Das Stuttgart Airport Busterminal (SAB) im Erdgeschoss des Parkhauses P 14 am Flughafen ist seit Mai vergangenen Jahres in Betrieb. Foto: FSG Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Im Mai vergangenen Jahres wurde das Stuttgart Airport Busterminal (SAB) am Flughafen in Betrieb genommen. Das Fazit nach den ersten acht Monaten in Betrieb fällt ernüchternd aus: Unterm Strich steht ein Minus von bis zu 40.000 Euro. In diesem Jahr könnte es sogar doppelt so hoch ausfallen. Grund dafür sind unter anderem deutlich höhere Reinigungskosten sowie geringere Gebühreneinnahmen.

5,8 Millionen Euro hat die Stadt Stuttgart in den Fernbusbahnhof auf den Fildern investiert, der als einer der modernsten und besten seiner Art bundesweit gilt. Es habe Anlaufschwierigkeiten gegeben, insgesamt aber sei man gut gestartet, zog Flughafen-Geschäftsführer Walter Schoefer jüngst im gemeinderätlichen Ausschuss für Umwelt und Technik ein erstes Fazit. Zwischen Mai und Dezember vergangenen Jahres wurden am SAB im internationalen und nationalen Linienverkehr 45.285 Halte und weitere 6771 Halte im Gelegenheitsverkehr verbucht.

Freilich lief nicht alles rund. Von schlimmen Zuständen abseits der Bahnsteige berichtete Schoefer: Viele Fernbus-Fahrgäste würden ihre Notdurft einfach in den Parkhaus-Treppenhäusern verrichten. Dabei stünden im SAB Toiletten in ausreichender Menge rund um die Uhr zur Verfügung. Obendrein seien sie mittlerweile kostenlos: Am Anfang hatte man zwar eine Benutzungsgebühr von 50 Cent erhoben, doch schon nach drei Monaten sei erkennbar gewesen, „dass das nichts wird“. Seither verzichtet man auf den Obolus - und das soll vorerst auch so bleiben. Warum die Toiletten nicht benutzt werden? Schoefer zeigte sich ratlos: „Offensichtlich gibt es Menschen, die diese Möglichkeiten nicht annehmen. Das ist eine total deprimierende Erfahrung.“ Beim Rauchen sei dies übrigens genauso: Obwohl es im SAB überall Aschenbecher gebe und Raucherzonen ausgewiesen seien, würden massenhaft Kippen herumliegen.

Die Folge: Für die Reinigung mussten im vergangenen Jahr rund 25.000 Euro mehr ausgegeben werden, weil mehr Personal im Einsatz ist und zudem Sonderschichten geschoben werden, um die Zustände zu beheben. Mit insgesamt 121.000 Euro ist die Reinigung einer der teuersten Posten, macht ein Viertel der Gesamtkosten des Busbahnhofbetriebs aus. Realistische Chancen, die Ausgaben dafür zu optimieren, etwa indem die Verursacher zur Kasse gebeten werden, sieht Schoefer nicht. Ein Ordnungsdienst, der Bußgelder eintreibt, würde mehr kosten.

Größerer Personalaufwand als gedacht war auch nötig, um die einfahrenden Fernbusse zu ordnen: Zahlreiche Fahrzeuge sind nicht modern genug ausgerüstet, um sich mit automatischen Signalen beim Dispositions- und Anzeigesystem für die Bussteigbelegungen anmelden zu können. Zudem hatte die Flughafengesellschaft als SAB-Betreiber nicht damit gerechnet, dass sie mit eigenen Leuten gegen Wildparker vorgehen muss - jene, die Fahrgäste zu den Bussen bringen oder sie abholen, würden ihr Auto oft nicht ordnungsgemäß abstellen.

Vor allem aber haben sich die Turbulenzen auf dem Fernbusmarkt auf den SAB ausgewirkt. Er generiert Einnahmen über Nutzungsentgelte. Deren Kalkulation erfolgte vor Betriebsstart auf der Basis der von den Verkehrsbetrieben angemeldeten Fahrten. Doch schnell stellte sich heraus, dass sich verschiedene Firmen lediglich Haltezeiten in Stuttgart reservieren wollten, 29 Prozent der avisierten Stopps erfolgten indes nicht. Das riss ein Loch in die Kasse - mit einer ersten Tarifänderung im September versuchte man gegenzusteuern. Doch nachdem im vergangenen November überraschend zwei Fernbus-Anbieter vom Markt verschwanden, war auch die neue Kalkulation überholt. Mit erzielten 444.000 Euro Nutzungsentgelt blieb man deshalb unter den Erwartungen.

In 2017, dem ersten vollen Betriebsjahr des SAB, droht laut Schoefer gar ein Defizit von 70.000 bis 80.000 Euro. Am Ziel der „schwarzen Null“ wolle man aber festhalten. Deshalb möchte der Flughafenchef demnächst zum zweiten Mal die Gebühren für Bushalte erhöhen. Zudem rechnet er mit einer Verkehrszunahme.