Im Deizisauer Rathaus steht ein Generationswechsel bevor. Alte Hasen wie Kämmerer Dieter Kottinger, Hauptamtsleiter Michael Falb und Sozialamtsleiter Friedhelm Wickert - alle seit Jahrzehnten im Amt - haben ihren Ruhestand vor Augen. Die fließende Übergabe an die Nachrücker hat schon begonnen. Bürgermeister Thomas Matrohs nutzt zudem diesen Wandel, um die Arbeitsbereiche neu zu ordnen.

Von Roland Kurz

An zwei Dingen ist das Ende der Kontinuität in der Deizisauer Verwaltung bereits sichtbar geworden: Handwerker haben im ersten Geschoss des Rathauses eine Wand durchbrochen, um Arbeitsplätze anders anzuordnen. Und in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats saß am Platz von Michael Falb bereits Anna Osdoba. Als deren Stellvertreter wurde außerdem Christoph Stolz vorgestellt. Er arbeitet seit zwei Wochen in Deizisau und betreut die Geschäftsstelle des Gemeinderats.

Mit einer Organisationsuntersuchung durch ein externes Büro hat die Gemeinde den Generationswechsel vorbereitet. Im Lauf der Jahrzehnte seien die Aufgabenbereiche einfach gewachsen und zum Teil dort gelandet, wo sie nicht hingehören, beschreibt Matrohs die Ausgangslage. Beim Wechsel in seiner Führungsriege will er den jungen Mitarbeitern die Aufgaben sauber zuordnen.

Zum Teil ist das schon passiert. Michael Falb, der seit fast 40 Jahren im Rathaus arbeitet, hat die Leitung des Hauptamts abgegeben. Er leitet nun das Projektbüro Gemeindejubiläum 2018, wo sein Organisationstalent für die 750-Jahr-Feier gefragt ist. Künftig wird es kein Hauptamt mehr geben. Die Gemeindeverwaltung wird in zwei Geschäftsbereiche gegliedert - „Bürgerservice und Verwaltung“ sowie „Finanzen und Bau“. Unterhalb dieser Ebenen wird es nach dem Ausscheiden der drei Dienstältesten vier Abteilungen geben, momentan sind es fünf. Eine davon, die Abteilung „Bürgerservice“ leitet nun Falbs bisherige Stellvertreterin Osdoba.

Im der Ortskämmerei ist Nadine Jud in den vergangenen Jahren in den Aufgabenbereich Dieter Kottingers hineingewachsen. Der Haushaltsplan 2017 ist bereits ihr Werk. Als Leiterin der neuen Abteilung Finanzen ist sie ab 2018/19 gesetzt. Offen ist noch, wer den gesamten Geschäftsbereich „Finanzen und Bauen“ von Kottinger erben wird. Matrohs geht davon aus, dass die Bereiche von einem Abteilungsleiter oder einer -leiterin übernommen werden, um nicht unnötig viele Stellen zu schaffen.

Der neugebackene Bereichsleiter Kottinger ist der Dienstälteste im Rathaus. Seine Ausbildung hat er noch unter Bürgermeister Hermann Ertinger begonnen, das war im Jahr 1971. Nach seiner Ausbildung kam er 1976 wieder nach Deiziau, also vor 41 Jahren. Kämmerer ist er seit 1984. Spätestens im Februar 2018 will Kottinger in den Ruhestand gehen. Der Rückzug falle ihm aber schwer. „Ich gehe wahnsinnig gern ins Geschäft“, meint er. Das liege auch am guten Verhältnis zum Bürgermeister und zum Gemeinderat. Jetzt müsse er das Loslassen lernen.

Vermutlich etwas später wird das Loslassen auch auf Friedhelm Wickert zukommen, der bislang soziale Einrichtungen und das Personalamt gemanagt hat. Die neue Abteilung Bildung, Kultur und Soziales wird ab 2018 oder 2019 Sibylle Hettwer übernehmen, die bislang als Bildungskoordinatorin tätig ist. Vor sechs Jahren hat sie mit einer 30-Prozent-Stelle auf dem Rathaus angefangen. Mittlerweile ist sie für 20 Beschäftigte zuständig.

In der Übergangsphase hat die Gemeinde kurzfristig höhere Personalausgaben. Der Stellenplan für die Kernverwaltung ist von 9,5 auf 12,5 Stellen gewachsen. Das bedeutet 165 000 Euro mehr, insgesamt sind es heuer 3,66 Millionen Euro. Nach dem Ausscheiden der drei altgedienten Amtsleiter werden die Stellen des gehobenen Dienstes nicht neu besetzt.

Für die Umbauten im Rathaus rechnet Matrohs mit 12 000 Euro. Die Büros im ersten Stock erhalten einen anderen Zuschnitt, weil es die Rollenteilung Amtsleiter mit Vorzimmerdame nicht mehr geben wird. In den gleichwertig aufgeteilten Räumen nehmen Abteilungsleiter/in und Sachbearbeiter/in Platz. Um Büroraum zu gewinnen, wird demnächst auch die Registratur ins Dachgeschoss verlagert, große Teile des Archivs wandern in die Obhut des Landkreises.