Quelle: Unbekannt

Von Sabrina Erben und unseren Korrespondenten

Nürnberg/Stuttgart - Die robuste Konjunktur hat die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf den niedrigsten Juni-Stand seit 25 Jahren sinken lassen. Insgesamt waren 2,614 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit - und damit 97 000 weniger als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit gestern in Nürnberg mit. In Stuttgart verringerte sich die Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vorjahr um 33 auf 17 264.

Und wieder ein Rekord: Die Arbeitslosenquote lag im Juni bundesweit mit 5,9 Prozent sogar auf dem niedrigsten Niveau seit der deutschen Wiedervereinigung, hob BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise gestern hervor. Im Mai hatte die Quote noch bei 6,0 Prozent gelegen. „Die Beschäftigung hat weiter zugenommen und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiter hoch. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich damit weiter positiv“, resümierte Weise. Auch nach Ansicht von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zeigen die jüngsten Daten, dass der Arbeitsmarkt in Deutschland „ein echter Stabilitätsanker“ für Deutschland und in Europa ist. Die Folgen der Fluchtmigration würden wohl erst in den kommenden Monaten stärker sichtbar, stellte sie gestern fest.

Auch im Südwesten sank die Arbeitslosigkeit. Rund 220 000 Menschen waren den Angaben der Bundesdirektion in Stuttgart arbeitslos gemeldet. Das waren zwar 1000 mehr als ein Jahr zuvor. Da es aber etwas mehr Jobs gab, lag die Quote wie schon im Juni 2015 bei 3,7 Prozent. „Der Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg ist weiterhin in guter Verfassung“, sagte der Landeschef der Behörde, Christian Rauch. Im Vergleich zu anderen Bundesländern steht Baden-Württemberg gut da. Nordrhein-Westfalen hatte im Mai eine Erwerbslosenquote von 7,7 Prozent.

Der Flüchtlingszuzug macht sich in Baden-Württemberg aber inzwischen in der Arbeitslosenstatistik bemerkbar. Der Anstieg der Zahl junger Erwerbsloser sei „auffällig hoch“, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Stuttgart mit. „Wir führen diese Entwicklung ausschließlich auf den starken Anstieg arbeitsloser Ausländer zurück“, sagte Rauch. Die Jugendarbeitslosigkeit - also von Menschen bis 24 Jahren - stieg den Angaben zufolge im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,3 Prozentpunkte auf 2,6 Prozent. 18 000 junge Leute suchten einen Job, 1900 mehr als vor einem Jahr. Die Entwicklung kommt nicht überraschend. Rauch hatte bereits im vergangenen Jahr prognostiziert, dass wegen der Flüchtlinge die Zahl der Arbeitslosen steigen werde. Der Landesregierung zufolge kamen 2015 rund 100 000 Schutzsuchende aus Staaten wie Syrien und Afghanistan in Deutschlands Südwesten.

Auch in Stuttgart fällt die Quote

Auch in der Landeshauptstadt ist die Zahl der erwerbslosen Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote in Stuttgart beträgt wie im Vormonat 5,3 Prozent. „Das ist eine leichte Verbesserung gegenüber dem Juni des Vorjahrs“, sagte Petra Cravaack, Leiterin der Arbeitsagentur in Stuttgart. Damals waren es 5,4 Prozent. Jahreszeitlich bedingt schwächt sich das Geschehen am Arbeitsmarkt mit der beginnenden Urlaubszeit etwas ab: „2390 Stellen wurden im Juni neu gemeldet, das sind im Vergleich zum Vorjahresmonat 330 gemeldete Stellen weniger.“

Die Zahl der offenen Stellen sei im Vergleich zum Vorjahresmonat aber um 465 auf 7323 Stellen gestiegen. „Dies zeigt, dass trotz attraktiver Stellenangebote und arbeitssuchenden Menschen es für Unternehmen immer schwieriger wird, ihre Stellen erfolgreich zu besetzen“, sagte Cravaack. Insbesondere im Fertigungs- und im Gesundheits-/Erziehungsbereich seien Stellen vakant.