Die Stuttgarter Straßenbahnen AG will im kommenden Jahr rund 4,5 Millionen Euro für neue Busse ausgeben.Archiv Foto: VVS Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Die finanzielle Situation bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) wird auch im kommenden Jahr angespannt bleiben. Das städtische Nahverkehrsunternehmen rechnet mit Gesamtaufwendungen in Höhe von rund 373 Millionen Euro. Demgegenüber stehen erwartete Nettoerträge von nur rund 350,5 Millionen Euro.

Unterm Strich ergibt sich so für 2017 ein prognostiziertes Defizit in Höhe von 22,5 Millionen Euro - etwas weniger als die von Seiten der Stadt maximal zur Deckung vorgesehenen 25 Millionen Euro. Man sei stolz, diese Vorgabe trotz der angespannten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einhalten zu können, sagte die Kaufmännische Vorständin Stefanie Haaks gestern bei der Vorstellung des Wirtschaftsplans für das Jahr 2017. Dennoch stehe die SSB künftig vor vielfältigen Herausforderungen. Bis 2020 rechne man mit einem Zuschussbedarf von jährlich 23 bis 24 Millionen Euro.

Auf der Einnahmenseite sollen im kommenden Jahr von den rund 350,5 Millionen Euro Gesamterträgen rund 232 Millionen Euro aus Fahrgeldeinnahmen stammen. Angesichts der anhaltend guten Konjunktur rechne man mit einer Zunahme der Fahrten um 0,7 Prozent, so Haaks. Zusammen mit der Tariferhöhung im VVS zum 1. Januar um 1,9 Prozent ergebe das ein Plus von 2,6 Prozent bei den Fahrgeldeinnahmen. Aktuell zähle man im Vergleich zum Vorjahr zwei Prozent mehr Fahrgäste.

Im kommenden Jahr will die SSB Bruttoinvestitionen in Höhe von 150,5 Millionen Euro tätigen, darunter drittfinanzierte Infrastrukturmaßnahmen für rund 80 Millionen Euro wie die Neubaustrecke der U 6 zum Flughafen/Messe, die U 5 bis Leinfelden und die Verlängerung der U 12 ins Neckartal. Hinzu kommen teure Ersatzinvestitionen und Instandhaltungen. Für neue Busse werden rund 4,5 Millionen Euro, für neue Stadtbahnen rund 41,5 Millionen Euro benötigt. „Fahrzeuge und Infrastruktur sind in die Jahre gekommen“, sagte Technik-Vorstand Wolfgang Arnold. Er rechnet damit, dass etwa ab dem Jahr 2021 überwiegend in Bestandsertüchtigungen anstatt in Aus- und Neubauten investiert werden müsse. Doch genau dafür gebe es aktuell keine Aussicht auf Fördermittel. „Es ist wichtig, dass wir da im nächsten Jahr Klarheit bekommen“, so Arnold.

Haaks sagte, angesichts der ungewissen Fördersituation habe man einige Investitionsmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von 200 bis 250 Millionen Euro bislang nicht in der Wirtschaftsplanung berücksichtigt, darunter die Neubeschaffung von Fahrzeugen für die Zahnradbahn, eine Revitalisierung der Verwaltungsgebäude im SSB-Zentrum sowie einen vierten Betriebshof für die Stadtbahn. Ebenfalls noch nicht eingeplant sei der Kauf von weiteren Stadtbahnen über die 20 Fahrzeuge hinaus, die ab 2017 geliefert werden. Die Option für diese letzte Tranche müsste 2018 gezogen werden, so Arnold.

Was das Personal anbelangt, sollen zu den derzeit 3085 SSB-Beschäftigten bis Ende nächsten Jahres 75 Beschäftigte hinzukommen. Die meisten von ihnen sollen im Fahrdienst zum Einsatz kommen. „Ab 2020 wird die Zahl der Beschäftigten dann wieder leicht zurückgehen“, sagte Personal-Vorständin Sabine Groner-Weber. Der Grund sei unter anderem der Rückbau der für Stuttgart 21 zusätzlich aufgebauten Stellen.

Als Erfolg bewertete Haaks das Handy-Ticket. Stand Oktober habe man 20,8 Prozent der Einzel- und Tagestickets über das Internet verkauft. Diesen Vertriebsweg werde man 2017 weiter ausbauen, speziell die Bezahlung bei der Online-Buchung solle einfacher werden. Dadurch wolle man weitere Autofahrer animieren, den Nahverkehr auszuprobieren, so Haaks. Was das Feinstaub-Ticket betrifft, könne man indes noch keine verlässlichen Aussagen zu den Verkaufszahlen machen. An Feinstaubalarm-Tagen habe man aber bis zu fünf Prozent mehr Fahrgäste gehabt.