Lange Schlangen sind beim Burgerstand „Krosse Krabbe“ an der Tagesordnung. Auch König Lucas kann da nicht widerstehen. Fotos: Eisenhardt Quelle: Unbekannt

Die Ein- und Ausreise im „Verheinigten Königreich“ ist dieser Tage nur mit einem entsprechenden Personalausweis möglich. Bezahlt wird in „Heinis“. Ein Job in einem der 80 Betriebe ist Pflicht. Die Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums Ostfildern lernen während der viertägigen Projekttage „Schule als Staat“, wie ein solcher funktioniert.

Von Katja Eisenhardt

In der Zentralbank des „Verheinigten Königreichs“ überwachen Chefbanker Florian Lang und sein Vize Ralf Moser - beide Schülersprecher des HHG - mit Hilfe ihrer Mitarbeiter die Geldgeschäfte des Staates. Täglich müssen die rund 80 Betriebe ihre Steuererklärung abliefern, es werden Löhne ausbezahlt und Euro in „Heinis“ umgetauscht. Nur mit diesen kann im Staatsgebiet bezahlt werden. Dem Wechselkurs entsprechend bekommt man für einen Euro zehn Heinis ausgehändigt. Eng wird in der Bank mit den Ministern des Parlaments zusammengearbeitet, zuvorderst dem Finanzminister (Samuel Müns) und dem Wirtschaftsminister (Sebastian Hertle). Beide gehören der stärksten Partei des gewählten Parlaments an, der „Partei des Sozialistischen Manifestes (PDSM)“. „Ansonsten gibt es noch die ‚Grüne Umwelt Partei (GUP)‘ und die ‚Christlich Demokratische Volkspartei (CDVP)‘“, erklärt Finanzminister Samuel Müns. Jeden Tag um 9.30 Uhr werde getagt, um neue Gesetze zu verabschieden oder bestehende zu bearbeiten. Formuliert wurden diese Themen während der mehrmonatigen Projektvorbereitungen.

Wer gegen ein Gesetz verstößt, landet vor Gericht und muss sich dort den Fragen von Staatsanwältin Lucia Hecht stellen, die wie die meisten in führenden Positionen Schülerin der Kursstufe 1 ist. Die 18-Jährige kann sich nach dem Abitur ein Jura-Studium gut vorstellen. „Das ist jetzt eine gute Gelegenheit, die Abläufe vor Gericht ein bisschen kennenzulernen.“

Rund 80 unterschiedliche Einrichtungen und Betriebe gibt es im Staat - darunter auch die Polizei, Zoll, Wirtschaftskontrolldienst, Arbeitsamt und Presse sowie zahlreiche Gastronomiebetriebe, eine Geisterbahn und weitere Sport-, Kultur- und Lifestyle-Einrichtungen. Ganz wichtig: Das gut bestückte Warenlager. Die Teamleitung hat in diesem Fall die Schülersprecherin Ida Sommer: „Wir gehen täglich entsprechend der Bestellungen der Betriebe einkaufen. Sie müssen gut kalkulieren und die Kosten für die Lieferung natürlich auch erwirtschaften.“

Über sehr guten Umsatz freut sich das Team der „Krossen Krabbe“: Die frisch gebratenen und belegten Burger sorgen täglich für lange Schlangen. Da kann selbst König Lucas nicht widerstehen, sobald es der volle Terminkalender zulässt. Lucas Steger findet das Projekt interessant: „Man lernt die theoretischen Inhalte des Gemeinschaftskundeunterrichts zur Funktion eines Staates mal hautnah kennen.“ Die Organisationsleitung für die von der SMV geplanten Projekttage hat Verbindungslehrerin Yvonne Ackerer. Vor gut einem Jahr sei die Idee entstanden: „Vor ein paar Jahren gab es das Projekt am HHG schon einmal. Jetzt kam die Idee erneut auf.“ Anfang des Jahres wurde mit den Planungen begonnen. Die einzelnen Rollen nähmen die Schüler durchaus ernst, das Projekt sei eine gute, praktische Übung, um die Funktion und die Abläufe innerhalb eines Staates kennenzulernen, findet Ackerer. Heute enden die Projekttage „Schule als Staat“ um 13 Uhr mit einer Abschlussrede des Königs. Sollte es bei den Betriebseinnahmen einen Überschuss geben, wird dieser - wieder in Euro - für den guten Zweck gespendet.