Grafik: CZ/EZ/Gutachterausschuss der Stadt Stuttgart Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Die Immobilienpreise in Stuttgart kennen nur eine Richtung: nach oben. Für eine Neubauwohnung musste man im vergangenen Jahr im Schnitt 5070 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Der Spitzenpreis lag gar bei 15 425 Euro pro Quadratmeter. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Stuttgart ist ein teures Pflaster: Wer in der Schwabenmetropole Eigentum erwerben will, muss tief in die Tasche greifen. Das gelte für Eigennutzer ebenso wie für Kapitalanleger, sagt Karlheinz Jäger. Der Vorsitzende des Gutachterausschusses für die Ermittlung von Grundstückswerten hat gestern aktuelle Zahlen vorgelegt. Basis dafür ist die jährliche Kaufpreissammlung, in die 2015 insgesamt 6396 Verträge einflossen.

Demnach sind die Preise im vergangenen Jahr erneut kräftig gestiegen: Für wiederverkaufte Eigentumswohnungen wurden durchschnittlich 13 Prozent mehr als im Vorjahr gezahlt. Der Durchschnittspreis einer Bestandswohnung stieg von 2390 auf 2660 Euro je Quadratmeter. Für eine neu erstellte Eigentumswohnung - 654 wurden im vergangenen Jahr verkauft - erhöhte sich der Durchschnittspreis von 4300 auf 5070 Euro je Quadratmeter. Als Spitzenwert wurden 15 425 Euro je Quadratmeter in der Stuttgarter Innenstadt erzielt - für das Penthouse im Wohnturm „Cloud No 7“ im Europaviertel. Die Lage ist nach wie vor ein preisbestimmender Faktor (siehe nebenstehende Grafik).

Für Einfamilienhäuser lag die durchschnittliche Preissteigerung bei acht Prozent, für Reihenhäuser, Zwei- und Dreifamilienhäuser bei elf Prozent sowie für Mehrfamilienhäuser bei zehn Prozent. Für ein Einfamilienhaus mussten 2015 durchschnittlich 650 000 Euro und für ein Reihenhaus durchschnittlich 425 000 Euro bezahlt werden. Im Langzeitvergleich wird die Entwicklung des Kaufpreisniveaus besonders deutlich: Bei Eigentumswohnungen im Bestand sowie bei Ein- bis Dreifamilienhäusern ist ein Anstieg um 60 Prozent seit 2009 zu verzeichnen, bei Mehrfamilienhäusern um 40 Prozent.

85 Baugrundstücke für den ein- bis zweigeschossigen Wohnungsbau wechselten im vergangenen Jahr den Besitzer. Die durchschnittliche Bauplatzgröße lag bei 690 Quadratmeter, pro Quadratmeter wurden im Schnitt 1080 Euro gezahlt. Als Spitzenwert wurde in sehr guter Wohnlage ein Preis von 2580 Euro je Quadratmeter registriert. Zudem wurden 53 Baugrundstücke für den Geschosswohnungsbau verkauft. Die durchschnittliche Bauplatzgröße betrug 1390 Quadratmeter, der Quadratmeterpreis lag im Schnitt bei 1010 Euro, der Höchstpreis bei 2340 Euro je Quadratmeter.

Auf dem Grundstücksmarkt ist laut Jäger ein neuer Rekord zu verzeichnen: Mit einem Plus von 981 Millionen Euro (+36,0 Prozent) erreichte der Gesamtumsatz des Stuttgarter Immobilienmarktes im vergangenen Jahr die Summe von 3,7 Milliarden Euro. „Das hat es in dieser Größenordnung noch nie gegeben.“ Selbst nicht in den Spitzenjahren 2005 und 2011.

Die Anzahl der verkauften Objekte stieg nach drei Jahren des Rückgangs wieder an (+10,8 Prozent). Den größten Umsatzzuwachs gab es im Bereich der Büro- und Geschäftshäuser mit einem Plus von 97 Prozent. Allein hier wurden Immobilien im Volumen von 1,433 Milliarden Euro veräußert. „Es gab vermehrt hochpreisige Verkäufe“, stellt Jäger fest. Ein Objekt wechselte für mehr als 200 Millionen Euro, drei Objekte zwischen 100 und 200 Millionen und zwei Objekte zwischen 50 und 100 Millionen den Eigentümer. Darunter waren zum Beispiel das Zeppelin-Carré am Hauptbahnhof (rund 170 Millionen Euro), die ehemalige Karstadt-Filiale an der Königstraße (etwa 200 Millionen Euro), der frühere Hindenburgbau (knapp 100 Millionen Euro) und das Bosch-Areal (rund 115 Millionen Euro).

Jäger geht davon aus, dass sich die Preisentwicklung in Stuttgart - anders als in anderen deutschen Großstädten - fortsetzen wird. Steigende Einwohnerzahlen, ein sehr niedriges Zinsniveau, die gute wirtschaftliche Lage - das alles deute darauf hin, dass die Nachfrage nach Immobilien weiter anhalten werde. Sie blieben als wertstabile Kapitalanlage gefragt. „Ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. Vielleicht aber wird der Preisanstieg nicht mehr zweistellig ausfallen“, so Jäger.