„Library 2“ (Stadtbücherei Stuttgart), zwei Ebenen aus verwobenen Laserprints, Fine Art Print, Karton, Papier und Acryllack. Foto: Dittrich Quelle: Unbekannt

Von Elke Eberle

Plochingen - Die achte Generation der Stipendiaten des Landkreises verabschiedet sich gerade aus Plochingen. Nach drei Jahren Atelierstipendium bespielten sie in den vergangenen Monaten nacheinander oder gemeinsam in Ausstellungen die Steingießerei im Plochinger Kulturpark Dettinger. Der letzte der fünf aktuellen Stipendiaten ist Marc Dittrich, er zeigt dort zurzeit Fotoarbeiten und Installationen in der Ausstellung „Schichtwechsel“.

Zerschnitten und neu zusammengesetzt, zerbrochen und neu zusammengefügt - als Netz, in Schichten, im Wechsel: Marc Dittrich fotografiert moderne Hochhausfassaden, zerlegt sie in feine Streifen und fügt sie neu zusammen. Die ursprünglich klar gerasterten Fassaden bekommen so eine neue Struktur, werden neu verwoben und verschoben. Gebäude, die eigentlich Schutz bieten, sind nun filigrane, zerbrechliche Gebilde. Das ursprünglich Dreidimensionale wird zum Zweidimensionalen und mal mehr, mal weniger wieder zurückverwandelt in Dreidimensionalität. Unbedruckte Streifen baumeln manchmal ins Nichts, manchmal hängen die neu geschaffenen Architekturen an ihnen, so als wäre das Nichts ein Teil von ihnen.

Modellhochhäuser aus Fotografien

Aus Fotografien baut Dittrich auch ganz neue Modellhochhäuser, die eigenartig aus sich heraus zu leuchten scheinen. Sie stehen auf Glasflächen und spiegeln sich in den Raum. Und der Betrachter, der sich vielleicht aus Neugier oder aus Versehen zu nahe an sie heranwagt, findet sich unversehens als ein großer, unbeteiligter Beobachter im Reflexionsspiel wieder.

Die zerlegten Fotografien sind Fotografien von Fotografien. Fotografien von Projektionen auf die Atelierwand: Die Farben rauschen, korrelieren, werden unscharf, manches wird pixelig. So entstehen surreale Kulissen einer schönen anderen Welt. Seit einiger Zeit fügt der 1975 in Ostfildern geborene Marc Dittrich zersplitterte Bretter oder Teile von Möbelstücken im Schichtwechsel zu neuen Architekturen zusammen, ihre Fassaden generieren sich ebenfalls aus Fotografien von Hochhäusern. Alles wirkt hier unfertig, deformiert, zerstört. Nichts ist heil, alles trägt seine Vergangenheit zur Schau. Die klaren Raster der ursprünglichen Fassaden verflüchtigen sich in diesem Schichtwechsel zu verletzten Strukturen. Dittrich abstrahiert und ironisiert, er stellt politische, gesellschaftliche und soziale Fragen, etwa die nach den Abhängigkeiten zwischen Öffentlichem und Privatem. Und die Frage nach der Identität des Einzelnen zwischen all den kalten, grauen Fassaden und im großen Ganzen.

Bis 7. August. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag jeweils 17 bis 19 Uhr, Finissage am Sonntag, 7. August um 17 Uhr. Die Kataloge zu den Ausstellungen aller Stipendiaten sind fertig und in der Ausstellung erhältlich.