(red) - Anerkannte Flüchtlinge müssen nach Abschluss ihres Verfahrens die Sammelunterkünfte verlassen, die der Landkreis zur Verfügung stellt. Für ihre Unterbringung sind die Kommunen zuständig. Die Stadt Ostfildern sucht deshalb Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge, aber auch für andere Bedürftige. Bis Jahresende muss die Stadt noch 100 Menschen unterbringen, 2017 sind es weitere 470.

Für Jörg Berrer vom Fachbereich 1 der Stadtverwaltung (Bürgerservice) ist die Situation ernst. „Es ist eine kommunale Pflichtaufgabe, für anerkannte Flüchtlinge Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, erklärt er. Allerdings gebe es dabei ein großes Problem. „Der Markt für Wohnungen ist leergefegt. Es herrscht Wohnungsmangel“, sagt er. Deswegen hat die Verwaltung eine Kampagne gestartet, um alle Reserven zu aktivieren. In diesem Jahr muss die Stadtverwaltung 217 Neuzugänge unterbringen. Bis Jahresende benötigen noch 100 Flüchtlinge eine Unterkunft. Die Hälfte der in Ostfildern aufgenommenen Syrer, deren Asylantrag bewilligt wurde, haben auch einen Antrag auf Familiennachzug gestellt. Und im kommenden Jahr sind es noch einmal bis zu 470 Flüchtlinge, die versorgt werden müssen. „Das ist eine Herkulesaufgabe. Die derzeitige Situation sprengt alle Dimensionen“, stellt Berrer fest.

Vor der Flüchtlingskrise waren es lange Zeit rund 80 Bedürftige jährlich, für die die Stadt Wohnraum bereitstellen musste. Berrer: „Das waren Obdachlose, Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen aus ihrer Wohnung ausziehen mussten.“ Dieser Gruppe konnte die Stadt regelmäßig helfen. Doch die Situation hat sich drastisch gewandelt. „Wir sind auf allen Schienen auf Wohnungssuche“, berichtet Berrer. Erste Aufrufe haben zehn Wohnungsangebote gebracht. Die Kampagne „Kinderzimmer gesucht“, die der Freundeskreis Asyl initiierte, hat zu fünf Wohngelegenheiten geführt. Mitarbeiter des städtischen Gebäudemanagements gehen auf der Suche nach weiterem Potenzial für Wohnungen durch die Stadt. Die Besitzer werden direkt angesprochen. „Jede Wohnung zählt“, betont Berrer.

Flüchtlinge werden zunächst in den Erstaufnahmestellen des Landes untergebracht und dann nach wenigen Wochen den Landkreisen zugewiesen. Der Landkreis muss diese Flüchtlinge in Sammelunterkünften unterbringen. Davon gibt es in Ostfildern momentan sieben mit insgesamt 350 Bewohnern. Sind Flüchtlinge anerkannt, ist die Kommune, in der sie wohnen, verpflichtet, für Wohnraum zu sorgen.

Das ist mitunter ein finanzielles Problem der Kommune. Das Land erstattet dem Landkreis die Kosten für die Unterbringung, der Stadt jedoch nicht. „Wenn sie ausziehen, gibt es keinen einzigen Cent mehr“, sagt Berrer. So müsse die Stadt nach Wohnbauprogrammen suchen und eine Förderung beantragen. Auf diesem Weg erhält Ostfildern 1,5 Millionen Euro für einen Neubau an der Maybachstraße. Dort entstehen für 4,5 Millionen Euro 100 Wohnplätze - die aber nicht ausreichen.

„Wir wollen den Standard von zehn Quadratmetern Wohnraum pro Flüchtling aufrecht erhalten und neue Unterkünfte ordentlich bauen - der Nachnutzung wegen“, sagt Berrer. Am Anfang habe er zum Beispiel Ein-Zimmer-Wohnungen mit 18 Quadratmetern mit einer Person belegt. Inzwischen seien es zwei Bewohner. „Und wenn alle Stricke reißen, muss die Stadt Wohncontainer im Industriegebiet aufbauen“, sagt Berrer.

Damit das nicht passiert, ist die Stadt auf der Suche nach jedem Wohnraum, den die Bürger in Ostfildern zur Verfügung stellen können. Wer also ein Zimmer, eine Wohnung oder einen Platz in einer Wohngemeinschaft übrig hat, kann sich bei Jörg Berrer melden. Die Stadt kann dann entweder selbst als Mieter fungieren oder Mieter vermitteln - und bei Bedarf als Mietbürge einstehen.

Jörg Berrer ist unter Tel. 07 11/34 04-120 oder per E-Mail unter j.berrer@ostfildern.de erreichbar.