Die beiden Initiativen für den Erhalt der evangelischen Johanneskirche in Wendlingen geben nicht auf. Mit dem Bürgerbegehren „Rettet die Johanneskirche“ möchten sie erreichen, dass der Gemeinderat der Stadt aktiv wird und wenn nötig „alles rechtlich Mögliche“ tut, um den Abbruch des Kirchengebäudes aus dem Jahr 1964 zu verhindern.

Von Karin Ait Atmane

Ab morgen wollen die Initiatoren des Bürgerbegehrens auf dem Markt Stimmen sammeln. 800 Unterschriften von Wendlinger Bürgern brauchen sie, um beim Gemeinderat einen Bürgerentscheid zu beantragen. Dieser läuft wie eine Wahl ab, bei der die Stimmberechtigten mit Ja oder Nein ihre Meinung kundtun - in diesem Fall darüber, ob der Gemeinderat sich des Themas annehmen soll. Denn eigentlich betrifft die Sache nicht die Kommune, sondern die evangelische Kirchengemeinde: Sie ist Grundstückseigentümerin und Bauherrin und hat bereits eine Abbruchgenehmigung vorliegen. Diese wurde im Vorfeld beantragt, um zu prüfen, ob die Johanneskirche unter Denkmalschutz steht - was nicht der Fall ist.

Der Kirchengemeinderat hat dann vor über einem Jahr beschlossen, an ihrem Standort ein neues Gemeindezentrum zu bauen. Denn Gemeinderäume werden gebraucht, während nach dem Zusammenschluss der beiden früher selbstständigen evangelischen Kirchengemeinden ein Gotteshaus als ausreichend betrachtet wird, nämlich die deutlich ältere Eusebiuskirche. Dennoch habe der Gemeinderat Möglichkeiten, sagt Hans Köhler von der Initiative „Pro Johanneskirche“, und sei es nur, das Gespräch mit der Kirchengemeinde zu suchen. Was die Formulierung „alles rechtlich Mögliche“ tun im Bürgerbegehren meint, wurde gestern im Pressegespräch nicht deutlich. Bürgermeister Steffen Weigel sieht jedenfalls keine rechtlichen Mittel. „Die Einflussmöglichkeiten des Gemeinderates sind da sehr, sehr begrenzt“, sagte er auf Nachfrage. Es gehe ja nicht um eine kommunale Sache. Gegen den Abbruch könnten allenfalls baurechtliche Gründe greifen, die aber das in diesem Fall zuständige Landratsamt feststellen müsste. Eine politische Stellungnahme von Seiten des Gemeinderats sei zwar grundsätzlich denkbar, aber wiederum für die Kirche nicht bindend.

Betrieben wird das Bürgerbegehren von zwei Initiativen, beide wehren sich gegen den Abbruch der Kirche. Allerdings geht es „Pro Johanneskirche“ vor allem um die Gebäudehülle; einer Umgestaltung im Inneren, eventuelle durch ein „Haus im Haus“, steht diese Gruppe offen gegenüber. Der „Freundeskreis Johanneskirche“ möchte dagegen die Veränderungen im Inneren möglichst gering halten und lediglich eine neue Heizung und eine Küchen- und Sanitäreinheit einbauen, wie Sprecher Viktor Ziegler erklärte. Wohngemeinschaften für Behinderte, wie sie die Bruderhausdiakonie im Rahmen des neuen Gemeindezentrums plant, glauben die „Kirchenretter“ auch bei Erhalt der Johanneskirche unterbringen zu können.

Für ihren Erhalt führen sie eine Reihe von Argumenten an, so die zentrale Lage und die gute Erreichbarkeit. Mit ihrer Fassade aus Gönninger Tuffstein sei sie ein prägendes Element, das auch bei der Gestaltung der neuen Stadtmitte immer berücksichtigt worden sei, betonte Mitstreiterin Edith Hammelehle: Die Johanneskirche wegzunehmen, sei „wie die Nas‘ aus dem Gesicht gerissen“. Auch die geschichtliche Bedeutung als ein Stück Heimat für die Bessarabiendeutschen in Wendlingen wird genannt. Vor allem wird aber das Vorgehen der Kirchengemeinde kritisiert. Im Vorfeld der Planungen sei immer der Erhalt der Kirche zugesichert worden, sagt Heinz Gfrör, der in den 60er-Jahren selbst deren Bau geleitet hat. Dann habe man hinter verschlossenen Türen anders entschieden.

Dass sie die 800 benötigten Stimmen zusammenbekommen, bezweifeln die Initiatoren nicht. Immerhin wurden doch schon einmal 1500 Unterschriften in dieser Sache gesammelt.