur „Leda mit dem Schwan“, die ältesten Spielkarten der Welt oder die aztekische Götterfigur Xolotl zum Beispiel.

Die „Wahren Schätze“ vereinen drei besondere Sammlungen des Landesmuseums, die Einblick in die historischen und prähistorischen Wurzeln Württembergs und Europas bieten. So verschieden die drei Bereiche auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, so werden sie doch durch einen zentralen Aspekt verbunden: Sie sind herausragende Beispiele für die Geschichte des Sammelns am Landesmuseum Württemberg.

Aus der Zeit der Antike stammen Exponate der griechischen, römischen und etruskischen Kultur, darunter Marmorbüsten römischer Kaiser, filigraner Goldschmuck und farbenprächtige Mumienporträts. Viele Objekte sind der Sammelleidenschaft des Stuttgarter Industriellen Ernst von Sieglin zu verdanken, der unter anderem von 1898 bis 1902 Ausgrabungen in Alexandria finanzierte. Die Funde aus den frühkeltischen Prunkgräbern, allen voran das Ensemble aus dem „Fürstengrab“ von Hochdorf, sind einzigartige Zeugnisse der europäischen Vorgeschichte. Die Sammlungsbestände sind das Ergebnis einer 140-jährigen Ausgrabungs- und Forschungstradition. Und die Kunst- und Wunderkammer der Herzöge von Württemberg, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert allerlei schöne, wunderliche und exotische Dinge zusammentrugen, zählt zu den größten europäischen Sammlungen dieser Art. Gezeigt wird eine Auswahl von rund 1400 Objekten.

Die Exponate gebührend in Szene zu setzen, hat einiges gekostet: Allein der barrierefreie Umbau und die Renovierung der Räume schlug mit 2,5 Millionen Euro zu Buche, weitere 3,5 Millionen Euro hat die Einrichtung gekostet - und die hat es in sich. Die aufwendigen Vitrinen mit passiver Klimatisierung und LED-Beleuchtung und entspiegeltem Sicherheitsglas mussten eigens für das Haus angefertigt werden, alles in allem 120 Stück. 15 Firmen produzierten und montierten die komplexen Einbauten, elf Medienstationen, Drucke, Lichtsysteme, Modelle, Möblierungen und alles weitere, was für die Umsetzung des Ausstellungskonzeptes notwendig war. 16 Restauratoren waren seit Ende 2015 mit der Vorbereitung der zahlreichen Objekte für die Ausstellung beschäftigt, sechs Wissenschaftler mit der inhaltlichen Bearbeitung. Der Aufbau dauerte fünf Monate. „Die neue Präsentation verspricht ein Ausstellungserlebnis für die ganze Familie“, sagt Ewigleben. Für Kinder gibt es spezielle Angebote, zum Beispiel in Form von Entdeckungsstationen und Spielen.

Die „Wahren Schätze“ markieren den vorläufigen Schlussstein des Sanierungs- und Aktualisierungsprozesses im Landesmuseum Württemberg, sagt Ewigleben. Eigentlich, so sah es der im Jahr 2006 vorgelegte Masterplan vor, sollte nach der Einrichtung des Kindermuseums im Jahr 2010 und der 2012 eröffneten Schausammlung „LegendäreMeisterWerke“ im zweiten Obergeschoss des Alten Schlosses die Umgestaltung des Museums abgeschlossen sein. Doch die Direktorin denkt schon über weitere Vorhaben nach. So soll im nächsten Schritt der Eingangsbereich des Alten Schlosses umgestaltet werden - ein Café könnte ihrer Ansicht nach dort eingerichtet werden. Und nicht zuletzt würde sie gern die Ausgrabungen im Keller des Schlosses für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

Eröffnungsangebote

Anlässlich der Eröffnung der neuen Schausammlung „Wahre Schätze. Antike.Kelten.Kunstkammer“ gibt es vom 21. Mai bis zum 29. Mai jeweils von 10 bis 17 Uhr Tage der offenen Tür im Alten Schloss (Ausnahme: Montag, 23. Mai, ist geschlossen). Der Eintritt ist während dieser Zeit frei und gilt für alle Ausstellungsräume sowie für das Kindermuseum. An diesem Wochenende sind die Kuratoren der drei Sammlungsbereiche anwesend und beantworten Fragen der Besucher. Am 27. Mai um 15 Uhr und am 29. Mai um 11 sowie um 15 Uhr gibt es kostenlose öffentliche Führungen. Anmeldung jeweils an der Empfangstheke im Foyer. Die Ausstellung ist barrierefrei zugänglich. Ab dem 31. Mai kostet der Eintritt 5,50 Euro, Familien mit zwei Kindern zahlen 13,50 Euro.