Verbotsschilder weisen darauf hin, dass das Betreten und Vermüllen der Futterwiesen im Unteren Schlossgarten verboten ist. Auch für Hunde sind die Grünflächen tabu. Foto: Schütze Quelle: Unbekannt

Stuttgart (jps) - Der Stuttgarter Schlossgarten ist für die Bürger ein wichtiges Naherholungsgebiet. Wer sich allerdings die falschen Flächen zum Entspannen aussucht, riskiert ein Bußgeld. Fünf Hektar des Unteren Schlossgartens sind tabu, da sie von der Wilhelma als Futterwiesen genutzt werden.

Sich gemütlich in die Sonne legen, in aller Ruhe ein Buch lesen und einfach mal die Seele baumeln lassen - das bietet der Schlossgarten, die grüne Lunge der Landeshauptstadt. Bürger beklagen jedoch, dass gemähte Erholungsflächen, auf denen man sich zum Entspannen niederlassen kann, dort zunehmend rar werden. Stein des Anstoßes sind die Futterwiesen der Wilhelma. Deren Ausdehnung habe stark zugenommen, so die Kritik. Seien früher nur Wiesen im Rosensteinpark zur Futtergewinnung gesperrt gewesen, so seien nun auch Flächen im Unteren Schlossgarten verbotenes Terrain. Schilder mit vier Piktogrammen weisen auf die Beschränkungen hin: Das Betreten der Futterwiesen ist untersagt, Hunde dürfen dort nicht ohne Leine laufen und ihre Notdurft verrichten und es darf kein Müll entsorgt werden. Bei einer Missachtung kann der städtische Vollzugsdienst ein Bußgeld von 30 Euro verhängen.

Aber sind die gesperrten Bereiche tatsächlich größer geworden? Nein, heißt es bei der Wilhelma. „Wir nutzen schon seit Jahrzehnten etwa fünf Hektar im Unteren Schlossgarten als Futterwiese“, sagt Micha Sonnenfroh, Leiter des Fachbereichs Parkpflege bei der Wilhelma. Weitere 41 Hektar seien es im Rosensteinpark. Geändert habe sich nur die Beschilderung. Früher seien es laminierte Pappschilder gewesen, heute solche aus Plastik. Die Flächen seien auch nicht allein wegen der günstigen Futtergewinnung gesperrt, so Sonnenfroh. „Die Wiesen sind ein wichtiges Rückzugsgebiet für Hasen, Vögel und andere Tiere.“ Zudem gelte es, das historische Erscheinungsbild der Parkanlagen zu wahren.

Kritiker halten dagegen, dass auch ohne Futterwiesen der Platz im Park schon sehr eingeschränkt sei. Im Mittleren Schlossgarten dominiert die Großbaustelle für Stuttgart 21, im Oberen und Unteren Schlossgarten sind viele Bereiche von kampierenden Sinti und Roma belegt. Wer ein ruhiges Fleckchen suche, müsse sich zudem vor dem Trubel der vielen Freizeitsportler ebenso fern halten, wie vom stark frequentierten Grillplatz, dem nahen Bahndamm und der Bundesstraße 14. Sonnenfroh kann diese Einwände nachvollziehen. „Der Nutzungsdruck im Schlossgarten ist größer geworden“, sagt er. „Aber wir haben auch eine Verantwortung gegenüber dem Artenschutz und dem historischen Parkbild.“ Eine Reduzierung der Futterwiesen sei deshalb nicht vorgesehen.