Ein wichtiger Schritt für die Verlängerung der S-Bahn-Strecke bis nach Neuhausen ist relativ unspektakulär erfolgt. Der Neuhäuser Gemeinderat hat einstimmig die Planung der SSB AG für die knapp vier Kilometer lange Trasse gebilligt. Damit kann die SSB die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren fertigstellen und dann beim Regierungspräsidium einreichen.

Von Klaus Harter

Auf eine Aussprache haben die Ratsmitglieder verzichtet. Wie wichtig das Projekt für Neuhausen ist, hatten sie schon mehrfach betont. Sie erhoffen sich eine Entlastung vom Straßenverkehr auf den staugeplagten Fildern. Die Fahrt zum Hauptbahnhof Stuttgart wird mit der S-Bahn 37 Minuten dauern, nur wenige Minuten sind es bis zur Verkehrsdrehscheibe am Flughafen mit Umsteigemöglichkeiten auf Fernzüge und die Stadtbahn U 6.

Gegenüber den bereits in Bürgerinformationen und Gemeinderatssitzungen vorgestellten Plänen haben sich nur wenige Veränderungen ergeben. Die wichtigste beruht auf neuen Berechnungen der Lärmbelastung, die nachts von der S-Bahn ausgeht. Sie haben ergeben, dass die Grenzwerte bei ein paar Häusern an der Bernhäuser Straße, Bahnhofstraße und Robert-Bosch-Straße überschritten werden. „Die Häuser sind so positioniert, dass man nicht sinnvoll mit Lärmschutzwänden arbeiten kann“, sagte der Chefplaner der SSB, Volker Christiani. Die Eigentümer hätten daher Anspruch auf passiven Lärmschutz, also den Einbau von Schallschutzfenstern.

Die Bedingungen für den Lärmschutz am nördlichen Ortsrand hatten sich schon früher durch eine wesentliche Änderung der ursprünglichen Trassenpläne verbessert. Weil die Strecke zwischen Sielmingen und Neuhausen einspurig wird, rücken die Lärmschutzwände weiter von den Häusern ab. Sie stehen an der engsten Stelle nun zehn statt fünf Meter vom Ortsrand entfernt. Außerdem werden sie nicht vier, sondern 2,50 Meter hoch. Entlang der Max-Eyth-Straße liegt das Gleis in einem Trog, der bis zu 2,30 Metern tief ist. Er wird beidseitig mit hochabsorbierenden Schallschutzwänden ausgekleidet. Entlang der gesamten Wohnbebauung soll ein Erschütterungsschutz mit Unterschottermatten dafür sorgen, dass sich die Schallwellen nicht zu stark über den Boden ausbreiten können.

Im Bahnhof verlegt die SSB drei Gleise. Die S-Bahnen halten in der Regel auf dem nördlichen, neben der Bahnhofstraße liegenden Gleis. Das südliche wird nur in Sonderfällen genutzt, das mittlere als Abstellgleis. Alles, was im Bahnhofsbereich über die Standardausstattung hinaus geht, muss die Gemeinde zahlen, betonte Christiani. Dazu zählen die Fußgängerunterführung zum südlich gelegenen Wohngebiet, die Bushaltestellen an der Bahnhofstraße, die Parkplätze und das Parkhaus, das direkt hinter dem Bahnhof im Gewerbegebiet geplant ist, sowie die Gestaltung des Bahnhofsplatzes. Ebenso die Gebäudezeile, die im südlichen Bereich des Bahnhofs geplant ist.

Zeitplan

Die SSB AG will die Planfeststellungsunterlagen im Juni oder Juli beim Regierungspräsidium einreichen. Die öffentliche Auslegung soll im Herbst 2016 erfolgen. Die Erörterungsverhandlung findet im Frühjahr 2017 statt. Den Planfeststellungsbeschluss könnte das Regierungspräsidium im Herbst 2017 erlassen.

Die Kosten sind eine wichtige Größe für die Projektpartner, den Verband Region Stuttgart, den Landkreis Esslingen, die Stadt Filderstadt und die Gemeinde Neuhausen. Zahlen will die SSB im vierten Quartal dieses Jahres vorlegen. Auf dieser Grundlage stellt sie dann den Förderantrag für Zuschüsse des Bundes und des Landes nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierunsgesetz. Der Bund übernimmt bis zu 60 Prozent der Kosten, das Land 20 Prozent. Der Förderbescheid wird voraussichtlich Anfang 2018 eingehen. Im Herbst 2014 hatte die SSB die Kosten auf 125 Millionen Euro geschätzt.

Sobald die Projektpartner Kostensicherheit haben, können sie den Baubeschluss fällen. Das sollen sie bis Mitte 2018 tun. Der Baubeginn ist für Anfang 2019 vorgesehen.

Die Inbetriebnahme der S-Bahn-Strecke ist noch nicht terminiert. Die SSB spricht lediglich vom Fahrplanjahr 2021/22.